Autor Nachricht

Administrator

(Administrator)

Hallo liebe Teilnehmer,

herzlich willkommen zum neuen Thema Heidelberger Postablagen

Versucht beim Schreiben immer sachlich zu bleiben. Drückt euch klar aus, damit jeder Leser versteht, ob ihr Fachwissen teilt oder eure Meinung zu einem Thema sagt.

Verzichtet auf Kommentare über andere Teilnehmer. Kommentiert gerne die Aussagen anderer. Wir wollen über Philatelie diskutieren und nicht über Philatelisten freuen

Wir wünschen viel Freude am Hobby Philatelie!
23.12.16, 20:31:29

balf_de

(Mitglied)

Hallo zusammen,

ursprünglich hatte ich die Absicht, die Postablagen-Belege aus meiner „Heidelberg“-Sammlung erst zu vervollständigen, bevor ich sie zeige, aber es sieht momentan so aus, als sei das gar nicht so einfach ...

Beginnen möchte ich mit einem Nachnahmebrief, der den Stempel der Postablage Schönau zeigt. In diesem Dorf im Odenwald befand sich die mit Abstand am häufigsten frequentierte Postablage im Heidelberger Bestellbezirk. Gut möglich, dass man dort eine eigene Postexpedition eingerichtet hätte, wenn es nicht einen gleichnamigen Ort im Schwarzwald gegeben hätte.

A propos ..

Auf den ersten Blick habe ich den Brief als Beleg aus der Postablage Schönau angesehen und habe ihn auch bei meinen Postablage-Briefen eingeordnet.

Aber bei genauerem Hinsehen ist es etwas anders: aufgeliefert wurde er am 21. September 1867 beim Postamt Heidelberg, adressiert an den Großherzoglichen Gerichtsnotar in Schönau.
Ebenfalls vorderseitig bestätigt ein Bote, dass er eine Nachnahme über 9 Kreuzer erhalten hat.

Jetzt wird klar, dass die Heidelberger Postablage Schönau ihren Stempel als Ankunftstempel abschlug – aber einen Gerichtsnotar gab es in dem kleinen Odenwalddorf damals wohl nicht. Ein kluger Mann (mit einer ziemlich ungeübten Handschrift) notierte beim Ort Schönau zusätzlich „Wiesental“ und gab den Brief dem Landbriefträger bei seinem nächsten Botengang zurück.

So kam er drei Tage später wieder nach Heidelberg, siegelseitig erkennbar am Heidelberger Durchgangsstempel. Dort kam er zur badischen Bahnpost; mit „Zug 15“ wurde er auf der Rheintalstrecke Richtung Basel befördert. Auf dem Ankuftstempel der Postexpedition Schönau im Schwarzwald ist leider das Ankunftsdatum nicht erkennbar – es wird wohl der 25. September gewesen sein.

Dort konnte der Briefträger beim Gerichtsnotar 13 Kreuzer – die 9 Kr. Gebühr + 3 Kr. Porto + 1 Kr Nachnahmegebühr (die bis zu 20 Kr. Nachnahmebetrag 1 Kr. betrug) – kassieren.

Eigentlich hieß diese Art von Nachnahmesendungen damals noch zutreffend „Postvorschuss“ – der absendende Heidelberger Bote erhielt die seinem Amt zustehenden 9 Kreuzer bar ausbezahlt, die Postbehörde schoss den Betrag vor. Dieses Verfahren war allerdings nur mit Behörden oder bekannten Institutionen (z.B. Zeitungsverlagen) möglich, die entsprechende Sicherheit boten.

Viele Grüße
balf_de
Dateianhang:

 17a, 18 PA Schönau.jpg (188.36 KByte | 8 mal heruntergeladen | 1.47 MByte Traffic)

Dateianhang:

 17a, 18 PA Schönau RS_2.jpg (153.67 KByte | 4 mal heruntergeladen | 614.68 KByte Traffic)

23.12.16, 20:32:29

balf_de

(Mitglied)

geändert von: balf_de - 08.01.17, 19:48:26

Hallo zusammen,

als nächsten Postablagebrief möchte ich einen Brief aus St. Ilgen vorstellen, einem kleinen Ort in der Rheinebene mit einer Bahnstation der Rheintalbahn, der im Juni 1864 nach Dillenburg im hessischen Taxisgebiet lief. Portorichtig frankiert mit 6 Kr. für die zweite Entfernungsstufe im Postverein - zwischen 10 und 20 Meilen.

Eine Besonderheit weist der Brief auf: ab Januar 1864 wurde Absatz 2 des § 30 der badischen Landpostboten-Instruktion dahingehend geändert, dass der Postablagestempel nur noch dann zur Entwertung der Frankatur benutzt werden sollte, wenn der Brief innerhalb des Bestellgebiets zu befördern war. Für Briefe, die nach Zielen außerhalb des eigenen Bestellbezirks adressiert waren, war der Postablagestempel außerhalb der Frankatur abzuschlagen, die Prüfung und Entwertung der Frankatur war Aufgabe der vorgeordneten Stelle, also der Postexpedition oder der Bahnpost.

Das war im Falle meines Briefs in St. Ilgen wohl noch nicht ganz zur Routine geworden, aber bei der Heidelberger Postexpedition wurde der Fehler mit einer späten Verwendung des Nummernstempels „57“ deutlich korrigiert, sodass sich der Abschlag des Postablagestempels bei diesem Brief kaum für die Stempeldatenbank eignet traurig

Knapp drei Jahre später wusste man in St. Ilgen dann besser Bescheid: der Brief vom 27. April 1868 lief zwar nicht über die Heidelberger Postexpedition sondern wurde von der Postablage direkt der Bahnpost übergeben, wo auf dem kurzen Beförderungsweg zum Bahnhof Wiesloch die Frankatur entwertet wurde.

Viele Grüße
balf_de
Dateianhang (verkleinert):

 18 Paar 57 HD + PA St. Ilgen.JPG (114.27 KByte | 5 mal heruntergeladen | 571.37 KByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 18 Paar 57 HD + PA St. Ilgen RS.JPG (87.67 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 18 HD PA St.Ilgen 1868.jpeg (251.1 KByte | 3 mal heruntergeladen | 753.3 KByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 18 HD PA St.Ilgen 1868 RS.jpg (232.47 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

25.12.16, 21:04:31

balf_de

(Mitglied)

Hallo zusammen,

in meinem ersten Beitrag habe ich es schon angesprochen: Belege der Heidelberger Postablagen zusammenzutragen, ist gar nicht so einfach - zumal ich versuche, im Idealfall Markenbriefe zu finden, die außer dem Stempel auch noch etwas Postgeschichte zeigen.
Aber das ist mir zum Beispiel bei der Postablage Schlierbach bisher nicht gelungen: mein einziger Beleg ist ein (doppelt verwendeter) Dienstbrief nach Weinheim vom 25. Juni 1868, der wie mein zuletzt gezeigter Brief der Bahnpost übergeben wurde.

Viele Grüße
balf_de
Dateianhang (verkleinert):

 PA HD-Schlierbach 1868.jpg (283.75 KByte | 2 mal heruntergeladen | 567.5 KByte Traffic)

31.12.16, 14:40:46

balf_de

(Mitglied)

Einer geht noch …

… bevor das Jahr zu Ende ist:
nicht allzu häufig findet man Briefe ins Ausland, die bei Postablagen abgegeben wurden. Es ist zu vermuten, dass die nebenberuflichen Betreiber der Postablagen nicht immer alle nötigen Informationen zu den Portosätzen für Auslandspost verfügbar hatten bzw. dass die Postkunden das befürchteten …

Einen Brief kann ich zeigen, der im September 1871 bei der Heidelberger Postablage Eppelheim aufgeliefert wurde und via Postexpedition Heidelberg (wo die Frankatur entwertet wurde) nach Gerbéviller in Lothringen lief. Portorichtig frankiert: 3 Kr. blieben in Baden, 6 Kr. ausgewiesenes Weiterfranko für Frankreich.

Ich wünsche allen Sammlerfreunden einen guten Rutsch ins neue Jahr

Alfred (balf_de)
Dateianhang (verkleinert):

 19a,24 12-09-71 PA Eppelheim.jpg (534.42 KByte | 5 mal heruntergeladen | 2.61 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 19a,24 12-09-71 PA Eppelheim RS.jpg (462.47 KByte | 4 mal heruntergeladen | 1.81 MByte Traffic)

31.12.16, 15:20:28

balf_de

(Mitglied)

Hallo zusammen,

zu den Heidelberger Postablagen mit der höchsten Kundenfrequenz zählt die Postablage von Ziegelhausen.
Mein nach Frankfurt adressierter Briefumschlag (U10) zeigt, dass man dort auch Einschreiben aufliefern konnte.
Ein zweites Beispiel: Ein "spätes" (19. Dezember 1871) Baden-Briefchen wurde in den Briefkasten von Peterstal eingeworfen, der Landpostbote schlug den im Kasten hängenden Uhrradstempel "15" ab und brachte die Post zur Ziegelhäuser Postablage. Von dort ging es weiter zur Heidelberger Postexpedition, die den Brief nach Karlsruhe weiterleitete.

Viele Grüße
balf_de
Dateianhang (verkleinert):

 U10 HD PA Ziegelhausen Charge.JPG (100.23 KByte | 2 mal heruntergeladen | 200.46 KByte Traffic)

Dateianhang:

 24 Brief Heidelberg PA Ziegelhausen Uhhrad 15.jpg (232.02 KByte | 4 mal heruntergeladen | 928.09 KByte Traffic)

06.01.17, 12:03:07

Alexander Zill

(BPP-Mitglied)

geändert von: Alexander Zill - 06.01.17, 12:21:26

Hallöle,

ich sehe mit großer Freude die Briefe, die Du zeigst, auch wenn mein Bereich mit Brustschilden erst deutlich später kommt. Dennoch: Heidelberger Postablagestempel gehören zu den eher seltenen Stücken und ich habe weder von den Ablagestempeln noch von deren Folgestempeln bisher Briefe finden können....lediglich einen Ankunftsstempel aus Ziegelhausen hätte ich und die Vorderseite dieses Auslagenbriefteiles....

Glückwunsch zu den wunderschönen Stücken.

Alexander

https://www.stampsx.com/forum/attachment.php?id=72899&
https://www.stampsx.com/forum/attachment.php?id=72900&
Dateianhang (verkleinert):

 9 BN Heidelberg Filialbureau Carlsthor.JPG (276.3 KByte | 1 mal heruntergeladen | 276.3 KByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 25+26 DR Heidelberg Stadtpostexpedition 20-8-74 Brief Ziegelhausen.jpg (765.33 KByte | 4 mal heruntergeladen | 2.99 MByte Traffic)

06.01.17, 12:19:37

balf_de

(Mitglied)

geändert von: balf_de - 07.01.17, 13:37:11

Hallo Alexander,

vielen Dank für Deinen netten Kommentar! Ich hatte es schon beinahe aufgegeben, auf ein Feedback zu meinen Beiträgen zu hoffen - Du kommst gerade zur rechten Zeit!

In meinen Augen ist Dein Carlsthor-Stempel etwas ganz Besonderes: zum Einen gehört der Stempel der Postablage im Karlstor-Bahnhof zu den selteneren und als Entwerter auf einer Nachverwendung in der Reichspost-Zeit muss man ihn sicher lange suchen! Im Sem-Handbuch (6. Auflage von 2004), wo die Postablagestempel in der Regel äußerst zurückhaltend bewertet sind, ist für diese Variante ein Preis von 175 Euro angesetzt. (Jedenfalls bin ich froh, dass wir uns nicht in die Quere kommen: mein Interesse endet am 31.12.1871 freuen )

Für die Aussage zur Bewertung bei Sem möchte ich ein Beispiel nennen: kürzlich war in einer Vereinsauktion ein markenloser Dienstbrief mit einem Stempel der Heidelberger Postablage Friedrichsfeld angeboten, der in dieser Form Im Sem-Handbuch mit 35 Euro bewertet ist. Da ich nicht bereit war, mehr als 320 Euro darauf zu bieten, kann ich diesen Stempel leider nicht hier zeigen traurig

Gerne möchte ich das Stichwort "Filialbureau Carlsthor" aufnehmen und hierzu zwei Briefe zeigen:
der erste nach Karlsruhe adressierte wurde schon auf der kurzen Strecke vom Karlsdorf-Bahnhof zum Heidelberger Hauptbahnhof mit dem Bahnpoststempel der Linie Jagstfeld-Ludwigshafen entwertet.
Ähnlich wollte man im März 1871 auch bei dem zweiten Brief verfahren: auch er wurde per Eisenbahn zum Heidelberger (Haupt-) Bahnhof befördert und wurde auf diesem ersten Abschnitt seiner langen Reise postalisch behandelt. (Diesmal kam der Zug nicht aus Jagstfeld sondern aus Würzburg)
Aber dann hatte der Postbeamte im Zug wohl doch Bedenken: war der Brief nach Brüssel portorichtig? Vermutlich fehlte auch der für einen Auslandsbrief erforderliche "P.D"-Stempel. Daher entschloss er sich, den Brief auszuladen und der Heidelberger "Hauptpost" (gegenüber dem Bahnhof) zu übergeben.

Dort kannte man natürlich den für Belgien gültigen Tarif AV, wo seit Juni 1867 der einfache Brief (1 Loth) nur noch 7 Kreuzer kostete (wovon 1 Silbergroschen als Weiterfranko zu vergüten war). Der Stempel der Heidelberger Postexpedition sowie (vermutlich) der P.D.-Stempel wurden hier abgeschlagen.

Viele Grüße
Alfred (balf_de)

Dateianhang (verkleinert):

 24 PA Calsthor Bahnpost.jpg (158.15 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 25 a PA Carlsthor nach Brüssel.jpg (188.95 KByte | 4 mal heruntergeladen | 755.79 KByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 25 a PA Carlsthor nach Brüssel RS.jpg (160.55 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

06.01.17, 14:08:02

balf_de

(Mitglied)

geändert von: balf_de - 08.01.17, 19:57:05

Hallo zusammen,

für die Heidelberger Postablage Kirchheim möchte ich wieder einen Brief zeigen, der zunächst in eine Brieflade eingeworfen wurde:
der Uhrradstempel mit der Nummer "1" hing in der Brieflade von Rohrbach. Diesen wohl schon früh ziemlich deformierten Stempel schlug der Landpostbote ab, als er den Brief dort entnahm. Er brachte ihn zur Postablage Kirchheim, wo zur Kontrolle des Laufwegs (und zur Entlastung des Lanbriefboten) der Postablagestempel ergänzt wurde. Von dort wurde er für die Weiterbeförderung nach Freiburg der Bahnpost übergeben - Kirchheim war die erste Station der Rheintalbahn nach dem Bahnhof Heidelberg in Richtung Süden - der Umweg über die Heidelberger Postexpedition hätte zur Verzögerung der Beförderung geführt.

Viele Grüße
balf_de
Dateianhang (verkleinert):

 PA HD-Kirchheim+Uhrrad 1.jpg (290.42 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 PA HD-Kirchheim+Uhrrad 1 RS.jpg (251.06 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

07.01.17, 13:53:44

Alexander Zill

(BPP-Mitglied)

Hallo balf_de,

ich kann zumindest einen schönen Abschlag des Agenturstempels von Kirchheim zeigen. Bisher habe ich diesen Stempel erst einmal registriert. Aber auch alle anderen bisher gezeigten Abschläge haben es in sich. Eppelheim ist ebenfalls sehr selten, Schönau bei Heidelberg habe ich bisher ebenfalls nur als lose Marke....

Ich hoffe, es stört nicht, wenn ich mich bemühe, zumindest ein paar Kleinigkeiten auf Brustschild zu zeigen: Immerhin wird damit dokumentiert, dass diese Stempel nicht nur zur Badenzeit rar waren....

Grüße

Alexander

https://www.stampsx.com/forum/attachment.php?id=72934&
https://www.stampsx.com/forum/attachment.php?id=72935&
Dateianhang (verkleinert):

 10 AG Kirchheim 16-8.jpg (315.61 KByte | 1 mal heruntergeladen | 315.61 KByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 9 AG Eppelheim 1-9-xx.jpg (401.3 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

07.01.17, 14:44:44
Gehe zu:
Forum Regeln:

Es ist ihnen nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist ihnen nicht erlaubt, ihre Beiträge zu bearbeiten.
Es ist ihnen nicht erlaubt, ihre Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AUS
Smilies sind AUS
Umfragen sind AUS

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:
Archiv
Ausführzeit: 0.1354 sec. DB-Abfragen: 14
Powered by: phpMyForum 4.1.4 © Christoph Roeder
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste und erhöhen deinen Komfort. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden! Datenschutzerklärung