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admin_j

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Erkennen von Papier-Reparaturen

Die meisten Reparaturen sind eher schlecht ausgeführt und sind mit bloßem Auge erkennbar. Damit auch bessere Reparaturen erkannt werden, sollte man eine kleine „Checkliste“ abarbeiten. Zuvor bietet sich eine erste, optische Kontrolle an.

Zeigt das Markenbild Unterbrechungen oder Nachmalungen?

Wie sieht die Stelle aus, an der üblicherweise Falze gesessen haben könnten?

Sind eventuelle Stempel nachgemalt?

Wie sehen Vergleichsstücke aus?

Test 1 – Farbunterschiede im Papier - Tageslicht und UV-Lampe
Im Idealfall hat man Vergleichsmaterial. Ein einwandfreies Vergleichsstück wird dann im Tageslicht und im UV-Licht mit der zu prüfenden Marke verglichen. Besonders die Papierfarbe der Rückseite unter UV-Licht ist interessant. Meist weicht die Papierfarbe reparierter Stellen ab. Sie ist heller oder dunkler, matter oder glänzender. Verdächtige Stellen betrachtet man auch, indem man die Marke fast waagrecht vor sich hält und die Oberfläche reflektiert.

Auch ohne Vergleichsmaterial kann man einiges sehen. In der Regel ist die Papierfarbe von Vorder- und Rückseite gleich. Die Ausnahme ist gestrichenes Papier, dass eine behandelte Vorderseite hat.

Test 2 – die Faserstruktur
Unter dem Mikroskop oder einer Stereolupe oder mit Hilfe eines Scanners ab 2400 DPI optisch, lassen sich einzelne Fasern der Papiermasse erkennen. An freien Stellen der Vorderseite lässt sich gut erkennen, wie die Papierstruktur aussehen muss. An reparierten Stellen ergeben sich zumindest an den Übergängen zur originalen Papiermasse, sichtbare Ansatzstellen. Besonders wenn bildseitig das Bild oder der Stempel ergänzt wurden, sieht man den Ansatz der falschen Zeichnung. Auch bei sehr vielen Marken mit angesetzten Rändern, die voll hinterlegt sind, kann man den Übergang wie eine Treppenstufe, auf der Bildseite sehen.

Test 3 – Benzinbad
Ein Test der auch sonst unsichtbare Veränderungen in der Papierstruktur sichtbar macht, ist der Benzintest. Dafür ist ein billiger, altmodischer „Wasserzeichensucher“, eine kleine Schale aus schwarzem Kunststoff oder Glas und chemisch reines Waschbenzin aus der Apotheke notwendig. Am einfachsten ist das Benzin mit einer Pipette aus einem entsprechenden Fläschchen zu entnehmen. Die Marke wird mit der Bildseite nach unten in die Schale gelegt und mit einigen Tropfen Benzin beträufelt. Der entscheidende Moment kommt beim Verdunsten des Benzins. Unterbrechungen der Struktur, auch ausgebügelte Büge oder unsichtbare Bugspuren, sind für einen Moment, als hellere oder dunklere Striche oder Flecken sichtbar. In homogener Papiermasse verdunstet auch das Benzin gleichmäßig. Bei Unterbrechungen staut sich die Flüssigkeit oder wurde schlechter angenommen.

Man braucht etwas Übung und Geduld. Gut zum Üben geeignet sind Marken bei denen die Mängel bekannt sind. Einige Prüfer markieren Papierfehler mit Bleistift auf der Rückseite oder Sie haben den Fehler schon unter der UV-Lampe deutlich sehen können.

Prüfer signieren auch Marken die Fehler haben, die nur im Benzintest sichtbar werden leicht erhöht. Oft fragen sich auch Fortgeschrittene, ob der Prüfstempel versehentlich höher angebracht wurde, wenn die ersten zwei beschriebenen Tests kein Ergebnis bringen.

Wenn Strukturen sichtbar werden, so stammen Linien in der Regel von Bügen (die leichte Form eines Knicks) und Kurven von ergänzter Papiermasse. Flecke auf der Rückseite von Hinterlegungen.

Eine komplette Hinterlegung, eine häufige Form der Reparatur, ist im Benzintest meist nicht zu erkennen. Hier hilft einwandfreies Vergleichsmaterial oder der Vergleich der Fasern auf der Vorderseite mit denen der Rückseite.

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21.02.08, 16:41:02

philnum

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Angesetzte Ränder bei geschnitten verausgabten Marken

Ein häufiges Problem bei Marken, die mit der Schere aus dem Bogen getrennt werden mussten, sind angeschnittene Ränder. Um aus solchen minderwertigen Exemplaren voll- oder breitrandige Marken zu machen, werden Ränder aus möglichst ähnlichem Papier angesetzt. Ist auch das Markenbild verletzt, werden Nachmalungen erforderlich; gegebenfalls sind Stempel(übergänge) zu ergänzen.

Nicht immer sind solche Reparaturen so deutlich sichtbar, wie bei dem unten gezeigten Belegstück. Hier wurden oben, rechts und unten Ränder von abweichender Papierfarbe angeklebt (die Nähte sind deutlich sichtbar). Anschließend wurden fehlende Druckstellen mit nicht passender grüner Farbe nachgemalt bzw. hat die Farbe auf den Klebestellen einen anderen Ton hinterlassen. Der offene Mühlradstempel wurde oben gar nicht ergänzt.

Auf den ersten Blick - insbesondere im schummerigen Licht und ohne gutes Vergrößerungsglas - fällt diese Reparatur nicht auf. Bei genauer Betrachtung erkennt man jedoch die (mehr oder weniger gut versteckten) Mängel. Es gibt aber wesentliche bessere, aufwändiger ausgeführte Reparaturen, die nicht ohne Weiteres zu entlarven sind.
Dateianhang (verkleinert):

 Bay_12_Ränder_angesetzt.jpg (189.68 KByte | 90 mal heruntergeladen | 16.67 MByte Traffic)

02.03.10, 12:42:38

carolinus

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Dieser Braunschweig 9 setzte man einen Unterrand in Höhe der Randlinie an. Um die Reparatur zu tarnen, wurde anschließend die schwarze Randlinie übermalt.

Wegen des schönen Abschlags wollte ich den Beleg dennoch behalten, der Verkäufer erstattete mir 70% des Kaufpreises.








Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
02.03.10, 15:51:38

philnum

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Damit dieses im Forum heiß diskutierte Exemplar nicht im Nirvana der digitalen Welt untergeht, soll es hier als Lehrstück für die Erkennung von Reparaturen und die Stellung von Signaturen bei reparierten Marken gezeigt werden.

Es handelt sich um einen echt gebraucht seltenen Fehldruck des Helgoland-Wertes zu 1/4 Schilling (Mi.-Nr. 8 F), bei dem die Farben des Rahmenrechtecks mit Inschrift (bei der Normalmarke Mi.-Nr. 8 in karmin) und des Kopfbildes von Königin Viktoria (eigentlich in grün) beim Drucken schlicht vertauscht wurden, weil bei den anderen Wertstufen dieser Ausgabe die Farbkombination auch so war. Der Katalogwert des Fehldrucks beträgt in einwandfreier und echt gestempelter Erhaltung M€ 4.500,-.



Betrachten wir zunächst die Vorderseite näher: Von Helgoland-Marken gibt es private Neudrucke verschiedener Herkunft, sogar von dem Fehldruck. Dieses Exemplar hier besteht aus echtem Originalmaterial (bewusst so bezeichnet, denn wie wir später noch sehen werden, ist es aus nicht zueinander gehörenden Markenteilen verschiedener Stücke zusammenmontiert).

In ungebrauchter Erhaltung wird diese Marke im Michel-Katalog mit M€ 120,- notiert, echt gestempelt hingegen fast das 40-Fache! Daher muss der Stempelprüfung besondere Aufmerksamkeit zukommen, denn ungebraucht oder selbst postfrisch (** M€ 220,-) ist die Marke keine Rarität und lädt zur Aufwertung - besser gesagt: Stempelfälschung - geradezu ein. Hierbei fällt sofort auf, dass dem rechten Rundstempel-Teilabschlag im Bereich der beiden Ringe innen die dort befindliche Jahreszahl fehlt. Erhellende Aufklärung über dieses mysteriöse Fehlen liefert der Befund:



Kommen wir nun zur Rückseite: Mit dem Wissen über die Ausbesserungen erkennt man die Nahtstellen, an denen die einzelnen Markenteile zusammengefügt wurden. Wir erinnern uns - ungebraucht ist dieser Fehldruck keine Seltenheit. Um eine gestempelt teure Marke zu reparieren, kann also eine ungestempelte oder auch nur ein Wrack einer anderen Marke als kostengünstiger Ersatzteilspender dienen. Das erspart aufwendige und trotzdem erkennbare Nachmalungen des Bildmotivs. Gleichwohl müssen vorderseitig sichtbare Nähte vom Ansetzen kaschiert (übermalt) werden, wofür selten exakt derselbe Farbton getroffen wird. Das wird auf dem obersten Scan an gelbgrünen Pinselstrichen gut sichtbar.

Als schwierigstes Reparaturproblem verbleibt das auf dem angesetzten Markenteil fehlende Stempelfragment mit der Jahreszahl. An das Nachziehen der Ringe bis zum Markenrand hat sich der Restaurator noch herangetraut, an das Nachmalen der Jahreszahl aber nicht mehr. Das entlarvt natürlich die Reparatur.

Bleiben noch die (Alt-)Signaturen: Der Aussagewert höher gesetzter Prüfzeichen ist relativ gering - derart hoch signierte Marken verraten nicht mehr und nicht weniger als dass entweder erhebliche Mängel vorhanden oder solche stärker repariert worden sind. Über das ganze Ausmaß der Reparatur gibt indessen nur ein aussagekräftiger Befund ausführlich Auskunft.

20.04.10, 12:57:55

philnum

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Bei geschnitten verausgabten Marken sind nachträgliche Randergänzungen eine häufig vorzufindende Reparaturmaßnahme. Allseits ungewöhnlich breitrandige bzw. auffallend gerade geschnittene Exemplare sollten stets misstrauisch machen, ob solche Markenränder wirklich original sind. Auf den ersten Blick wirkt die unten gezeigte Oldenburger MiNr. 8 sehr ansprechend; Marke, Stempel und Prüfersignum sind echt. Die erhöhte Prüfzeichenstellung offenbart allerdings, dass die Marke (behobene) Mängel aufweist. Aber auch ohne diesen Hinweis lassen sich Reparaturen erkennen, wie im Folgenden beispielhaft gezeigt werden soll:
  1. Auffallend sind rückseitig am linken Rand weißliche Verfärbungen des an sich graugelben Markenpapiers. Auf Gummi- oder nicht abgelöste Briefpapierreste kann dies nicht zurückzuführen sein, da an dieser Stelle die äußere Einfassungslinie des Markenbildes wie nirgendwoanders durchschimmert.
  2. Bei näherer Betrachtung der entsprechenden Rahmenlinie vorn (Vergrößerung im 2. Bild) und Kenntnis der Echtheitsmerkmale dieser Ausgabe bestätigt sich das vermutete Schadbild: Bei der Zeichnung des Ursteins wurde die Rahmeneinfassung außen und innen mit dem Lineal gezogen, wobei die Linien rechts in der Regel etwas über die Begrenzung hinauslaufen (siehe zum Vergleich originale Ecke im Ausschnitt). Bei dieser Marke hier verläuft die äußere Rahmenlinie allerdings nicht schnurgerade, sondern etwas ungleichmäßig in Stärke und Linienführung. Außerdem sind die Linien an der Ecke nicht durchgezogen.
  3. Ein weiteres untrügliches Zeichen für manuelle Bearbeitung verrät der Stempel: Die Stempelfarbe im Großherzogtum Oldenburg war blau, der nachgemalte Teil der "8" von der Uhrzeit auf dem ergänzten Rand wirkt eher grünlich; ebenso der dort nicht ganz "auf Linie" nachgeahmte Stempelrahmen. Der schräge Abstrich bzw. der rechte Fuß des "R" von "JEVER" fehlt, obwohl ein kräftiger Stempelabdruck erfolgte. Warum bricht das "R" wohl so abrupt an dieser (Naht-!)Stelle ab? Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass Stempelfett von einem echten Abschlag auch auf die Markenrückseite durchschlägt, die Farbe von Nachmalungen hingegen nicht.
Dateianhang:

 Oldenburg_8.jpg (61.12 KByte | 21 mal heruntergeladen | 1.25 MByte Traffic)

Dateianhang:

 Randergänzung_partiell_nachgemalt.jpg (24.81 KByte | 12 mal heruntergeladen | 297.73 KByte Traffic)

Dateianhang:

 JEVER.jpg (75.88 KByte | 11 mal heruntergeladen | 834.63 KByte Traffic)

14.11.11, 23:28:01

erwischensen

(Mitglied)

Klasse Beitrag, philnum,
interessant und sehr anschaulich. Vielen Dank und beste Grüße. freuen freuen freuen
15.11.11, 12:02:02
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