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Hallo liebe Teilnehmer,

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19.12.16, 20:39:00

vozimmer

(Mitglied)

Ich möchte einen Brief von Bergedorf nach Johannwarde vorstellen und die Frage aufwerfen, ob er nicht doch zumindest indirekt datierbar ist.


Bild 1: Vorderseite

Dass eine Datierung des Briefes so interessant ist, hat im Wesentlichen mit der Tatsache zu tun, dass der Zweizeiler ‘BERGEDORFF’ mit Datumsangabe in der Preußischen Postexpedition und dann später im Beiderstädtischen Postamt genutzt wurde.


Bild 2: Stempel ‘BERGEDORFF’ mit Datumsangabe

Briefe aus der Zeit der Preußischen Postexpedition sind selten: etwa 10 bekannte Belege gebe es, ist die Aussage im Bergedorf - Katalog von Karl-Heinz Hornhues. Nachgewiesen werden können sie nur über ein Datum im Brief oder einen datierten Stempel einer fremden Postanstalt.

Über den Inhalt (er wurde hier im Forum mit Unterstützung von palaiss transkribiert) kommt man leider auch nicht weiter.


Bild 3: Inhalt

Hier der Text:
Bergedorf den 6 ten Okober
Lieber Herr Prediger Ich mus Ihrem er
suchen wegen das abbitten weil Ich kein
Jahr in Bergedorf gewesen bin und wegen
mein Gewerbe nirgens Jahrenlang gewesen
bin(.) Darum ist mier zuerkant mich in Wohrt
abzubitten lassen so mögen Sie doch die Güte haben
und mier doch abbitten(.) Lieber Herr Prediger
Ich hette Ihnen das Gelt gleich mit Geschick aber Ich
weis es nicht wieviel Sie dar vor krigen(.)
Ich werde Ihnen das Geld schiken wenn Sie
mier den Schein wieder schiken

Johan Sauck


Zum Absender konnte folgendes ermittelt werden:
Sauck, Joh. Carsten Heinrich, 31.8.1841 ; Holzsäger, Arbeitsmann; aus Bleckede (* 1812).
Quelle: Das Bürgerbuch der Stadt Bergedorf

Über den Herrn Prediger in Johannwarde habe ich bisher nichts gefunden.

Es bleibt also der Stempel aus Schwarzenbeck.


Bild 4: Stempel ‘SCHWARZENBECK’

Wie kommt der überhaupt auf den Brief? Das hängt unmittelbar mit dem Bau eines Stücks der Chaussee von Berlin nach Hamburg zusammen. Mit dem Bau erwarb Preußen das Recht, in Bergedorf Post einzusammeln und (eben auf dieser Chaussee) zu transportieren, so wie Post in Bergedorf auszutragen. Der Amtsbote Lange war darüber nichtwirklich glücklich, baute sich doch Konkurrenz auf. Und tatsächlich versuchte Preußen die Post für Bergedorf auch in Richtung Hamburg zu übernehmen. Diese Entwicklung ist Grundlage dafür, dass über die Chaussee, an der auch Schwarzenbeck liegt, der Postverkehr in Richtung Preußen abgewickelt wurde. Zunächst von der Preußischen Postexpedition, später vom Beiderstädtischen Postamt.


Bild 5: Die Orte auf einer Karte von 185o, Johannwarde ist dort mit Hamwarde bezeichnet

Trägt man die Verwendungszeiten der beiden Stempel in Schwarzenbeck und Bergedorf, in eine Zeitübersicht ein,
so ergibt sich folgendes Bild.


Bild 6: Zeitübersicht (ist in einer größeren Auflösung noch mal zum Download angehängt)

In der Zeitübersicht sind im oberen Bereich die Daten zu Bergedorf, im unteren die von Schwarzenbeck eingetragen. In gelb sind die Zeiträume der Preußischen- und der Beiderstädtischen Post eingetragen. In Orange ist die relevante Verwendung der beiden Stempel eingetragen. Die Daten der verschiedenen Stempelverwendungen stammen für den Bergedorfer Zweizeiler aus dem Hornhues - Katalog, für den Einzeiler aus Schwarzenbeck aus dem Stempelhandbuch der Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein.

Wenn man diese Daten als Grundlage betrachtet, kann der Brief nur aus der Zeit stammen, in der beide Stempel gleichzeitig in Gebrauch waren. Damit bleibt nur der Zeitabschnitt der Preußischen Post in Bergedorf, da zu keinem anderem Zeitpunkt beide Stempel in schwarzer Farbe benutzt wurden.

Mich würde nun interessieren, ob diese Argumentation tatsächlich auch für euch ausreichen würde, um den Brief in die preußische Zeit zu datieren.

Grüße, Volker
Dateianhang (verkleinert):

 TimeLine - Bgd - Bgd_Johannwarde_Datierung_01.jpg (396.19 KByte | 5 mal heruntergeladen | 1.93 MByte Traffic)


Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
19.12.16, 20:40:00

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 19.12.16, 21:18:36

Zitat von vozimmer:
Wenn man diese Daten als Grundlage betrachtet, ...


Lieber Volker,

die Antwort hast Du mit Deiner Einschränkung bereits selbst gegeben.

Stempelverwendungsdaten können noch so umfassend registriert sein, als Beweis für eine Briefdatierung reichen sie dann nicht aus, wenn nicht amtliche Quellen für den Ersteinsatz sowie Einzug resp. Unbrauchbarmachung vorliegen.

Andernfalls muß immer mit einer Erweiterung der bekannten Verwendungsdauer gerechnet werden. Insbesondere die ausnahmsweise Benutzung von "Schubladenstempeln" sorgt in dieser Hinsicht für Unsicherheit.

Zweifellos ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß der Stempel aus der von Dir festgestellten "Überlappungszeit" stammt. Es bleibt aber immer Platz für Restzweifel.

Liebe Grüße

Jürgen
19.12.16, 21:17:17

vozimmer

(Mitglied)

Lieber Jürgen (Altsax),

ja, Deine Antwort kam nicht ganz überraschend.

ich werde an dem Brief aber dran bleiben. Wenn auch nicht absolute Sicherheit gegeben sein wird, es gibt noch die Möglichkeit etwas über die Verwendung der Sequenznummer, den Empfänger und den Zustand des Stempels zu erfahren.

Der Aufwand ist (für mich) sinnvoll, Belege der Preußischen Postexpedition sind selten. In der Auktion "Bergedorf-Sammlung Prof. Dr. Karl-Heinz Hornhues" bei Rauhut im Jahr 2o11 wurden zwei Briefe ausgerufen. Einer datierbar über den Nachfolge K1 von Schwarzenbeck mit Jahreszahl und ein weiterer ohne Datierung wie der Brief von mir mit dem Einzeiler von Schwarzenbeck. Letzterer wurde beschrieben mit: "(1840), Briefhülle, offensichtlich aus der preußischen Zeit, ..."

Liebe Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
20.12.16, 21:43:12
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