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Hallo liebe Teilnehmer,

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30.10.09, 17:40:46

carolinus

(Mitglied)

Hallo zu den ersten Lübeckmarken.

In der nächsten Zeit möchte ich die Echtheitsmerkmale der Lübeckmarken vorstellen.

Die Zeichnung der ersten Ausgabe vom 1. Januar 1859 zeigt den Lübecker Doppeladler vor einem punktierten Hintergrund. Die Druckerei war die von Heinrich Gottfried Rahtgens in Lübeck. Wie auch die Ausgaben Oldenburgs und Bergedorfs wurden diese Marken im Steindruck hergestellt.

Das Papier ist glatt und reinweiß. Bei den Nummern 1 bis 5 enthält es ein Wasserzeichen, dass allerdings nicht eigens für die Marken angefertigt wurde. Vielmehr wurde ein fertiges Papier mit einem blumenartigen Wasserzeichenmuster von der Behörde zum Druck bestimmt. Die Nummern 6 und 7 zeigen kein Wasserzeichen.

Die Marken waren in 10 Reihen zu je 10 Stück auf dem Bogen geordnet. Die Auflagezahlen der einzelnen Ausgaben betragen:

  • Nr. 1 ½ Schilling: 400 Bogen (40000)
  • Nr. 2 1 Schilling: 200 Bogen (20000)
  • Nr. 3 2 Schilling: 1386 Bogen (135828 und 2772 Fehldrucke)
  • Nr. 4 2 ½ Schilling: 500 Bogen (50000)
  • Nr. 5 4 Schilling: 1499 Bogen (149900)

Auf Grund der kleinen Auflagen der beiden Werte zu ½ und 1 Schilling wurden im April 1862 neue Marken gedruckt. Das Papier dieser Neuauflage ist äußerlich gleich, zeigt aber kein Wasserzeichen. Bei der Betrachtung gegen das Licht erkennt man aber eine Vielzahl von unregelmäßig angeordneten kleinen Punkten, teilweise sehr nahe beieinander stehend, teils auch bis 1 mm voneinander entfernt, aber mit der Lupe gut erkennbar.

  • Nr. 6 ½ Schilling: 1100 Bogen (110000)
  • Nr. 7 1 Schilling: 499 Bogen (49900)

Insgesamt wurden also von den sieben Marken 558400 Stück gedruckt. Die Anzahl dieser Marken war bei weitem ausreichend bis zum Erscheinungstag der nächsten Ausgabe am 1. 7. 1863. Ein großer Überschuss verblieb noch auf Lager. Der Grund liegt darin begründet, dass die weitaus meisten Sendungen nicht mit Marken frankiert wurden, sondern das Franco bar bezahlt wurde. Um einen Eindruck vom Verhältnis Frankierung mit Marken – Barbezahlung der Gebühren zu bekommen, ist anzumerken, dass allein im Jahr 1859, dem ersten Jahr der Lübecker Marken, fast 320000 portopflichtige Brief- und Kreuzbandsendungen nur von der Stadt Lübeck befördert wurden.

Auf den Nummern 1 bis 7 befinden sich Stecherzeichen, die vom Zeichner der Marken wohl absichtlich als Geheimzeichen einsetzte. Sie geben Hinweise auf die Echtheit der Marken, sind aber keineswegs mehr eine Garantie dafür.

½ Schilling - Nr. 1 und 6 - abgebildet ist Nr. 6




- Winziger Punkt oberhalb des Querstriches unten in der Randverzierung – symbolisiert 1/2

- Im Schriftband an der linken Seite oben im rechten Zipfel ein deutlicher Punkt

- Bruchstrich links oben etwas gebogen, enganliegende Ziffern

- Bruchstrich rechts oben exakt gerade, großer Abstand der Ziffern vom Strich

- In der oberen Randverzierung zeigt die linke Spitze des linken waagerechten Bogens auf den rechten Punkt des „Ü“ von „LÜBECK“

- In der linken Randverzierung ist der 5 mm lange Strich vor allem oben fast gerade und nur unten ein wenig nach rechts gebogen

- Der gegenüberliegende Strich auf der rechten Seite ist dagegen oben und unten deutlich gebogen

- Linkes oberes Bandende mit 5 Strichen schraffiert

- Zwischen den Adlerköpfen nur ein Punkt in der Höhe der Augen

- Kein Punkt nach Schilling

- Brustschild zeigt unten 7 Schraffierungsstriche


Demnächst geht's dann weiter.

Gruß carolinus


Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
30.10.09, 17:41:46

carmen

(Mitglied)

Hallo carolinus,
der Beitrag ist mal wieder super interessant!
Freue mich schon auf die Fortsetzung.

30.10.09, 18:14:23

carolinus

(Mitglied)

Hallo carmen, danke für die Rückmeldung. So motiviert, mach ich dann mal weiter. freuen

Die erste Emission der Lübeckmarken wurde bei der Herstellung nicht gummiert. Die Marken wurden ungummiert in der Stadtkasse auf Lager gehalten, nach Bedarf an den Postdirektor abgegeben und erst bei dieser Gelegenheit mit der Gummierung bestrichen. Nur die bei der Post vorhandenen Restbestände sind also gummiert, die in der Stadtkasse dagegen, die später an einen Pariser Markenhändler abgegeben wurden, ungummiert.

Ungebrauchte Marken ohne Gummierung sind bei Lübeckmarken also kein Mangel, sondern die normale Erhaltung.

Zu den Echtheitsmerkmalen der 1 Schillingmarke (Nr. 2 und Nr. 7) – abgebildet die Nr. 7




- Unter dem Querstrich unten ein Punkt – die Wertangabe 1 symbolisierend

- Über dem ersten linken Punkt der obersten Punktreihe des Wappenuntergrunds ein Punkt

- Anstriche der beiden unteren Eckwertziffern „1“ sind kürzer als die der oberen beiden

- Linke obere Wertziffer mit dickem, rechts schräg abfallendem Fußstrich

- In der oberen Randverzierung berührt die linke Spitze des linken waagerechten Bogens den rechten Punkt des „Ü“ von „LÜBECK“

- Die langen Striche rechts und links in der Randverzierung sind gleichmäßig gebogen und geringfügig kürzer als bei den Nrn. 1 und 6

- Anders als bei den Nrn. 1 und 6 stoßt das Schriftband rechts oben mit dem rechten Zipfel an die Randverzierung

- Linkes oberes Bandende mit 6 Strichen schraffiert, der linke Strich winzig

- Zwischen den Adlerköpfen ein Punkt etwas tiefer als in Augenhöhe

- Punkt nach Schilling

- Brustschild zeigt unten 7 Schraffierungsstriche

- Bogen über „EC“ von „LÜBECK“ unterbrochen, so dass ein Komma entsteht

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
31.10.09, 13:16:40

carolinus

(Mitglied)

So, heute noch eine Marke, und dann ist das Wochenende auch schon wieder fast vorbei.

Am 1. August 1863 wurde diese erste Markenausgabe außer Kurs gesetzt. Die Marken konnten aber noch bis zum Ende desselben Jahres zur Frankatur benutzt werden.

Die einzelnen Frankaturstufen wurden verwendet für:

  • ½ Schilling – Stadtbriefe und Kreuzbandsendungen
  • 1 Schilling – Inlandsbriefe und Briefe in innerhalb von 3 Meilen gelegenen Mecklenburger Postanstalten
  • 2 Schilling – Briefe nach Hamburg und Bergedorf
  • 2 ½ Schilling – Briefe in über 6 Meilen gelegene Mecklenburger Postanstalten
  • 4 Schilling – Briefe ins Postvereinsgebiet über 20 Meilen


Briefe in Mecklenburger Orte zwischen 3 und 6 Meilen kosteten 1 ½ Schilling, Briefe ins Postvereinsgebiet zwischen 10 und 20 Meilen 3 Schilling.


Zur 2 Schilling - Lübeck Nr. 3




- Unten dem Querstrich unten zwei winzige Punkte – die Wertangabe 2 symbolisierend

- Über dem zweiten Punkt von links in der obersten Punktreihe des Wappenuntergrunds ein weiterer Punkt

- Rechte untere Eckwertziffer ist schwächer als die anderen, oberen Eckwertziffer sind stärker als die unteren

- In der oberen Randverzierung zeigt die linke Spitze des linken waagerechten Bogens genau zwischen die beiden Punkte des „Ü“ von „LÜBECK“

- Die langen Striche rechts und links in der Randverzierung sind wie bei den Nrn. 1 und 6 wieder 5 mm lang und stehen sehr nah an der Umrandung

- Das Schriftband stoßt nirgends an die Verzierung

- Die Punktreihen im linken oberen Bandende sind teilweise zu Strichen verschmiert

- Zwischen den Adlerköpfen befindet sich kein Punkt

- Die dritten Federn links und rechts stoßen an einem Punkt an, die linke Feder steht sehr nah am Schriftband

- Die rechte Klaue des rechten Fußes berührt das Schriftband

- Brustschild zeigt unten 7 Schraffierungsstriche

Beste Grüße

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
01.11.09, 16:06:49

carolinus

(Mitglied)

Im Zusammenhang mit den zahlreichen Neu- bzw. Nachdrucken sei darauf hingewiesen, dass viele dieser Marken auch in etwa die Echtheitsmerkmale zeigen können. Allerdings sind sie durch ihren Druck, ihre Farben, Papiersorten usw. sofort als Fälschungen identifizierbar.

Noch einmal der Hinweis, Originale sind im Steindruck hergestellt, moderne Neudrucke häufig im Offsetdruck. Steindruck zeigt charakteristische Merkmale, vor allem ein fleckiger, leicht unscharf erscheinender Druck.

Kennt man diese Unterschied kann man diese, von Jürgen in einem anderen Zusammenhang bereits gezeigten Marken, nicht miteinander verwechseln. Der Name Suppenhuhn für den rechten Adler trifft den Nagel auf den Kopf.




Die nächste Marke, die ich vorstellen möchte, ist die 2 ½ Schilling, Nr. 4. Hier wieder einige Echtheitsmerkmale.




- Unten dem Querstrich unten zwei Punkte, oben ein Punkt – die Wertangabe 2 ½ symbolisierend

- Zwischen zweitem und drittem Punkt von links in der obersten Punktreihe des Wappenuntergrunds ein weiterer Punkt

- Bruchstrich links oben viel stärker als die anderen Bruchstriche und nicht so steil

- In der oberen Randverzierung ist vom linken waagerechten Bogen nur ein linker Halbbogen vorhanden

- Dieser Halbbogen steht weit vom „Ü“ von „LÜBECK“ ab und zeigt auf den rechten Punkt des „Ü“

- Die langen Striche rechts und besonders links in der Randverzierung sind sind auffallend kürzer als bei den anderen Marken

- Der linke Strich steht deutlich näher an der Randlinie als der rechte

- Das Schriftband stoßt wie bei der Nr. 2 wieder an die Randverzierung an

- 8 Punktreihen im linken oberen Bandende

- Zwischen den Adlerköpfen befinden sich zwei Punkte, einer am rechten Kopf in Augenhöhe, einer am linken Hals

- Die dritte Feder links berührt das Schriftband

- Die rechte Klaue des rechten Fußes berührt wie bei der Nr. 3 die untere Schriftbandlage

- Brustschild zeigt unten 6 Schraffierungsstriche, die wegen der schmierenden Druckfarbe selten klar zu sehen sind


Viele Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
06.11.09, 09:41:47

carolinus

(Mitglied)

In meinem ersten Beitrag oben habe ich zu den Auflagezahlen bei der Nr. 3 geschrieben:

  • Nr. 3 2 Schilling: 1386 Bogen (135828 und 2772 Fehldrucke)

Wie sehen diese Fehldrucke der Nr. 3 aus und wie sind sie entstanden? Hierzu eine kurze Beschreibung der Herstellung der Marken.

Von den Werten 1-5 wurden vom Lithographen die Originale zunächst auf einen Stein gezeichnet. Anschließend stellte er davon Umdrucke her, um einen
vollständigen Druckstein für den Bogen zusammenstellen zu können. Dazu wurden 100 Originaldrucke auf ein Blatt Papier in vorher markierte Felder möglichst gleichmäßig aufgenadelt und auf die Originalplatte oder besser auf den Originalstein umgedruckt.

Bei der Nr. 3 wurden aber bei diesem Verfahren nur 98 Werte vom Original der 2 Schillingmarke aufgegriffen. Zwei Werte - die Felder 96 und 97 - wurden versehentlich vom Original der 2 ½ Schillingmarke genommen.

Der Drucker bemerkte den Irrtum wohl erst, als der Druckstein für den Markendruck bereits fertig gestellt war. Um den Fehler möglichst unauffällig erscheinen zu lassen, radierte der Lithograph bei beiden Marken nur das weg, was am Auffallendsten war: die acht Eckwertziffern 2 ½. Anschließend zeichnete er an den Stellen
wie bei der richtigen Nummer 3 jeweils eine große 2 ein.




Auf der von Jürgen Kraft zur Verfügung gestellten Abbildung (Feld 96) erkennt man bei der rechten unteren Wertziffer noch Spuren der entfernten Ziffer 2 1/2. Krötzsch erwähnt diese Reste bei seiner Marke ebenfalls.

Durch das freihändige Einzeichnen der Ziffern 2 existieren zwei verschiedene Typen dieses Fehldrucks. Krötzsch konnte darüber aber nicht näher berichten,
da ihm nur Feld 96 vorlag.

Hier beide Typen – links Feld 96, rechts Feld 97.




Man stellt fest, dass alle acht nachträglich gezeichneten Ziffern sich deutlich voneinander unterscheiden. Handarbeit eben!

Selbstverständlich tragen die Fehldrucke nicht die Merkmale der 2 Schilling-, sondern die oben gezeigten Merkmale der 2 ½ Schillingmarken (Nummer 4).

Die Marken wurden gedruckt und ohne Beanstandung abgeliefert. Wahrscheinlich fiel kaum jemanden auf, dass im linken Band die falsche Wertbezeichnung
„ZWEI EIN HALB“ stand. Wer schaute sich die Marken schon so genau an!

Viele Grüße

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
09.11.09, 10:37:56

carolinus

(Mitglied)

Hallo,
noch einmal zum Lübeck-Fehldruck 3F.

Bitte keinesfalls diese Marke als 3F erwerben. zunge raus

Ihr ahnt, wo sie herstammt?
Gruß carolinus


Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
11.11.09, 11:46:11

admin_j

(Mitglied)

Hallo Carolinus,

ich habe davon sogar ein ganz besonders nettes Stück. Das nachfolgende Bild ist nicht gespiegelt! Die Marke sieht exakt so aus.


Liste der Sonderzeichen zum Einkopieren

Epson-Scanner-Standard-Einstellungen

Welche Sonderzeichen in Beiträgen können Veröffentlichung verhindern?

11.11.09, 16:14:19

carolinus

(Mitglied)

Hallo Jürgen,

dein Bild macht es ja nun auch nicht gerade leichter. zwinkern

So einfach, wie ich erst gedacht hatte, ist es wohl doch nicht.

Vor Morgen gibt es jedenfalls keine Lösung. So, nun strengt euch mal ein bisschen an! freuen lachen

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
11.11.09, 17:27:18
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