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Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 28.12.09, 14:23:02

Heute einmal eine "versteckte" Besonderheit, die sich erst langsam bei den Sachsensammlern herumspricht.

Wer kann sie erläutern?

Altsax
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 Dresden - Rudolstadt 27.11.jpg (313.52 KByte | 17 mal heruntergeladen | 5.2 MByte Traffic)

27.12.09, 11:58:22

Altsax

(Mitglied)

Zitat von Altsax:
Wer kann sie erläutern?


Vielleicht hilft der folgende Brief bei der Lösung.
Dateianhang (verkleinert):

 Dresden 23.11.1852, VG.jpg (268.87 KByte | 4 mal heruntergeladen | 1.05 MByte Traffic)

28.12.09, 14:26:45

Totalo-Flauti

(Mitglied)

geändert von: Totalo-Flauti - 28.12.09, 15:02:23

Hallo Altsax,

ich versuch's mal.
Anfangs waren die Ortsstempel (für ca. 7 1/2 Monate Verwendungszeit) als Entwertung der Marken zu verwenden. Es handelt sich bei den Ortsstempeln um die seltenere Entwertungsform der Friedrich August II - Ausgabe.
Aber es geht hier ja um die Nummernstempel. Ab Anfang 1852 (genaues Datum ist mir nicht bekannt) wurden die Vollgitterstempel in Sachsen für die Entwertung der Marken eingeführt. Allerdings wurden bereits im November des selben Jahres die Nummernstempel für die Entwertung der Marken angeschafft. Dresden mit Nr.1 wird eines der ersten Postämter mit Nummernstempel gewesen sein. Da die Ausgabe Friedrich-August II von 1851 bis 1855 verwendet wurde und die Einführung der Nummernstempel erst nach und nach erfolte, sind überwiegend Vollgitterstempel auf dieser Ausgabe zu finden. Sollte der 23.November 1852 ein Ersttag sein? Zumindestens handelt es sich hier um eine Verwendung aus dem ersten Monat der zu verwendeden Nummernstempel.

Gruss Totalo-Flauti
28.12.09, 14:53:47

Altsax

(Mitglied)

Hallo Totalo-Flauti,

stimmt weitgehend!

Zitat von Totalo-Flauti:

Anfangs waren die Ortsstempel als Entwertung der Marken zu verwenden. Ab Januar 1852 wurden die Vollgitterstempel in Sachsen für die Entwertung der Marken eingeführt.


Die Vollgitterstempel wurden am 16.3.1852 an die Postämter versandt und nach Eintreffen eingesetzt. Von Leipzig ist - nicht verwunderlich, weil "im Hause" eingesetzt - ein Beleg vom 16.3 bekannt, von mehreren anderen Postanstalten solche vom 17.3.

Zitat von Totalo-Flauti:

Allerdings wurden bereits im November des selben Jahres die Nummernstempel für die Entwertung der Marken angeschafft. Dresden mit Nr.1 wird eines der ersten Postämter mit Nummernstempel gewesen sein. Zumindestens handelt es sich hier um eine Verwendung aus dem ersten Monat der zu verwendeden Nummernstempel.


Am 24.11.1852 erhielt (ausschließlich!) Dresden einen Nummernstempel, der im Gegensatz zu den Vollgitterstempeln nicht mehr aus Messing, sondern aus Stahl geschnitten war, zu Versuchszwecken. Offenbar sollte ausprobiert werden, wie sich das neue Material in Verbindung mit dem Gitter in der Praxis bewährte. Es scheint sich nur um ein Exemplar dieses "Versuchsstempels" gehandelt zu haben. Parallel an anderen Schaltern verwendete Vollgitterstempel sind allerdings nicht bekannt geworden.

Bereits am 27.11. wurde vom Oberpostamt Leipzig verfügt, daß nach dem positivem Versuchsergebnis alle Postanstalten nach und nach mit derartigen Stempeln auszurüsten seien. Von Leipzig (NG 2) ist der früheste Abschlag vom 31.3.1853 registriert.

Der "Versuchsstempel" ist in Dresden nach Ende der Versuchsphase weiterhin eingesetzt worden. Abschläge aus dem November 1852 erfreuen sich unter Kennern besonderer Beliebtheit, ihr Aufpreis gegenüber späteren fällt allerdings moderat aus.

Beste Grüße

Altsax
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 Leipzig VG 30.3.1853, k.jpg (325.45 KByte | 4 mal heruntergeladen | 1.27 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Leipzig NG1 31.3.1853.jpg (298.78 KByte | 3 mal heruntergeladen | 896.33 KByte Traffic)

28.12.09, 15:18:42

Altsax

(Mitglied)

In div. Punktetabellen und Preislisten der sächsischen Nummernstempel wird nach den Markenausgaben Friedrich-August, Johann, Wappen und NDP unterschieden. Die meisten sammler beschränken sich auf die Differenzierung nach Johann- und Wappenausgabe, weil die übrigen nur stark lückenhaft zusammenzutragen sind.

Interessant ist ein anderer Ansatz: Der Versuch, einen oder gar mehrere Nummernstempel auf jeder Marke zu bekommen. Die "Schlüsselmarke" schlechthin ist dabei selbstverständlich die Mi 1. Aber auch die Mi 5 stellt eine Hürde dar, die schwer zu überwinden ist: Der hellblaue Wert zu 2 Ngr. wurde bereits im Jahre 1852, also vor Ausgabe der Nummernstempel, durch einen dunkelblauen ersetzt. Der Aufbrauch der hellblauen Marken zog sich zwar eine gewisse Zeit hin, dennoch sind bereits die NG 2 auf diesem Wert nicht gerade häufig. Höhere Nummern finden sich nur in Einzelexemplaren. Lediglich der NG 172 ist in nennenswerter Anzahl bekannt.

Aber auch hier gilt, daß die Nachfrage den Preis bestimmt. Die selbst für nur einmal registrierte Stempel bewilligten Aufpreise halten sich in bescheidenem Rahmen.

Altsax
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 NG1.jpg (28.73 KByte | 2 mal heruntergeladen | 57.46 KByte Traffic)

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 NG2.jpg (22.57 KByte | 1 mal heruntergeladen | 22.57 KByte Traffic)

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 NG3.jpg (34.2 KByte | 1 mal heruntergeladen | 34.2 KByte Traffic)

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 Bautzen NG 14, Mi ,5,.jpg (21.47 KByte | 1 mal heruntergeladen | 21.47 KByte Traffic)

29.12.09, 10:29:41

regiduer

(Mitglied)

@ Altsax

immer wieder ein Augenschmaus die kleinen und größen Rosinen hier bewundern zu dürfen und nicht zu vergessen die sehr anschaulichen Beiträge dazu !
Sehr lehrreich,vor allem das was man (fast)niergendwo zu lesen bekommt.
Solche Sachen können ja auch nur die "Obergurus" dieser Sammelgebiete zeigen und die meisten anderen können da leider wohl nichts mehr beisteuern!

Eine Frage, können sie erklären warum z.B. der Nummernstempel 198 ( Großröhrsdorf ) auf Wappen so selten sein soll ?
( lt. Milde 1200 Pkt auf loser Marke ) obwohl die ganze Wappenzeit über die PE in Betrieb war !

mfg regiduer
29.12.09, 14:01:06

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 29.12.09, 14:15:06

Zitat von regiduer:

Eine Frage, können sie erklären warum z.B. der Nummernstempel 198 ( Großröhrsdorf ) auf Wappen so selten sein soll ?
( lt. Milde 1200 Pkt auf loser Marke ) obwohl die ganze Wappenzeit über die PE in Betrieb war !


Hallo regiduer,

so selten, wie die 1.200 Punkte suggerieren, ist der Stempel tatsächlich zumindest auf losen Marken nicht. Er gehört aber mit Sicherheit auf Wappen zu den selteneren.

Wie immer bei den lediglich auf der Wappenausgabe seltenen Nummernstempeln, liegt auch hier die Ursache in einer vorzeitigen Verwendung des Ortsstempels zur Markenentwertung.

Bemerkenswert ist dabei noch (auch das kommt bei nicht wenigen Postanstalten vor), daß der Nummerstempel nach 1867 wieder aus der Versenkung auftaucht und sich recht häufig auf NDP-Marken findet. Meine Erklärung dafür ist Patriotismus der ehemals sächsischen Postbeamten, die auf diese Weise an die "gute alte Sachsenzeit" erinnern wollten.

Beste Grüße

Altsax
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 Großröhrsdorf - Liebau, 26.1.1864.jpg (340.84 KByte | 13 mal heruntergeladen | 4.33 MByte Traffic)

29.12.09, 14:12:20

regiduer

(Mitglied)

wow,

wie sooft, eine schnelle Antwort, Dankeschön !

und fast logisch auch gleich mit entsprechendem Beleg.
( bin ja schon froh das ich die wenigstens lose habe, lach )


Und wie verhält es sich mit der 212 auf Wappen ?
Einerseits im Katalog als nicht möglich gelistet, andererseits soll es Exemplare auf Brief geben ?
( lose habe ich sie schon gesehen, ob echt ? )
Gibt es da neuere Forschungsergebnise ?

mfg regiduer
29.12.09, 14:29:50

Altsax

(Mitglied)

Zitat von regiduer:

Und wie verhält es sich mit der 212 auf Wappen ?
Einerseits im Katalog als nicht möglich gelistet, andererseits soll es Exemplare auf Brief geben ?
( lose habe ich sie schon gesehen, ob echt ? )
Gibt es da neuere Forschungsergebnise ?


Hallo regiduer,

mit dem NG 212 habe ich mich intensiv beschäftigt und alles archiviert, was ich zu sehen bekam, wenn nicht als Abbildung, dann wenigstens die Daten.

Dabei stellte sich heraus, daß bereits ab Oktober 1862 nur noch Ortsstempelentwertungen zu registrieren waren. Da vom NG 212 sehr gute Fälschungen existieren, ließ das den Schluß zu, daß die (wenigen) auf losen Wappenmarken existierenden Entwertungen falsch sein müssen.

Beim Korrekturlesen des Milde-Handbuches habe ich konsequenterweise darauf gedrungen, daß die Notierung für den NG 212 auf Wappen entfernt wird.

Herr Rismondo informierte mich inzwischen darüber, daß ihm ein Wappenbrief mit Nummerstempelentwertung 212 vorgelegt worden ist, den er für zweifelsfrei echt hält. Vom Datum her liegt er zwischen Ortsstempelentwertungen. Ich habe keinerlei Anlaß, an Herrn Rismondos Einschätzung zu zweifeln. Plausibel erklären läßt sich ein solches Phänomen allerdings nicht. Als logische Folge müssen selbstverständlich auch die losen Stücke einer nochmaligen Untersuchung unterzogen werden.

Das ist der Fluch ausschließlich auf empirischen Beobachtungen basierender Schlüsse: Ein einziges Gegenbeispiel wirft alle Erkenntnisse über den Haufen!

Beste Grüße

Altsax
29.12.09, 14:45:40

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 07.01.10, 19:45:49

Nur von wenigen Sammlern konsequent zusammengetragen werden die sächsischen Nummerngitterstempel auf Markenausgaben des NDP bzw. des Deutschen Reiches.

Auf letzteren ist lediglich der NG 7 bekannt, der auf einer Nebenstrecke der Linie Riesa - Zwickau weiterverwendet worden ist. Wegen seiner Einzelstellung ist er gesucht, kommt aber verhältnismäßig häufig sogar auf Belegen des DR vor.

Auf den Marken des NDP sind 126 sächsische Nummernstempel div. Listen als existent zu entnehmen. Ob alle davon zweifelsfrei bestimmt worden sind, ist ebensowenig feststellbar, wie sich die Frage klären läßt, ob ggf. noch an weiteren Postanstalten die Nummernstempel über den 31.12.1867 hinaus Verwendung fanden.

Einen "Fund", der bislang einzig geblieben zu sein scheint, konnte ich mit dem NG 15 von Zittau machen. In Zittau wurde sehr konsequent bis zum Letzttag der sächsischen Posthoheit mit dem Nummernstempel entwertet. Gleichwohl scheint diese Gewohnheit anschließend sehr bald aufgegeben worden zu sein, sonst müßten mehr Nummernstempel auf NDP-Marken erhalten geblieben sein.

Als "Fremdentwertung" hochgejubelt werden Nummernstempelentwertungen auf Marken fremder Postverwaltungen. Oftmals handelt es sich um zufallsbedingte Nachentwertungen, denen auf losen Marken nach meiner Überzeugung kein substantieller Wert zukommt.

Im Falle des NG 15 von Zittau findet sich leicht eine Erklärung: Im böhmischen Reichenberg endete nach ihrer Verlängerung die sächsische Bahnlinie Löbau - Zittau. Bei der auf dieser Linie eingerichteten Schaffnerpost in Böhmen aufgegebene Briefe wurden erstmalig in Zittau postalisch behandelt.

Altsax
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 Zittau NG Letztag, kl.jpg (299.15 KByte | 6 mal heruntergeladen | 1.75 MByte Traffic)

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 Zittau NG 15 NDP.jpg (28.27 KByte | 3 mal heruntergeladen | 84.81 KByte Traffic)

Dateianhang:

 Zittau NG15 Österreich.jpg (29.9 KByte | 1 mal heruntergeladen | 29.9 KByte Traffic)

07.01.10, 14:11:21
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