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admin_j

(Mitglied)

Hallo,

ich will wieder einmal einen Brief mit einer ungebräuchlicheren Portostufe zeigen. Hier ist ein ein Brief aus dem April 1863 von Fürth nach Genua über Frankreich mit allerlei Vermerken und Stempeln. Rückseitig ist der Ankunftsstempel von Genua und ein Briefträgerstempel dazu.



Der Briefträgerstempel:


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31.12.08, 14:57:52

bayern klassisch

(Gast)

Hallo,

da ich auch einen Brief vergleichbarer Art habe, möchte ich meinen hier mal mit dem von Jürgen vorstellen und postgeschichtlich beschreiben, damit die Sache noch etwas aussagekräftiger wird.:)

Ab dem 1.12.1861 konnte die Post von Bayern in das Königreich Italien (noch ohne den Kirchenstaat) über Frankreich geleitet werden. Die Frankatur hierfür betrug 15 Kr. bis 7,5g Briefgewicht, war also eher etwas für "Leichtgewichte". Die Gewichtsprogression verlief linear.

Auf der Adressseite des Briefes brauchte kein diesbezüglicher Leitvermerk angebracht zu sein, da sich die Leitung über Frankreich aus der Frankatur allein ergab.
Für die Aufgabepost waren derlei Briefe denjenigen nach Frankreich in der Briefkarte summarisch zuzurechnen und in das Briefpaket nach Frankreich beizulegen.

Wenn die Frankatur korrekt war, musste der P.D. - Stempel in rot (hier auch in lila) abgedruckt werden.

Eine Angabe des Gewichts wie bei Jürgens Brief (links unten 1 p = "premier port" für erstes Gewicht) war nicht notwendig.

Im geschlossenen Briefbeutel liefen sie dann über Strasbourg (Transit über Württemberg und Baden) wie hier, oder über Forbach (Transit über Taxis und Preußen) nach Frankreich.

In Frankreich übernahm die jeweilige Bahnpost, hier: "Bavière - Strasbourg AMB G" die Briefpakete und kartierte sie im Waggon aus, überprüfte die Frankatur(en) und stempelte, wenn der Brief nicht nach Frankreich selbst gerichtet war wie hier, mit "T.F." für "Transit Francais", also "durch Frankreich".

Obwohl diese Briefe logischerweise alle nach Süden liefen, wurden sie zuerst nach Paris gesandt (Zentralismus) und von dort aus über Lyon mit der Bahnpost nach Süden = Italien geleitet.

Trotz dieser weiten Wege wurden Beförderungszeiten von 5 bis 6 Tagen für die nördlich des Kirchenstaats gelegenen italienischen Landesteile erreicht; auch im Winter!

Bevorzugt wurde dieser Leitweg bei leichten Briefen in der Winterszeit, da eine Alpenüberquerung nicht immer so schnell von statten ging, wie es sich die Absender wünschten.

Briefe mit dieser Frankaturstufe sind nicht häufig, obwohl sie sehr lange Zeit möglich waren. Die Alternativrouten waren über die Schweiz und über Österreich, die zwar vergleichbar günstig waren, aber über Österreich bis 1 Loth (16,66g) und über die Schweiz bis 10g einfach blieben.

Diese Vertragsfrankatur wurde nie von einer anderen abgelöst, was in der Postgeschichte zumindest ungewöhlich ist. Ihr Ende kam mit der Leitung über die CH und Österreich im Juli 1870 aus kriegsbedingten Gründen.

Nach dem Krieg 1870/71 bedurfte man Frankreichs nicht mehr, um seine Korrespondenzen nach Italien zu leiten, denn auch das Hemmnis Kirchenstaat war im August 1870 Historie geworden ...

Gruß vom urmel

31.12.08, 16:38:12
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