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siegfried spiegel

(Mitglied)

Hallo Sudetenphilatelie,
prima Beitrag. Ich habe auch ein paar Marken aus dem Sudetenland, aber keine Ahnung ob die echt sind. Wenn ich mir das Stempeldatum betrachte, dürften die wohl falsch sein, mitsamt falschem Prüfzeichen.
Kannst Du dazu was sagen?
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16.09.09, 16:30:01

Posthörnchen

(Mitglied)

geändert von: Posthörnchen - 16.09.09, 16:36:43

freuen Hallo Sudentenphilatelie

Find ich wirklich klasse, dass sich in diesem Forum auch für dieses interessante Gebiet ein Spezialist findet. Ich kenne mich mit der Materie überhaupt nicht aus, weiß aber dass eigentlich noch ein winziger Teil in deiner tollen Ausführung fehlt oder noch kommt??? freuen fänd ich super, ich steuer auch etwas bei.
Leider habe ich keine Ahnung ob echt oder nicht, auch kann ich nicht mit hintergründlichen Informationen dienen... lachen das einzige was ich zeigen könnte, wäre der Geburtsort meiner Oma auf der abgebildeten Karte, der seit Jahren in Schutt und Asche liegt, deshalb sorry zwinkern

Sudetendeutsches Niederland
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16.09.09, 16:33:59

Harald_01

(Mitglied)

geändert von: Harald_01 - 16.09.09, 22:18:49

Hallo Sudetenphilatelie,

Deine Beiträge zur Geschichte des Sudetenlandes möchte ich nicht unkommentiert lassen. Die Zerschlagung der jungen tschechischen Republik im Jahre 1938 ist mit Sicherheit ein sehr sensibles Thema, über das man hier diskutieren sollte. Ich möchte beim Diskutieren versuchen, sachlich zu bleiben und bitte Dich höflich, bei Deinen (insbesondere) historischen Darstellungen auch immer Quellen anzugeben, denn dies gehört zu den grundlegenden Anforderungen an eine wissenschaftliche Arbeitsweise.

Zitat:
sudetenphilatelie schrieb: Die Herren Masaryk und Benesch schufen mit der Okkupation „vollendete Tatsachen“. Durch den Friedensvertrag von Saint-Germain wurde dieses Gebiet schließlich im Sept. 1919 der neu gegründeten Tschechoslowakei zugeschlagen. Dies geschah gegen den Willen der deutschsprachigen Bevölkerung. (...) Die Bodenreform vom 15.10.1919 (...) und das Sprachengesetz vom 19.2.1920 (alle Staatsbediensteten, Lehrer, Postbeamten, etc. mussten die tschechische Sprache beherrschen, zahlreiche Entlassungen waren die Folge, und wer die Prüfung bestand, wurde versetzt!) verschärften die Lage. Deutschsprachige Städte mit ausschließlich tschechischem Beamtenapparat, das konnte nicht gut gehen.


"Die politischen Vertreter der in der Tschechoslowakei lebenden deutschen Volksgruppe (...) hatten zum Ende des Ersten Weltkrieges eine Vereinigung mit Österreich angestrebt und so die Chance auf die Aushandlung einer stärkeren deutschen Autonomie innerhalb der tschechisch dominierten Republik zunächst nicht wahrgenommen. Ab 1926 suchte sich dann jedoch die Mehrheit der sudetendeutschen Parteien, die sogenannten Aktivisten, durch politische Mitarbeit im Staat für die Belange ihrer Volksgruppe einzusetzen.

Trotzdem hielten die Klagen der Deutschen in der Tschechoslowakei über eine Benachteiligung an. Beispielsweise wurden sie nicht - wie die Tschechen und Slowaken - als Staatsvolk anerkannt. Nicht all ihre Probleme waren jedoch durch die Politik des Staates verursacht. Die große Zahl arbeitsloser Sudetendeutscher Anfang der dreißiger Jahre (...) lag vorwiegend in wirtschaftlichen Strukturen begründet. Die sudetendeutsche mittelständische Leichtindustrie war traditionell exportorientiert. Mit dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise aber brachen diese Außenmärkte zusammen. Andere Nachteile erwuchsen den Deutschen in der
CSR aus dem Abbau ihrer früheren priviligierten Stellung: so wurde etwa die überproportionale Beschäftigung von Deutschen im Öffentlichen Dienst durch die Pflicht zur Ablegung tschechischer Sprachprüfungen bewusst reduziert."

Zitat:
sudetenphilatelie schrieb: Diese Diskriminierung förderte die nationale Sammlungsbewegung um Konrad Henlein. Die Sudetendeutsche Partie ging aus den Parlamentswahlen 1935 als stimmenstärkste Partei hervor. Dennoch wurde die SdP weder zur Regierungsbildung aufgefordert noch an ihr beteiligt. Die Sudetendeutschen hatten einmal mehr den Eindruck, eine Volksgruppe minderer Rechte zu sein. So orientierte sich die SdP zunehmend an Hitler und der erstarkenden NSDAP, obwohl es Henlein zuerst nur um eine Gleichberechtigung der Volksgruppen ging.


"In den späten dreißiger Jahren eskalierten die Spannungen im Verhältnis der beiden ethnischen Gruppen. Schon seit Anfang des Jahrzehnts hatte parallel zur "Machtergreifung" der Nationalsozialisten in Deutschland der Einfluss extrem nationalistischer Gruppen unter den tschechoslowakischen Deutschen zugenommen. Nach dem Verbot rechter Parteien wie der Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (DNSAP), die als eine Gefahr für den tschechoslowakischen Staat angesehen wurden, diente die von Konrad Henlein (...) im Oktober 1933 gegründete Sudetendeutsche Heimatfront als Sammelbecken. Sie wandelte sich 1935 zur Sudetendeutschen Partei (SdP) und konnte im selben Jahr gleich 68 Prozent der sudetendeutschen Wählerstimmen auf sich vereinen. Die SdP geriet zunehmend unter Einfluss Adolf Hitlers und wurde direktes Werkzeug seiner Politik, die ab November 1937 vorerst im Verborgenen auf die "Beseitigung der Tschechei" und die "Erledigung der tschechischen Frage" zielte.
Damit war faktisch die Politik der "Aktivisten" gescheitert, die eine Interessenvertretung deutscher Wähler über eine Integration in den tschechoslowakischen Staat verfolgt hatten."

Zitat:
sudetenphilatelie schrieb: Für Hitlers Absicht der territorialen Expansion im Osten war es von zentraler Bedeutung, die Tschechoslowakei unter Kontrolle zu bringen. Die ständigen Nationalitätenkonflikte und Benachteiligungen der Sudetendeutschen nutzte Hitler geschickt für seine eigenen Pläne. Am 28. März 1938 traf Hitler Konrad Henlein und wies diesen an, Prag mit unerfüllbaren Forderungen zu konfrontieren, immer wieder nachzulegen und die innenpolitische Krise anzuheizen.


"Nach dem deutschen Einmarsch in Österreich am 12. März (1938) verschärfte sich die Gefahr für die Tschechoslowakei. Ende des Monats hatten Hitler und Henlein in Berlin das weitere Vorgehen festgelegt. Die entsprechende taktische Richtlinie für die bevorstehenden Verhandlungen mit der Tschechoslowakei lautete: "Wir müssen (...) immer so viel fordern, dass wir nicht zufrieden gestellt werden können." In diesem Sinne hatte Henlein im April 1938 in Karlsbad (Karlovy Vary) acht Ziele der Sudetendeutschen Partei vorgstellt, darunter nicht nur die vollständige Autonomie für die betreffenden Gebiete und eine Wiedergutmachung für das Unrecht, das den Sudetendeutschen seit 1918 nach ihrer Ansicht zugefügt worden war. Gefordert wurde auch, innerhalb der Tschechoslowakei ein offenes Bekenntnis zur nationalsozialistischen Weltanschauung zuzulassen."

Zitat:
sudetenphilatelie schrieb: Die wunschgemäße Zuspitzung der Krise nahm Hitler zum Anlass, die Abtretung des Sudetengebietes an das Deutsche Reich zu fordern. Am 20. Mai 1938 machte die Tschechoslowakei in der – fälschlichen – Erwartung eines deutschen Angriffs mobil. Nur das energische Auftreten Großbritanniens und Frankreichs wendete einen Krieg ab. Am 30. Mai 1938 ließ Hitler die Wehrmacht für den 1. Okt. 1938 in Bereitschaft setzen. Gleichzeitig lief ein enormer Propagandafeldzug an. Der Verweis auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker sollte den legalen Anstrich geben.

Nach der Rede Hitlers auf dem Reichsparteitag in Nürnberg am 12.9.38, in der er ankündigte, dass er eine weitere Unterdrückung der Sudetendeutschen nicht dulden werde und das Selbstbestimmungsrecht für diese forderte, kam es in zahlreichen Städten Böhmens zu Freudenkundgebungen und Zwischenfällen. Die Verhängung des Standrechts in 13 sudetendeutschen Bezirken und das Verbot der SdP am 16.9.1938 war die Folge.


"Die tschechoslowakische Regierung fühlte sich durch die steigenden sudetendeutschen Ansprüche und die Vorbereitungen Deutschlands auf eine militärische Intervention unmittelbar bedroht und beschloss schon im Mai eine Teilmobilmachung. Ungeachtet dessen war sie während
der Verhandlungen im Sommer um ein Übereinkommen mit der SdP bemüht und erklärte sich Anfang September sogar notgedrungen bereit, die Karlsbader Forderungen Henleins zu akzeptieren. Entsprechend der mit Hitler geheim vereinbarten Vorgehensweise heizte die SdP die Lage weiter an, indem sie bewaffnete Zwischenfälle mit der Staatsmacht provozierte. Nach einem besonders gewaltsamen Vorkommnis in Mährisch-Ostrau (Ostrava) verhängte die Regierung im September 1938 das Standrecht über die Sudetengebiete und verbot die SdP."

Nach der Annektierung am 30.9.1938 wird die Lage folgendermaßen beschrieben:

"Im Oktober und November 1938 besetzte die deutsche Armee die abgetretenen Gebiete (...). Viele Tschechen und Slowaken verließen erzwungenermaßen oder aus Furcht vor Unterdrückung die besetzten Gebiete. Die jüdischen Bewohner des Sudetenlandes flüchteten. Wer das nicht tat, wurde entsprechend der in Deutschland gegen Juden erlassenen Gesetze verfolgt. Unmittelbar nach dem Einmarsch wurden auch die sozialdemokratischen und kommunistischen Politiker verhaftet, die sich nicht rechtzeitig ins Ausland hatten absetzen können."

Soviel erst einmal zur ergänzenden historischen Darstellung. Alle Zitate in Anführungszeichen entstammen dem Artikel "Republik unter Druck" von Alena Misková und Dieter Segert in: Informationen zur politischen Bildung Nr.276, Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), 2002.
16.09.09, 22:14:51

Harald_01

(Mitglied)

geändert von: Harald_01 - 16.09.09, 22:21:10

Wer Werbung für ein politisch derart sensibles Sammelgebiet betreibt, von dem erwarte ich neben der Distanzierung vom Naziregime (diese habe ich Dank @Sudetenphilatelies Homepage zur Kenntnis genommen) auch eine ausgeglichene historische Darstellung. In diesem Zusammenhang ist nicht nur der Terminus „Befreiungsausgaben des Sudetenlands“ unbefriedigend. Auch kann ich folgende Mutmaßung nicht nachvollziehen:

Zitat:
sudetenphilatelie schrieb: Bei nationalen wie internationalen Ausstellungen sieht man diese Briefmarken so gut wie nie. Liegt es daran, dass diese Briefmarken mit nationalsozialistischen Aufdrucken aus dem Dritten Reich versehen wurden? Haben die Deutschen immer noch ein verkrampftes Verhältnis zu ihrer Geschichte?


Ich habe kein verkrampftes Verhältnis zur deutschen Geschichte und möchte im Folgenden ein paar philatelistsische Gründe nennen, warum ich das Gebiet "Sudetenland" nicht sammeln werde:

1. Das Sammelgebiet ist sehr klein und sehr teuer, die Aussicht auf eine halbwegs vorzeigbare Sammlung ist mit einem hohen materiellen Einsatz verbunden.
2. Dieser zurzeit steigende materielle Einsatz anderer Sammler beruht seit etwa 2007 zum Großteil auf Spekulationen, dass diese Marken aufgrund geringer Auflagen massiv unterbewertet seien. Wie oft sind in der Vergangenheit philatelistische Spekulationsblasen schon geplatzt?
3. Es gibt bei diesen Marken eine große Anzahl von Aufdruckfälschungen, die bei gleichzeitig steigendem Preisniveau auf Neulinge eher abschreckend wirken.
4. Viele Belege aus den sechs genannten sudetendeutschen Gemeinden zählen nicht zur Bedarfspost: sie sind philatelistisch beeinflußt, was sie m.E. postgeschichtlich massiv abwertet.
5. Ich finde Briefmarken mit fetten Hakenkreuzen sehr häßlich. Würde ich Gesamtdeutschland sammeln (was ich nicht tue), wäre mir für die Sammlung ein Referenzstück aus dem Bereich Sudetenland zur Dokumentation dieses postgeschichtlichen Marginalgebietes völlig ausreichend.


Soweit meine unmaßgebliche Meinung zum "Sammelgebiet Sudetenland",

es grüßt

Harald
16.09.09, 22:15:02

admin_j

(Mitglied)

Hallo zu den Ausgaben des III. Reiches,

besonders zu den Ausgaben in den von Deutschland besetzten Gebieten, ist es sehr schwer politisch korrekt zu sein. Ich denke, Gerhard schreibt einfach aus der Sicht derer, die die Marken verausgabt haben und nennt deren Motive.

Wie schwierig diese Fragen sind und wie empfindlich die Betroffenen beider Seiten reagieren, zeigt die Reaktion von Polen auf deutsche Vertriebenenverbände oder auch die Aussagen anderer politischer Gruppen die heute in den Gebieten leben und auch radikal oder aggressiv argumentieren.

Ich finde das Gehabe der Vertriebenenverbände unerträglich. Meine Familie hat in Ostpreußen bedeutende Vermögenswerte verloren, meine Frau kam noch in Oberschlesien zu Welt. Die Familie mit praktisch nichts in den Westen. Deshalb schicke ich aber nicht meine Kinder in Volkstrachten auf politische Veranstaltungen, die das Deutschtum in Polen, Russland oder Tschechien am Leben halten wollen.

Zum Glück sieht das normale Leben ganz anders aus. Polen, Tschechen und Deutsche im Grenzgebiet leben in der Regel sehr gut miteinander. Die heutigen Grenzen werden an Bedeutung verlieren und unsere Enkel werden die Staaten Europas so sehen, wie meine Generation als Kinder die deutschen Bundesländer gesehen haben.

Die Grenzen in Europa haben sich immer wieder verschoben, besonders auch in Europa in den letzten 300 Jahren. Ich denke nur an die K. und K. Monarchie, die in praktisch jedes in der Nachkriegszeit als osteuropäisch bezeichnetes Land, hineinragte.

Gerade Gebiete die immer an solchen Grenzverläufen lagen, habe politisch radikalere Gruppen hervor gebracht.

Verantwortlich für die heutigen Grenzverläufe ist der wahnsinnige Diktator, den zumindest zeitweise, eine Mehrheit der Deutschen als ihren "Führer" haben wollte. Begünstigt wurde das sicher durch das "deutsche Wesen", Bildung durch Autorität zu ersetzen. In Randbereichen hat sich das bis heute erhalten. Wer zum Beispiel bei der Bundeswehr war, kennt sicher den Spruch "Sie werden hier nicht fürs Denken bezahlt" wenn man eine Rückfrage oder Anmerkung an den Ausbilder hatte. Die hatten zu meiner Zeit in der Regel keine besondere Schulbildung und alleine aus diesem Grund konnten sie auf normale Fragen gar keine Antwort geben.

Zurück zum Thema. Die Nazischergen haben nicht nur die halbe Welt in den Abgrund gerissen, sondern auch die deutsche Kultur für ihre Zwecke missbraucht. Ich sammle alles. Dazu gehört auch Deutschland und das zu allen Zeiten. Ich finde es nicht richtig, dass zum Beispiel Ebay, die die Deutschen nun restlos entnazifizieren wollen, Stempel mit Hakenkreuzen verbietet. Auch wenn ich mich gleich wie ein Nazi anhöre, ich glaube ich stehe nicht im Verdacht einer zu sein, Hitler hat das Hakenkreuz nicht erfunden. Er hat das Symbol ein paar erbärmliche Jahre missbraucht. Als geometrische Form haben es wohl schon die alten Ägypter benutzt.

Die modernen Rechtsradikalen scheinen mir eine bekannte Ursache zu haben. Woran es mangelt, ist Bildung, gesellschaftlicher Halt und Anerkennung. Es gibt viel zu tun. Was uns heute bedroht sind zu groß gewordene Wirtschaftsunternehmen. Zu groß gewordene Interessenverbände und zu dumme Berufspolitiker, die nur dem Stimmvieh nachjagen, statt sachgerechte und notwendige = pragmatische Politik zu machen. Es gibt Ausnahmen und so schlecht ist alles auch nicht.

In diesem Beitrag wurde es politisch, was ich nicht schlimm finde, sondern als jeweils einen Vortrag im Rahmen auch eines philatelistischen Forums, für normal halte. Ich glaube nicht, dass Gerhard uns seine persönliche Meinung zu der Zeit sagen wollte, sondern dass er über die Motive derer die im Sudetenland die Ausgaben veranlasst haben, berichtet hat.

Ich halte das Sammelobjekt Briefmarke an sich, für unpolitisch. Egal welches Motiv darauf ist. Das viele Ausgaben sehr reale politische Motive hatten ist ja völlig klar. Das war der alleinige Zweck vieler Ausgaben.

Wenn ich für mich eine Zeitreise beim Durchblättern eines Albums mache, zeigen mir gerade übertriebene Motive den Zeitgeist.

In einer guten Woche sind ja Bundestagswahlen. Ich werde nicht mitmachen, weil ich ja nicht in Deutschland lebe. Dazu will ich aber trotzdem gerne eine Wahlempfehlung geben.

Bevor ich die Parteien im einzelnen beleuchten will, stelle ich fest, dass die CDU mit der FDP regieren will. Ich stelle weiter fest, dass man damit die "große" Koalition ablösen will. Die SPD ist jedoch in den zuletzt neu gewählten Länderparlamenten im Schnitt nur die dritte Kraft. Eine Koalition mit der SPD ist also sicher eine normale Koalition. Wer an Kiesinger denkt, vergisst dass es zu der Zeit nur drei Parteien im Bundestag gab. Damals musste man immer mit der FDP koalieren, wenn man politisch korrekt sein wollte. Warum eigentlich?

Was ist ein wahrscheinliches Ergebnis? Ein doch ziemlich unklares Ende, bei dem es viele Parteien im Bundestag geben könnte, aber keine Mehrheit für CDU und FDP. Alle Parteien haben dazu schon etwas gesagt. Wenn das einträte, wird wohl keine Regierungsbildung mehr möglich sein. Wird dann solange weiter gewählt bis CDU/FDP möglich ist? Jamaika will keiner, Rot-Rot ist streng verboten, wr kommt noch alles in den Bundestag?

Wo steht die CDU heute? Auf jeden Fall weiter links, als die SPD unter Helmut Schmidt. Ja, Frau Merkel würde auch eine gute SPD Kanzlerin abgeben.

Wo steht die SPD heute? Der SPD sind nicht nur die Themen, sondern auch die Wähler abhanden gekommen. Die anderen Parteien haben die Themen und die Wähler übernommen.

Was ist mit der FDP? Die FDP ist die Partei der besser Verdienenden. Unter Baum, Hamm-Brücher und anderen integeren Freiheitsverteidigern war die FDP eine Partei für Bürgerrechte. Heute ist die FDP die Partei deren, die glauben sie würden zu den besseren gehören. Deutschland braucht ein neues Steuersystem. Der Staat braucht Geld. Die Steuerarten sind bekannt. Die Probleme sind auch bekannt. Durch absichtlich versäumte Anpassung der Progressionskurven zahlen heute die normalen Einkommen bereits Spitzensteuersätze. Nach wie vor wurden Subventionen nicht abgebaut. Zwei wichtige Punkte die abgearbeitet werden müssen. Die Spitzensätze zu senken wäre jedoch totaler Irrsinn. Alle Steuerarten müssen der heutigen Zeit angepasst werden. Warum geht denn die vielfach beklagte Einkommenschere immer weiter auseinander und bringt damit gesellschaftlichen Konfliktstoff? Das ist kein Naturgesetz und nicht gottgewollt. Es ist die Folge jahrzehntelanger, verfehlter Politik. Die FDP steht für weiteres auseinander klaffen, sie steht für ungehemmte Märkte, die Krisen provozieren und wo es keine Verantwortlichen gibt. Die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber (hoffentlich kein Nazispruch). Ich halte die jüngsten Ergebnisse der FDP für total irre.

Ihr habt es schon gemerkt, die einzige Partei, die ich auf keinen Fall wählen würde (ich habe, ich glaube es war 1972, FDP gewählt. Eben Herrn Baum und andere) ist die FDP. Nicht weil mir der Name nicht gefällt, sondern weil ich keinen kenne, der die Folgen dieser Politik gut findet, aber wohl über 10% der Deutschen diese Partei wählen werden. Ich habe den Verdacht, viele machen dort ihr Kreuz, weil sie zu den ewig grinsenden, besser Verdienenden gehören möchten. Ich kenne besser Verdienende. Von denen wählt niemand die FDP.

Kommen wir zu den Grünen. Wenn ich die letzten Jahrzehnte betrachte, stelle ich fest, dass heute alle Parteien grüne Themen verinnerlicht haben. Es ist also nicht unbedingt notwendig die Grünen zu wählen. Aus individuellen Gründen mag das trotzdem geboten erscheinen und es ist sicher auch völlig in Ordnung.

Betrachten wir die Linken. Wie Anfangs die Grünen, finden sich heute bei den Linken, unter dem besonderen Aspekt in den neuen Bundesländern, Nachfolger der SED zu sein, alle möglichen Gruppen wieder. Ich halte die Partei nicht für homogen. Ich halte sie aber auch nicht für gefährlich, sondern auf kommunaler Ebene für gute Partner praktischer Politik. Falls in Thüringen Herr Ramelow Ministerpräsident würde, meine Segen hat er. Wegen der nicht homogenen Zusammensetzung wird es allerdings wirklich ziemlich schwierig, die Linken im nächsten Bundestag an der Regierungsverantwortung beteiligt zu sehen. Weshalb sollte man sie also wählen?

Betrachten wir die Piratenpartei. Wer hat da gelacht? Wer über diese Jungs lacht, ist wie sein Opa, der einst über die Grünen lachte. Die Piratenpartei wird Politiker aller Parteien daran erinnern, dass es auch Bürgerrechte gibt. Wofür die FDP vor 30 Jahren stand, dafür steht heute die Piratenpartei. Ich bin Computerfreak, ich würde sie wählen. Tut das aber bloß nicht. Die 5% werden nicht zu schaffen sein, dann wäre die Stimme für die Katz.

Über Sekten, braunen Sumpf, klerikale Cliquen und andere auf dem Stimmzettel will ich nicht reden. Vergesst sie einfach.

Dann bleiben noch zwei zur Wahl. Die FDP schafft 5%, dass ist sicher. Wird die CDU stark, reicht es für CDU/FDP. Was dann käme, wäre nur suboptimal. Was auch eingefleischte CDU-Wähler erkennen müssten, mit Alphatier Westerwelle an der Seite, wird 2013 Herr Wowereit Kanzler werden. Auf dieses Szenario hofft die SPD. Wollt ihr das verhindern?

Dann wählt SPD. Mehr brauche ich nicht zu schreiben, denn andere Gründe die SPD zu wählen gibt es fast nicht. Ach ja, es gibt noch Herrn Steinbrück, der ist wirklich kompetent und stammt auch aus altem Banker-Adel, seine Vorfahren haben sicher nur CDU gewählt. Auch Herr Gabriel scheint mir ok. Zu jung, zu dick, sonst wäre er der bessere SPD Kandidat gewesen. Steinmeier ist ein guter Zweiter, ein beliebig geklonter Diplomat. Das kann nie schaden. Es stehen noch unpopuläre Aufgaben an. Als Pragmatiker bin ich für weitere 4 Jahre CDU/SPD. Frau Schmidt würde auch entsorgt, ich schwöre.

Es wird auf jeden Fall spannend.

Zurück zum Sudetenland. Schreib am Besten als Vorwort immer: Aus der Sicht der damaligen Zeit ... Das beugt Missverständnissen vor.

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17.09.09, 01:02:24

admin_j

(Mitglied)

Hallo Posthörnchen,

die bunten Drucke auf weißem Papier sind sicher Nachkriegsimitationen und damit ist Herstellung und Vertrieb in Deutschland strafbar. Ob davon auch der Besitz betroffen ist kann ich nicht sagen, aber ich würde die Stücke keinesfalls irgendwo in Deutschland zum Kauf anbieten. Falls du eine UV-Lampe hast, halte das Papier einmal darunter. Wenn das Papier weiß fluoresziert (im Gegensatz zu allen deutschen Briefmarken bis 1959, die unter der Lampe keine Reaktion zeigen) würde ich Verbrennen empfehlen. Aschenbecher oder Kamin, Ofen oder kleines Lagerfeuer am Grillplatz.

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17.09.09, 01:02:39

sudetenphilatelie

(Mitglied)

Wow, in diesem Forum stösst dieses Gebiet tatsächlich auf Interesse! Eigentlich wollte ich heute in den frühen Morgenstunden (bevor ich ins Bett ging) nur kurz evtl. Fragen beantworten und war total über Quantität aber auch Qualität der Fragen überrascht. Dies konnte nicht mit 2-3 Sätzen beantwortet werden. Deshalb nun (ausgeschlafen) der Reihe nach abgehandelt:

:):):)
17.09.09, 10:36:53

sudetenphilatelie

(Mitglied)

Hallo Sudetenphilatelie,
prima Beitrag. Ich habe auch ein paar Marken aus dem Sudetenland, aber keine Ahnung ob die echt sind. Wenn ich mir das Stempeldatum betrachte, dürften die wohl falsch sein, mitsamt falschem Prüfzeichen.
Kannst Du dazu was sagen?


@ siegfried spiegel:

Schön dass dir der Beitrag gefällt. Gerade für solche Zwecke habe ich den Beitrag geschrieben bzw. meine Homepage aufgebaut. Unter http://sudetenphilatelie.piranho.com findest du nicht nur weitere Hintergrundinformationen sondern auch eine Vielzahl von Exponaten, um die Aufdrucke zu vergleichen.

Doch nun zu deinen Marken:
Die Aufdrucke von Rumburg sehen anhand des Scans gut aus. Schau dir deine Originale an, wenn diese im Buchdruck erstellt wurden und davon gehe ich aus, dürften die Aufdrucke echt sein. Allerdings stört mich der Stempel von Eger. Eger ist kein typischer Ort aus dem Rumburger Postbezirk und wenn das Datum nach dem 20.10.38 liegt, wurden diese Marken nach Frankaturgültigkeit nachträglich in Eger abgestempelt.
17.09.09, 10:45:55

sudetenphilatelie

(Mitglied)

Zitat von Posthörnchen:
freuen Hallo Sudentenphilatelie

Find ich wirklich klasse, dass sich in diesem Forum auch für dieses interessante Gebiet ein Spezialist findet. Ich kenne mich mit der Materie überhaupt nicht aus, weiß aber dass eigentlich noch ein winziger Teil in deiner tollen Ausführung fehlt oder noch kommt??? freuen fänd ich super, ich steuer auch etwas bei.

Sudetendeutsches Niederland


@ Posthörnchen

Dieser Beitrag "Einführung in das Gebiet amtlicher Sudetenland-Briefmarken" wurde gerade für Sammler/Interessierte gemacht, die bisher nichts oder nur wenig über diese Materie wissen. Schließlich ist ein Forum dazu da, Informationen auszutauschen und gegenseitig zu lernen.

Natürlich hätte ich auch eine Bayern-Einser, Sachsen-Dreier, einen gestempelten Nothilfeblock des DR oder einen postfrischen Posthornsatz einstellen und beschreiben können (die stecken alle irgendwo in meiner Sammlung), aber über diese Stücke ist schon viel geschrieben worden und es gibt da viel kompetentere Experten (einer davon hat diese Seiten aufgebaut freuen ) als ich. Deshalb beschränke ich mich auf mein Spezialgebiet.

Ein Teil fehlt noch! Stimmt, dieser Beitrag wurde fast identisch u. a. in der MICHEL-Rundschau, im Briefmarken-Spiegel, in diversen Foren (BDPh-Forum, Phila-Forum, Briefmarken-Forum Österreich, Forum Basler Taube) aber auch bei Ausstellungen (Landratsamt Ulm-Alb-Donaukreis sowie Danubria 2008) mit entsprechenden Exponaten präsentiert. Den letzten Abschnitt hatte ich hier weggelassen, da ich neben der Entstehungsgeschichte die Marken und ihre Aufdrucke (zur Erkennung der gröbsten Fälschungen) in den Vordergrund stellen wollte.

Aber jetzt und hier der letzte Absatz, der meine persönliche Einstellung zu der immer noch aktuell diskutierten Sudetenlandfrage wiederspiegelt.

Persönliche Anmerkung des Autors Amtliche Sudetenlandbriefmarken sind wichtige Zeitdokumente. Sie dienen der historisch-wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser bewegten Zeit. Der Autor stammt weder aus dem Sudetenland noch ist er Heimatvertriebener. Somit kann die Thematik neutral und unbelastet dargestellt werden. Dennoch ist es wichtig, im Rahmen des Kontextes auch die seinerzeitigen extremen Stimmungsschwankungen – von der nackten Existenzangst bis zur bejubelten Befreiung – wiederzugeben, den diese Befreiungsausgaben mit dem Aufdruck „wir sind frei!“ entstammen dieser enthusiastischen Stimmungslage. Die Sudetenfrage und die Heimatvertreibung werden heute noch diskutiert und sind aktueller den je. Behalten wir das Geschehene in mahnender Erinnerung und lernen wir daraus. In einem großen vereinten Europa ist für alle Volksgruppen Platz.

Falls du gemeint hast, die Vertreibung 1945 fehlt (die Geschichte geht ja weiter), so muss ich dich enttäuschen.
Mein Anliegen ist es, die Entstehungsgeschichte dieser Marken zu verdeutlichen. Um dies historisch zu verstehen muss man mindestens bis 1914 zurück gehen, aber mit Ende der Frankaturgültigkeit dieser Marken im Oktober 1938 endet auch die philatelistische Betrachtungsweise.

Einen kleine Wehrmutstropfen habe ich noch:
Wie Jürgen Kraft bereits schrieb sind deine eingestellten "Sudetendeutsche Niederlande" leider Fälschungen. Sehr leicht zu erkennen an der verschwommenen undeutlichen Druckausführung. Bei den Originalen sind die Orte deutlich lesbar! Aber wenn du die Augen offen hälst und dich etwas mit der Materie auskennst, findest du bestimmt auch echtes Material, vielleicht sogar zu günstigem Preis, denn nur wenige kennen sich auf diesem vernachlässigtem Gebiet aus.
17.09.09, 11:30:17

siegfried spiegel

(Mitglied)

Einen Beleg hab ich noch, weiß allerdings nicht genau, ob das jetzt Sudetenland oder Mährisch-Ostrau ist. Bekommen habe ich den Brief auf einem Tauschtag in Ostrava für damals 50 Kronen, ungefähr 2,50 DM.



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17.09.09, 12:08:01
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