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bayern klassisch

(Gast)

Hallo heide1,

warum sollte es dir heute besser gehen, als mir am Abend vor der Auktion? lachen

Vlt. kommen noch mehr Halbierungen hier ins Forum von anderen AD - Staaten oder der Klassik (Kolonien etc.), das wäre doch schön. zwinkern

Liebe Grüsse von bayern klassisch
22.02.10, 06:42:38

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 22.02.10, 09:17:11

Zitat von bayern klassisch:

Vlt. kommen noch mehr Halbierungen hier ins Forum von anderen AD - Staaten oder der Klassik (Kolonien etc.), das wäre doch schön.


Vorab etwas Grundsätzliches zu Halbierungen:

Unterscheiden muß man erst einmal die ausdrücklich erlaubten von den übrigen. Waren Halbierungen (oder gar Viertelungen) erlaubt, so gilt in Bezug auf Sammelwürdigkeit und Prüfbarkeit das, was sonst auch Gültigkeit hat.

Etwas anders sieht es aus, wenn Halbierungen ausdrücklich nicht gestattet, sondern bestenfalls geduldet worden bzw. unbemerkt durchgeschlüpft sind.

Anfällig dafür war vor allem die nachklassische Zeit, in der Bedürfnisse der Sammler nach "Raritäten" schon einen erhebliche Rolle spielten. Lars hat das Musterbeispiel dt. Kolonien bereits erwähnt. Seitens der Postverwaltung war bei Markenmangel ausdrücklich Barfrankatur vorgeschrieben. Gleichwohl kommen Halbierungen in nicht unerheblicher Zahl auch auf echt beförderten Belegen vor. Diese für Sammler produzierten Machwerke werden hoch bezahlt. Ein Grund dürfte darin zu suchen sein, daß Kolonialsammler ohnehin schmerzfrei in Bezug auf "Sammlerpost" sein müssen, weil andernfalls viele Marken auf Brief und viele seltene Abstempelungen gar nicht beschaffbar wären.

Für die altdeutschen Staaten gilt diese Einschränkung nicht. Speziell für Sammler dürfte vor 1870 kaum eine Halbierung produziert worden sein. Die Motivation für deren Verwendung ist neben einer Betrugsabsicht gegenüber der Postverwaltung in Markenmangel (Bayern, Braunschweig) sowie dem Bestreben zu sehen, Überbestände hoher Werte abzubauen (Baden 12 Kr. Landpost).

Folgerichtig beinhaltet die Prüfung einer solchen Halbierung auch die Plausibilität der Verwendung. Besonders hilfreich ist es dabei, wenn von einer Postanstalt zeitnah mehrere Halbierungen bekannt werden oder beispielsweise "Wertstufen" durch eine Halbierung produziert werden, für die es keine Marken, aber Bedarf gibt.

Kurzum, eine anzuerkennende Halbierung sollte auf Brief und ihre Notwendigkeit plausibel nachgewiesen sein.

Weil das nur für wenige Exemplare zutrifft, erhalten auch mehr oder weniger fragwürdige Stücke Atteste, bei Sachsen beispielsweise eine Kombination aus einer halbierten 1 Ngr und einer 1/2 Ngr. Marke. Es mag befriedigend sein, der staunenden Umwelt eine solche "Rarität mit Attest" präsentieren zu können - philatelistisch gesehen ist das Stück, wie auch immer es entstanden sein mag, bedeutungslos.

Fazit: Wer das Geld für eine Halbierung aufbringen kann und will, sollte sich eingehend mit der Materie beschäftigen. Es gibt dabei sehr wenig Weizen zwischen viel Spreu.

Altsax
22.02.10, 09:14:00

jpvde

(Mitglied)

Hallo allen,

Ich nehme an es handelt sich hier um eine Falschung, oder gibt es Halbierungen aus Neustadt?

Grusse,
Jean-Paul
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18.11.17, 01:52:00

palaiss

(Mitglied)

Das ist eine Fälschung. Der Nebenstempel ist ein unpassender Taxisstempel! geschockt
18.11.17, 07:35:03

jpvde

(Mitglied)

Hallo Palaiss,

Das dachte ich schon, so etwas kann nicht einfach vorbei fliegen im Angebot.

Grusse,
Jean-Paul
18.11.17, 14:28:10

kulemann

(Mitglied)

Heute möchte ich hier einen interessanten Beleg zeigen, den ich mit einem kleinen Belegeposten und einer Restsammlung vor „dem Ofen“ gerettet habe. Ich weiß natürlich, dass Halbierungen mit großer Vorsicht zu genießen sind, halte diesen Beleg aber aus zahlreichen Gründen für echt.



Geschichtlicher Hintergrund:

Vom 24.07. - 03.08.1943 zerstörten britische und amerikanische Bomber in der „Operation Gomorrha“ ganze Stadtteile Hamburgs. Ca. 40.000 Menschen sterben bei dieser Katastrophe, ca. 750.000 werden obdachlos.

Zum Beleg:

- Der Beleg trägt eine waagerecht halbierte 6 Pf. Dauerserienmarke Adolf Hitler, die das Drucksachenporto von 3 Pf. abdeckt.
- Handschriftlich datiert 13.08.43.
- Poststellenstempel der Poststelle II aus dem Börnsener Ortsteil Neu-Börnsen als Entwerter benutzt (Ortsbrief).

Warum halte ich den Beleg für echt ?

- Der Stempel ist mir als Heimatsammler bekannt und ich besitze zeitnahes Vergleichsmaterial. Stempelabnutzung und -farbe sind zeitgerecht.
- Der Beleg trägt den Briefstempel des Bürgermeisters und seine Originalunterschrift.
- Die Sendung ging „an alle Bewohner und Siedler“. Es handelt sich sozusagen um eine „Wurfsendung an alle Haushalte“, was auch die Adresse aus dem Setzkasten nahelegt. Börnsen hatte 1939 ca. 1.200 Einwohner. Sicher waren viele Fremdarbeiter (es gab ein Barackenlager in Börnsen)und Flüchtlinge aus Hamburg hinzugekommen (s.u.).
- Der Beleg trägt das handschriftliche Datum 13.08.1943. Er lädt zu einem Termin am 14.08.(1943). Folglich mussten Hunderte von Belegen am selben Tag erstellt und zugestellt werden. Da ist es recht wahrscheinlich, dass die kleine Poststelle nicht ausreichend der auf dem Land sicher nicht so gebräuchlichen 3 Pf.-Marken hatte. So kurzfristig konnten sie eventuell auch nicht beschafft werden.
- Gegen die eigentlich vorgeschriebene Barfreimachung könnte der Zeitfaktor sprechen, wenn kein geeigneter Stempel vorhanden war. Offensichtlich gab es ja noch nicht einmal einen Datumstempel. Hunderte von handschriftlichern Vermerken hätten wohl länger gedauert, als die Halbierungen. Vielleicht war die Vorschrift auch gar nicht bekannt.
- Es könnte die Frage aufkommen, warum nicht die größere Poststelle I in Börnsen die Belege bearbeitet hat. Möglicherweise haben beide Poststellen solche Belege bearbeitet, jeweils für den betreffenden Ortsteil. Vielleicht findet sich noch einmal einer von Börnsen.
- Aus dem Inhalt geht hervor, dass umfassend erhoben werden sollte, wie viele Menschen in der Gemeinde untergekommen waren. Diese mussten versorgt werden. Ich vermute mit Lebensmittelmarken und dann natürlich auch mit Lebensmitteln. Das Datum 13.08.1943 liegt eine Woche nach dem Ende der Aktion Gomorrha, was die chaotische Eile erklärt. Vermutlich war eine große Anzahl von Menschen aus Hamburg in Börnsen, die keine Lebensmittel hatten.
- Der Großvater des Börnseners, von dem ich den Beleg habe, ist selbst in diesem Zusammenhang aus Hamburg-Altona nach Neu-Börnsen gekommen. Das untermauert auch die These, dass die Neu-Börnsener diese Sendung von der Poststelle des Ortsteils erhielten.

Nun würden mich Meinungen und Ergänzungen aus dem Forum interessieren. Wie könnte man einen solchen Beleg wohl bewerten ?

Kann eventuell jemand vergleichbare Belege aus dem August 1943 aus anderen Gemeinden rund um Hamburg zeigen. Der Flüchtlingsstrom hat ja das gesamte Umland betroffen.

Burkhard
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Freue mich über jeden Beleg für meine Heimatsammlung: (Hamburg-)Bergedorf und Kreis Herzogtum Lauenburg von Vorphila bis heute. (Alte PLZ alle 205x und 241x sowie einige 2000 (nicht Hamburg), 2061, 2071, 2401, DDR 273x und DDR 282x).
22.03.19, 00:14:25

lehrling

(Mitglied)

geändert von: lehrling - 22.03.19, 14:18:21

Zitat von kulemann:
- Gegen die eigentlich vorgeschriebene Barfreimachung könnte der Zeitfaktor sprechen, wenn kein geeigneter Stempel vorhanden war. Offensichtlich gab es ja noch nicht einmal einen Datumstempel. Hunderte von handschriftlichern Vermerken hätten wohl länger gedauert, als die Halbierungen. Vielleicht war die Vorschrift auch gar nicht bekannt.
Burkhard


Hallo Burkhardt,
einen wesentlichen Zeitvorteil durch das Frankieren mit zuvor halbierten Marken gegenüber dem vorgeschriebenen handschriftlichen Vermerk Geb.Bez. Unterschrift nebst Datum sehe ich nicht und dass die Vorschriften nicht bekannt waren, halte ich zumindest für die übergeordnete Poststelle in Börnsen für unwahrscheinlich.
M.E. entspringt diese "Notmassnahme", wie viele andere dieser Zeit auch, einer philatelistischen Inspiration.
Da die Briefe innerhalb des Ortes liefen und die Einnahmen wohl ordnungsgemäß verbucht waren, wurden sie unter Zeitdruck von der übergeordneten Poststelle durchgewinkt.
Als Kuriosum mit deinen gesammelten Fakten durchaus sammelnswert ohne dass sich das in mehrstelligen Eurobeträgen niederschlägt.

Gruß lehrling

Ps: Grade drängt sich noch die Frage auf, unter welchen Voraussetzungen der Bürgermeister Briefe mit dienstlichen Angelegenheiten frankieren mußte...
22.03.19, 14:13:45

kulemann

(Mitglied)

Hallo Lehrling,

an eine "philatelistische Inspiration" mag ich unter den genannten Begleitumständen nicht denken, zumal der Beleg original vom Bürgermeister unterschrieben und mit dessen Absenderstempel versehen ist.
Die Poststelle I in Börnsen dürften die Belege ebensowenig gesehen haben wie das Leitpostamt Hamburg-Bergedorf 1, da sie wohl inneralb Neubörnsen gelaufen sind. Der Bürgermeister hatte wahrscheinlich nur den Stempel Börnsen für die Anschrift (Neubörnsen war ein Ortsteil). Der Haushalt, wohin dieser Beleg ging, befand sich jedenfalls damals in Neubörnsen. Ich vermute, dass alle Belege für Neubörnsen auch dort in der Poststelle bearbeitet wurden. Schließlich musste der arme Posthalter sie alle am selben Tage auch noch zustellen, da sie ja die Einladung zu der Versammlung am Folgetag waren. Da blieb keine Zeit noch eine andere Posteinrichtung einzuschalten.

Ich sehe keine Indizien, die gegen eine echte Notmaßnahme sprechen. Mal sehen, ob es weitere Meinungen gibt.

Herzliche Grüße
Burkhard

Freue mich über jeden Beleg für meine Heimatsammlung: (Hamburg-)Bergedorf und Kreis Herzogtum Lauenburg von Vorphila bis heute. (Alte PLZ alle 205x und 241x sowie einige 2000 (nicht Hamburg), 2061, 2071, 2401, DDR 273x und DDR 282x).
22.03.19, 23:37:13

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 23.03.19, 09:20:08

Zitat von kulemann:
Ich sehe keine Indizien, die gegen eine echte Notmaßnahme sprechen. Mal sehen, ob es weitere Meinungen gibt.


Hallo Burkhard,

nach meiner Auffassung schließen sich "echte Notmaßnahme" und "philatelistische Inspiration" nicht gegenseitig aus.

Wie es aussieht, bestand durchaus Veranlassung für die gezeigte eilige Mitteilung. Die Verwendung halbierter Marken war dazu aber nicht nur nicht erlaubt, sondern auch nicht zwingend erforderlich. Unter Philatelisten soll es auch Bürgermeister geben und gegeben haben.

Die Frage der finanziellen Bewertung solcher Belege trübt bisweilen die Objektivität des Blickes darauf.

Begnüge Dich doch einfach damit, daß Du einen zeitgeschichtlich interessanten Beleg hast, dessen Entstehungsumstände sich gut beschreiben lassen. Man kann auch "philatelistisch inspirierte" Belege in seine Sammlung aufnehmen, wenn man sie als das beschreibt was sie sind, und ihnen deshalb keinen hohen finanziellen Wert beizumessen versucht.

Es ist nun einmal so, daß von dem Zeitpunkt an, zu dem Briefmarkensammler bereit waren, Seltenheiten teuer zu bezahlen, Versuche unternommen worden sind, selbst welche zu schaffen. Damit müssen alle Sammler nicht-klassischer Gebiete leben.

Beste Grüße

Altsax



23.03.19, 09:18:31

kulemann

(Mitglied)

geändert von: kulemann - 23.03.19, 19:58:30

Lieber Altsax,

es geht mir nicht ums Geld. Ich möchte den Beleg ohnehin für meine Heimatsammlung behalten. Trotzdem bin ich über die Einschätzungen hier etwas überrascht. Dass jemand einen oder mehrere solcher Belege mit Hilfe des Posthalters bastelt kann ich mir vorstellen, aber hunderte ? Börnsen hatte 1.200 Einwohner + Flüchtlinge und Fremdarbeiter, also sicher 300+ Haushalte.
Ich glaube, dass es in der Poststelle tatsächlich weder genug 3Pf.-Marken (Drucksache auf dem Dorf unüblich) noch einen "Gebühr bezahlt" - Stempel (das Datum wurde handschriftlich gesetzt - also war noch nicht einmal ein Datumsstempel vorhanden) gab. Da am selben Tag versandt werden musste, wusste man sich zu helfen.

Herzliche GRüße
Burkhard

Freue mich über jeden Beleg für meine Heimatsammlung: (Hamburg-)Bergedorf und Kreis Herzogtum Lauenburg von Vorphila bis heute. (Alte PLZ alle 205x und 241x sowie einige 2000 (nicht Hamburg), 2061, 2071, 2401, DDR 273x und DDR 282x).
23.03.19, 19:57:19
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