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charly999

(Mitglied)

Hallo chinaghost,

das wäre Punkte, die Mißtrauen rechtfertigen, klar. Aber der fragliche Beleg aus Shanghai läßt gar keinen Schiffsnamen erkennen!

Die Schrift finde ich keineswegs verdächtig. Nur anhand eines digitalisierten Fotos, ohne Rückseite des Belegs und ohne konkrete Anhaltspunkte, nur aus einem Bauchgefühl heraus, den Beleg in Zweifel zu ziehen und Marabou zu verunsichern, hilft nicht wirklich weiter.

Charly999
21.07.18, 15:01:32

Chinaghost

(Mitglied)

Hallo,

vielleicht kann davon ja ein Bild nachgereicht werden, dann können wir es noch besser beurteilen. "Verunsichern" - ist bestimmt nicht mein Anliegen, sondern eine möglichst objektive Beschäftigung mit diesem Beleg.

Gruß
Chinaghost - D.Schramm

Wer von Nichts eine Ahnung hat, kann überall mitreden.
21.07.18, 18:44:34

charly999

(Mitglied)

Hallo chinaghost,

entschuldige, falls ich mich mißverständlich ausgedrückt haben sollte. Aber ich meinte den Beitrag von Otjikururume weiter oben zu dem Beleg.

Einen Beitrag vorher hatte er zu dem anderen, an die Fa Dr. Byk gerichteten Beleg, geschrieben:

"Die 1873 gegründete Firma "Dr. Heinrich Byk, Fabrik pharmazeutischer, photographischer und technischer Produkte" wurde 1885 von Berlin nach Oranienburg verlegt. Dort existiert noch heute eine Dr.-Heinrich-Byk-Straße."

Das ist ein objektiver und nachvollziehbarer Kritikpunkt, dem man nachgehen kann, ´Bauchschmerzen´ nicht.

Charly999
21.07.18, 19:13:25

Marabou

(Neues Mitglied)

Hallo Zusammen,

nach den Informationen zum Dampfers Peiho muß man wohl davon ausgehen das hier ein unkorrekter Leitvermerk vorliegt. Ob es sich aber um eine absichtliche Fälschung handelt lässt sich nicht sagen. Zum einen kann es sich auch um einen Fehler des Absenders halten zum anderen ist der Wert des Belegs eig. gering und wird durch den Leitvermerk nicht erhöht ...oder ? Ich lass den Radiergummi erstmal weg:)

Die Infos von Otjikururume zu dem Beleg an die chem. Fabrik Byk haben natürlich mein Interesse geweckt. Die Rückseite liefert nur einen halben Stempel ... die Fachleute unter euch können evt. helfen und sagen ob der auf Berlin hinweist. Und ja,Otjikururume hat recht die Fabrikation wurde 1885 nach Oranienburg verlegt... die Verwaltung und Forschung der Fabrik blieb aber in Berlin / Charlottenburg!

Quelle:http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Der-Erfinder-des-Backpulvers

Meine Bauchschmerzen hinsichtlich dieses Belegs haben sich damit erledigt lachen

Der Vollstädigkeit halber habe ich noch die Rückseite des Briefes nach Anvers beigestellt. Vorhanden sind ein deutlicher Ankunftsstempel Anvers und der Absender Fa. August Ehlers / Shanghai. Für mich ein rundum sauberer Beleg.

Grüße Marabou
Dateianhang (verkleinert):

 Rückseite Dr Byk.JPG (84.41 KByte | 1 mal heruntergeladen | 84.41 KByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Rückseite Anvers.JPG (81.3 KByte | 3 mal heruntergeladen | 243.89 KByte Traffic)

22.07.18, 01:02:55

Thomas.K

(Mitglied)

Wie hier schon mehrfach geschrieben, ist es richtig, dass die Vermerke „PER FIRST MAIL“, „PER ENGLISCH MAIL“, PER FRENSCH MAIL“ oder durch Dampfer „XY“ usw. allesamt von den Absendern, welche die Fahrpläne der diversen Schiffslinien kannten oder nicht, angebracht wurden. Diese Leitvermerke, die hier bisher diskutiert wurden, waren überhaupt nicht notwendig, wie von Charly 999 schon erwähnt, noch musste ihnen seitens der deutschen Post in Schanghai Folge geleistet werden. Es mag Belege geben, bei denen die Leitvermerke nachträglich angebracht wurden, Sinn macht das eigentlich keinen, da für die genannten Vermerke keine Aufpreise bewilligt werden oder wurden.

Das deutsche Postamt in Schanghai war immer bemüht die angefallene Post (Wertsendungen, Paket- und Frachtpost lassen wir einmal außen vor) mit dem nächst möglichem Dampfer nach Europa zu befördern, mit dessen Gesellschaft ein Vertrag zur Postbeförderung bestand. Dazu gab es drei Möglichkeiten:
Die Post wurde direkt in Schanghai übergeben, wenn der diesbezügliche Dampfer Schanghai anlief.
Die Post wurde mit Küstenschiffen nach Hongkong gebracht, wenn der entsprechende Dampfer nur Hongkong und nicht Schanghai anlief.
Die Post wurde mit regionalen Schiffslinien von Schanghai direkt, oder über Hongkong nach Singapur gebracht und dort von Schiffen, die von Australien oder Niederländisch Indien nach Europa fuhren übernommen.

Nur, um hier einmal einem möglicherweise falschen Eindruck entgegenzutreten, da fuhr nicht jeden Tag ein Dampfer Richtung Europa ab! Der Schiffsverkehr der Ostasiatischen Hauptline war von 1886 bis Ende 1899 monatlich und wurde dann erst auf den 14-tägigen Turnus umgestellt. Bei den ausländischen Linien wird das wohl auch nicht so viel besser gewesen sein, da liegen mir keine Aufstellungen der Fahrten vor und ich kenne auch keine diesbezügliche Literatur. Das bedeutet, in der Epoche, über die wir hier reden, hat einmal im Monat ein deutscher Dampfer von Schanghai in Richtung Europa abgelegt!

Aber völlig unabhängig davon mit welcher Schiffslinie die Postsäcke oder Post im Einzeltransit befördert wurde, war der Weg der Postsendungen etwas anders als dies hier teilweise geschildert wurde. Die Segler waren natürlich etwas langsamer als die Dampfer, es gab aber keine „Schnelllinien“ und die Häfen in Singapur, Colombo, Aden, Suez und Port Said wurden von allen Dampfern angefahren. Das Entscheidende ist aber nun, dass die Post nicht durch das gesamte Mittelmeer und dann den Atlantik befördert wurde, sondern im Bereich des Mittelmeeres schon umgeladen wurde. Post von Schiffen auf der Australischen oder Ostasiatischen Hauptline wurde zunächst in Alexandrien auf die dort bereitstehenden Schiffe der Mittelmeerline verladen, auf dem Seeweg nach Triest und dann mit der Eisenbahn weiterbefördert. Später wurde die gesamte Post dann in Brindisi oder Genua und ab März 1993 in Neapel auf die Eisenbahn umgeladen. Welche Häfen im Mittelmeer von den ausländischen Linien angefahren wurden, weiß ich nicht (französische Linien sicher Marseille, aber welche vorher?), aber anhand der Ankunftsstempel der Belege ist sicher, dass auch diese Linien die Postsäcke der deutschen Post schon in irgendwelchen Häfen des Mittelmeers mit Eisenbahnanschluss umgeladen haben müssen. Die Laufzeit der Post ist nämlich kürzer als die Fahrzeit der Schiffe nach Antwerpen, Southampton oder Rotterdam, die in dem hier relevanten Zeitraum so um die 41 bis 44 Tage betrug.
Für die Laufzeit eines beim Postamt in Schanghai aufgegebenen Briefes, wohin er auch innerhalb Europas adressiert war, machte es keinen Unterschied, mit welcher Schiffslinie er befördert wurde!

Was hier noch überhaupt nicht erwähnt wurde, ist der Umstand, dass es auch Briefe nach Europa und Deutschland mit dem Leitvermerk „via Amerika“ gibt, die dann auch auf dieser Strecke befördert wurden, wie auch Briefe ohne einen diesbezüglichen Vermerk, die dann möglicherweise gezielt oder versehentlich über Nordamerika liefen. Ich habe gerade bei mir einen mit Aufgabestempel in Schanghai vom 14.11.1892 und Ankunftsstempel in Berlin vom 31.12.1892 gefunden, die Beförderungszeit war 47 Tage, da wäre wohl die Beförderung mit dem nächsten Dampfer über Suez schneller gewesen. Ein weiterer Beleg ohne einen Leitvermerk aus Tientsin vom 6.8.1898 lief über Montreal und benötigte nach Frankfurt 42 Tage. Die Beförderung alleine von Tientsin nach Schanghai dauerte aber schon einige Tage, so dass hier der Laufweg über Nordamerika vielleicht eine gute Alternative war. Belege über Nordamerika nach Europa, bei denen dieser Laufweg mittels passender Durchgangsstempel auch eindeutig belegt ist, finde ich sehr interessant. Weniger interessant finde ich alle die Belege, die einen Vermerk auf einen angeblich seltenen Laufweg haben (oder nachträglich erhalten haben) und daher einen stattlichen Mehrpreis kosten sollen, obwohl anhand fehlender Stempel überhaupt nicht bewiesen ist, dass diese Belege auf diesen Laufwegen auch tatsächlich befördert wurden.

Belege zu dem was ich geschrieben habe, zeige ich in einem weiteren Artikel, da ich nicht weiß, ab wann die Höchstlänge für einen Artikel erreicht ist.

Viele Grüße

Thomas
22.07.18, 20:28:54

Thomas.K

(Mitglied)

Hier nun die Scans 1-4, da die Materie ja ohne Beispiele weniger interessant ist.

Scan 1 und 2:
„Ersttagsbrief“ der Deutschen Post in China vom 28.08.1886 nach Manchester mit Leitvermerk “Per German mail Oder“; die Oder verließ am 29.08.1886 Schanghai und erreichte am 08.10.1886 Southampton. Der Ankunftsstempel von Manchester ist aber schon vom 6 OC 86, so dass der Brief, obwohl die „Oder“ England anlief, nachweislich schon vorher ausgeladen wurde und den im ersten Beitrag beschriebenen Weg nahm.

Scan 3 und 4:
Brief nach Berlin mit Aufgabestempel von Schanghai vom 15.12.1886, ebenfalls befördert mit dem Dampfer „Oder“, welcher am 16.12.1886 Schanghai in Richtung Europa verließ und am 03.02.1887 in Bremen eintraf. Der Brief hat aber einen Ankunftsstempel vom 24.01. 1887, so dass auch der Postsack in dem sich dieser Brief befand, wohl in Alexandrien einem Schiff der Mittelmeerline übergeben wurde und über Triest nach Berlin gelangte.

Viele Grüße

Thomas
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 FD auf Brief nach Manchester-01.jpg (288.97 KByte | 2 mal heruntergeladen | 577.95 KByte Traffic)

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Dateianhang (verkleinert):

 1886-11-12 Brief per Oder nach Berlin-01.jpg (206.93 KByte | 1 mal heruntergeladen | 206.93 KByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 1886-11-12 Brief per Oder nach Berlin-02.jpg (142.54 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

22.07.18, 20:35:05

Thomas.K

(Mitglied)

Scans 5 bis 8

Scan 5 und 6:
Brief nach Berlin mit Aufgabestempel von Schanghai vom 14.11.1892 nach Berlin mit Leitvermerk „via Amerika“ und Durchgangstempeln der Japanischen Postämter in Schanghai und Yokohama, mit Ankunftsstempel vom 31.12.1892, Laufzeit von 47 Tagen.

Scans 7 und 8
R-Brief von Tientsin mit Aufgabestempel 06.08.1898 nach Frankfurt am Main an Dr. Eurich, ohne jeglichen Leitvermerk, aber dennoch über Kannada befördert, mit Durchgangsstempel von Montreal vom 6. SP 1898 und Ankunftsstempel vom 17.09.1898. Gesamtlaufzeit 41 Tage, wobei die Laufzeit Tientsin nach Schanghai schon 5 bis 6 Tage in Anspruch nahm, so dass die Strecke von Schanghai nach Frankfurt wohl nur 35 oder 36 Tage dauerte.

Viele Grüße

Thomas
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 1892-11-14 Leitvermerk via Amerika über Japan-01.jpg (400.25 KByte | 1 mal heruntergeladen | 400.25 KByte Traffic)

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 1898-08-06 ohne Leuitvermerk via Kannada befördet-01.jpg (393.85 KByte | 4 mal heruntergeladen | 1.54 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 1898-08-06 ohne Leuitvermerk via Kannada befördet-02.jpg (278.38 KByte | 3 mal heruntergeladen | 835.15 KByte Traffic)

22.07.18, 20:37:16

weser

(Mitglied)

Hallo Thomas.K
Obwohl ich dieses Sammelgebiet und somit auch diese Belege nicht sammele, verfolge ich diesen Thread mit großem Interesse. Für diesen tollen Beitrag möchte ich mein höchstes Lob aussprechen. So einen fundierten und sachlichen Beitrag habe ich hier im gesamten Forum selten gelesen. Ich bin hier meistens nur stiller Mitleser. Vielen Dank dafür.
22.07.18, 22:17:57

Marabou

(Neues Mitglied)

Hallo ,

ich bin ja neu im Forum und hatte wirklich nicht damit gerechnet auf meine kleine Frage hin, diese Menge an Informationen und Nachfragen zu bekommen. Danke nochmal an alle dafür!

Eine Frage ergibt sich noch aus dem Beitrag von Thomas da er die Durchgangsstempel erwähnt. Eigentlich ein neues / anderes Thema aber ich denke es passt ganz gut zu dem Thema Leitvermerke.
Warum tragen einige Briefe Durchgangstempel, der Großteil aber nicht ? Alle Briefe sind ja wie geschildert in den verschiedenen Häfen / Städten weiterbefördert/ umgeladen worden. Aber die Dokumentation des Weges den ein Brief zurückgelegt hat, anhand von Durchgangsstempeln ist wirklich selten.

Sicherlich keine spezifische Frage für die DAP China aber wie gesagt, passt doch ganz gut in dem Zusammenhang.

Anbei ein Beispiel aus Shanghai nach Alexandria ..mit Durchgangsstempeln aus Hongkong, Colombo und Suez.:D

Grüße
Marabou
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 Alexandria Vorderseite.JPG (130.77 KByte | 0 mal heruntergeladen | 0 Byte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Alexandria Rückseite.JPG (126.36 KByte | 1 mal heruntergeladen | 126.36 KByte Traffic)

22.07.18, 23:31:26

Thomas.K

(Mitglied)

Hallo Marabou,

das mit den Durchgangs-, nicht mit den Ankunftsstempeln hängt davon ab, ob der Brief im geschlossenen Transit, gebündelt im Postsack, oder im offenen Transit befördert wurde. Nach Ägypten war das Briefaufkommen sicher nicht so groß, dass hier ein Postsack gefüllt werden konnte. Daher wurde dieser Brief „offen“, sprich von Hand zu Hand transportiert und erhielten somit in den Häfen, in denen er weitergegeben wurde einen Durchgangsstempel. Post die im geschlossenen Transit befördert wurde, wurde in diesen Fällen nicht einzeln behandelt, sondern der ganze Postsack wurde umgeladen. Die diesbezüglichen Vermerke und Stempel wurden hier nur auf dem Laufzettel angebracht, der dem Postsack beigefügt war.

Die Durchgangsstempel gehören schon zu diesem Thema hier, da man nur anhand dieser sieht, ob ein vorgegebener Leitvermerk auch tatsächlich eingehalten wurde.

Viele Grüße

Thomas
23.07.18, 09:55:36
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