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Hallo liebe Teilnehmer,

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04.09.10, 15:29:12

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 04.09.10, 16:00:18

Aktuell wird im Rahmen der Versteigerung der Knapp-Sammlung ein Schwarzdruck des Sachsendreiers als "Probedruck" angeboten:

http://philasearch.de/de/i_9117_15/Altdeutschland_Sachsen/911700001.html

Über dieses Stück wird bereits seit über 100 Jahren in der philatelistischen Presse diskutiert. Es stellt sich die Frage, ob man auf Basis derzeitiger Erkenntnisse zu einem fundierten Urteil kommen kann.

Dazu vorab einige Fakten:

- Der Druck ist feiner und detaillierter als bei den regulär verausgabten Marken. Er weist die typischen Feldmerkmale nicht auf.

- Zur ursprünglichen Herkunft dieser Marke sind nach meinen Recherchen keinerlei Nachweise publiziert worden. Der gängigen Anekdote zufolge wurde das Stück von einem Druckereimitarbeiter heimlich vom Urstöckel abgezogen.

- Die Marke befand sich ausweislich des darüber erschienenen Buches in der berühmten Schröderschen Essay-Sammlung, ist aber im Buch selbst nicht abgebildet worden.

- Entwürfe, Probedrucke etc. der anderen sächsischen Marken sind seitens des sächsischen Finanzministeriums veräußert worden und befinden sich in Sammlerhand. Einzige Ausnahme ist nach derzeitigem Kenntnisstand der Sachsendreier.



Bühler führt in seinem Werk über diese Marke überzeugende Gründe dafür an, daß es sich um einen „Abzug des in Holz geschnittenen Urstempels“ handle. Zweifellos sprechen die klaren Konturen und das Fehlen der Feldmerkmale der Druckplatten dafür, daß es sich nicht um einen Abzug von einem der Druckplattenklischees handelt. Allerdings halte ich die seit eh und je in der Literatur zu lesende These für falsch, daß der Urstempel als Holzschnitt hergestellt worden ist. Wer sich jemals an einem Holzschnitt versucht hat, kommt sehr schnell zu der Einsicht, daß sich dünne Linien der hier vorliegenden Art in diesem Verfahren nicht herstellen lassen.

Wenn in Holz gearbeitet worden ist, wogegen nichts spricht, dann mit dem Verfahren des Holzstichs. Mit derartigen Platten bzw. Stempeln erzeugte Drucke stellen dann allerdings Tiefdrucke dar, und darum handelt es sich bei den Originalen des Sachsendreiers mit Sicherheit nicht.

Es ergibt sich folglich die Frage, auf welche Weise die Hochdruckklischees aus dem zweifellos vorhanden gewesenen Urstempel vervielfältigt worden sind. Das nachfolgend dargestellte Schema halte ich für wahrscheinlich:

a) Entwurfszeichnung positiv
b) Holzstich positiv, Linien tiefliegend
c) 1. Abformung negativ, Gips/Guttapercha,o.ä., Linien erhaben
d) 2. Abformung positiv Gips/Guttapercha,o.ä., Linien tiefliegend
e) Abguß Einzelklischees Schriftmetall negativ, Linien erhaben


Da verfahrensbedingt beim Holzstich die Gravurtiefe ungleichmäßig verläuft, müssen die davon erzeugten Klischees vor dem Druck noch einmal überschliffen werden. Eine exakte Nachbearbeitung von Gips, Guttapercha oder anderen nichtmetallischen Materialien stößt auf technische Schwierigkeiten.

Folgt man der bisherigen Darstellung, so stellt sich zwangsläufig die Frage, wovon der "Probedruck" gedruckt worden ist. Die Einzelklischees haben Feldmerkmale, die Abformungen sind nicht druckfähig, und der Holzstich erzeugt keinen Buchdruck dieser Art. Möglicherweise kann man am Originalabzug feststellen, ob es sich ggf. doch um Tiefdruck handelt.

In der "Deutschen Briefmarkenzeitung" des Jahrgangs 1898 wird Personengleichheit vermutet zwischen dem Martin Schröder, der die Essay-Sammlung besaß und dem "bekannten Leipziger Schröder, der die sog. Lichtdruckfälschungen schuf". Der Schwarzdruck habe diesem als Vorlage für die Fälschung gedient. Dagegen spricht allerdings, daß es zwei unterschiedliche Typen dieser Fälschung gibt, jeweils mit Feldmerkmalen.

Vielleicht kann sich der eine oder andere Leser mit dieser Problematik fundiert auseinandersetzen. Angesichts des stattlichen Ausrufspreises des Schwarzdrucks wäre etwas mehr Sicherheit wünschenswert.

Altsax
04.09.10, 15:30:12

Altsax

(Mitglied)

Anbei ein gut aufgelöster scan des Schwarzdrucks. Vielleicht kann einer der Leser sicher beurteilen und erläutern, um was für ein Druckverfahren es sich hier handelt.

Altsax
Dateianhang (verkleinert):

 Probedruck Köhler 09 2010, UT.jpg (311.59 KByte | 40 mal heruntergeladen | 12.17 MByte Traffic)

15.09.10, 13:47:17

admin_j

(Mitglied)

Hallo Altsax,

der Abzug könnte von dem Urstempel aus Holz stammen. Dafür spricht nicht nur die Zeichnung, sondern auch der Abdruck der Holzmaserung. Ich habe von der Firma Köhler noch einen Scan des Wortes Franco erbeten und bekommen. Er ist etwas weniger kontrastreich und zeigt deutlich die Maserung, die über alle Buchstaben geht.

Die Qualität, die Übereinstimmung mit dem späteren Schriftmetall und eben die Maserung, sind schwere Indizien für einen echten Abdruck des hölzernen Urstempels.



Die Beschreibung, man habe die Marke (den Druck) in einem Essaybuch gefunden, ist etwas verwirrend. Hier handelt es sich nicht um ein Essay, sondern um einen sensationellen Abdruck von dem Werkzeug, mit dessen Hilfe alle Platten hergestellt wurden. Ich werde das Bild mit entsprechendem Hinweis in meinen Ratgeber aufnehmen.

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15.09.10, 15:25:10

admin_j

(Mitglied)

Hallo Altsax,

die Frage was man aus Holz machen kann, hängt von der Holzsorte ab. Der "China" Handstempel aus tropischem Hartholz zeigt ebenfalls Serifen und von dem Stempel wurde nicht weiches Material geformt, sondern es wurde damit eine relativ hohe Auflage gestempelt.

Der Stempel ist bis heute erhalten und er sieht aus wie neu. Die feinen Linien sind ja auch zum Teil ausgebrochen und man hat, je nach Platte und Feld, ja noch im Material herum gestochert, was auch zu den Feldmerkmalen führt.

Der Urstempel der Sachsen Nr. 1 dürfte ebenfalls aus einem ziemlich harten, ausgesuchten Stück Holz stammen. Es wurde sicher kein Kaminholz verwendet.

Ein mehrfacher "Umdruck", wie oben beschrieben, hätte sicher noch weitere Merkmale hinterlassen.

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15.09.10, 15:35:08

Altsax

(Mitglied)

Zitat von admin_j:
Er ist etwas weniger kontrastreich und zeigt deutlich die Maserung, die über alle Buchstaben geht.


Hallo Herr Kraft,

auf meinem scan kann ich nur im "R" von "FRANCO" Streifen erkennen, die auf Holzmaserung hindeuten. In den übrigen Bereichen handelt es sich lediglich um unregelmäßige Druckunterbrechungen. Der Kopf der zentralen "3" ist oben so gleichmäßig gefärbt, daß an eine Holzmaserung nicht zu denken ist.

An der Version, daß es sich bei diesem Schwarzdruck um einen Abzug von originalem Vorstufen-Druckmaterial handelt, soll auf Basis derzeitigen Kenntnisstandes auch nicht gezweifelt werden.

Um es zu wiederholen:

- Die Zeichnung läßt m.E. eindeutig auf einen Holzstich schließen, weil ich mir nicht vorstellen kann, wie man beispielsweise die kleinen Dreien innerhalb der zentralen Drei erhaben stehend schneiden können sollte.

- Wenn der Urstempel ein Holzstich ist, können von ihm nur Tiefdrucke erzeugt worden sein.

- Gegen eine Bildgleichheit des Schwarzdrucks mit dem Urstempel spricht das Fehlen einiger Eckornamentlinien. Angesichts des sehr symmetrischen Zeichnungsaufbaus muß man wohl davon ausgehen, daß im Urstempel jeweils die Ecken gleichartig ausgeführt waren.


Einen entscheidenden Schritt weiterbringen würde die Feststellung des Druckverfahrens. Läßt sich das ggf. am Originaldruck erkennen?

Beste Grüße

Altsax

15.09.10, 16:08:25

admin_j

(Mitglied)

Hallo Altsax,

am Originaldruck lässt sich das Druckverfahren eingrenzen. Hoch- oder Tiefdruck lässt sich unterscheiden. An den Scans will ich das nicht abschließend beurteilen. Es sieht aber so aus, wie ein Druck von einem Holzstück.

Geeignetes Hartholz ist nicht überall gemasert. Ich habe als Kind einen Fisch aus Ebenholz gemacht. Wenn ich das Holz finde, werde ich damit experimentieren. Das Holz war auf jeden Fall hart genug, um daraus die kleinen Dreier zu schnitzen.

Die Ecken wurden ja auch nicht mechanisch reproduziert, sondern jede Ecke per Hand geschnitzt. Oben rechts ist unten ein Stück Holz ab geplatzt. Die Stelle ist auf jeder Marke unbedruckt.

Ich bin auch nicht auf Spekulationen angewiesen. Ein hölzerner Urstöckel des Sachsenwappens in Holz geschnitzt, kann ich hier einfach zeigen. Die Linien sind noch feiner und das Schnitzen war wohl kein Problem!

Fazit: der Schwarzdruck bei Köhler ist nach meiner Meinung ein Abdruck vom hölzernen Urstempel. Die Tiefdrucktheorie ist durch nichts zu belegen. Die Vermutung man könne die Linien nicht schnitzen, durch das Bild unten widerlegt. Das Stück Holz stammt aus der Zeit!

Wer noch Zweifel hat, schaut auf das folgende Bild!

Dateianhang:

 in-hartholz-geschnitzter-urstempel.jpg (45.36 KByte | 22 mal heruntergeladen | 997.91 KByte Traffic)


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15.09.10, 16:47:48

admin_j

(Mitglied)

Hallo nochmal,

falls jemand nicht weiß, was mit dem Holzstück (9 mm x 10 mm, ca 10 mm hoch und federleicht) passierte, hier noch die Auflösung. Es wurde, als Teil einer Markenzeichnung, in Gips oder was auch immer gedrückt. Die Form mit Schriftmetall ausgegossen und davon wurde die Sachsen Nr. 2 gedruckt. Das war nicht irgend ein Holz oder könnte sein oder so etwas, es ist der Urstempel des Wappens auf der Nr. 2. Logischerweise spiegelverkehrt ...

Die Marke sieht im Detail dann so aus. Der Druck von der abgenutzten Platte zeigt nicht mehr alle der haarfeinen Striche. Es ist leicht zu behaupten man könne irgend etwas nicht. Hier in dem Fall, wird bestritten, haarfeine Linien schnitzen zu können. Man findet sicher eine Anhängerschaar, die es sich auch nicht vorstellen kann, bis man vom Gegenteil überzeugt wird. Wie viele Linien sind denn in dem schräg schraffierten, senkrechten Band? Ich wage es ohne zu zählen: es sind jede Menge und die Linien sind feiner, als bei der Nr. 1.
Dateianhang:

 in-hartholz-geschnitzter-urstempel-positivdruck-abgenutzte-platte.jpg (64.01 KByte | 4 mal heruntergeladen | 256.05 KByte Traffic)


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15.09.10, 17:00:25

admin_j

(Mitglied)

Noch zwei Anmerkungen.

1. Auf dem Abzug vom Urstempel der Nr. 1 sieht man extrem feine Linien um die große "3" und auch in den Ecken. Damit wurde die Zeichnung grob vorgeritzt. Die Linien sind so fein, dass sie später keinen Einfluss auf den Druck hatten.

2. Die Bandschraffur für das Wappen der Nr. 2 ist so fein, dass sich druckende, erhabene Stellen mit gleich großen, nicht druckenden, tiefer liegenden Stellen abwechseln. Siehe Holzstempel. Weshalb könnte hier der Tiefdruck einen Vorteil bringen? Eine banale Frage. Jeder sieht, dass es völlig egal ist, ob ich von dem Urstempel einen Hochdruck oder einen Tiefdruck machen will. Für beides könnte man den Stempel auch benutzen.

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15.09.10, 17:07:15

moehre1111

(Mitglied)

gibts von dem hölzernen urstempel auch ein komplettes Bild ??

Grüße aus Löbau
15.09.10, 18:57:34
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