Originale der Reichspostmarkwerte sind im Stichtiefdruck hergestellt. Dabei steht die Farbe deutlich erhaben auf dem Papier. Die Zeichnung ist scharf und detailreich. Die Farbe ist in der Mitte der jeweiligen Farbflächen dicker aufgetragen. Buchdruckfälschungen zeigen dagegen Merkmale des Buchdrucks, also mehr Farbe genau an den Rändern der farbigen Flächen, die sogenannten Drucknähte oder Quetschränder. Offsetdruckfälschungen zeigen einen wässrigen, dünnen Farbauftrag.
Im Bild unten ist Feld 11 der Originalplatte als Ausschnitt zu sehen und direkt darunter ein Schwarzdruck davon aus dem Jahr 1984. Die kleine graue Wolke, rechts oben im Rand, stammt aus einer leichten Delle in der Platte, die im Jahr 1984 so vorhanden war. Die Platte ist natürlich seitenverkehrt und die Delle muss man auf der Platte links oben suchen. Deutlich sind die feinen, tiefer eingravierten Linien zu sehen, die sich mit Farbe füllen, die nachher auf dem Papier landet. Darunter die Bilder zeigen ein Klischee für den Buchdruck einer Fälschung. Echte Buchdruckklischees gibt es natürlich nicht.
1 Mark Reichspost, Buchdruckklischee zur Herstellung von Fälschungen. Von diesem Klischee drucken nicht die tiefer liegenden Teile, sondern die hochstehenden Flächen. Der fertige Druck sieht im Detail sehr unsauber aus. Viele kleine Details, wie das Pflaster oder die Mauersteine, sind nur grob angedeutet. Im Vergleich mit der echten Platte, sieht das Klischee aus, als habe ein Grobmotoriker mit dem Holzhammer und dem Stechbeitel gearbeitet.
1 Mark Reichspost, mit echter linker Hälfte und falscher rechter Hälfte
Im nebenstehenden Bild sind Original und Fälschung zu einem Bild vereint. Die linke Hälfte ist von einer echten Marke, die rechte Hälfte von der schon im ganzen gezeigten
Buchdruckfälschung. Wenn man die Marke jetzt noch auf 1:1 verkleinert, sieht man, weshalb der Fälscher mit seiner Arbeit durchaus zufrieden sein durfte.
Unbedarften Sammlern dürfte die Fälschung nicht auffallen. Diese spezielle Fälschung ist überwiegend mit dem Wort "Nachdruck" in grau, rückseitig, hochkant, gekennzeichnet.
Deshalb findet man viele diese Fälschungen auf Briefstücken und Briefen. Da kann man die Kennzeichnung nicht mehr sehen.
Dem Fälscher dürfte auch zugute kommen, dass der Blick des Betrachters bei der Fälschung eher auf die schönen Speichen fällt, als auf die fehlenden Mauersteine.
Die Kutsche ist noch das am Besten gelungene Detail der Fälschung.
(C) 2011 Jürgen Kraft, Teneriffa