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19.02.11, 20:03:45

vozimmer

(Mitglied)

Hallo Zusammen,

folgender Brief ist eine Regierungssache (Ich lese R.S. Und nicht P.S.) vom 21.o5.1863. Gelaufen von Altötting nach Trostberg, der Mühlradstempel aus der zweiten Verteilung passt. Neben dem Vermerk RS. Un der zugehörigen Nummer (ist das eine Sequenznummer?) ist auch noch „frey“ vermerkt. Die Orte sind ca. 25 Kilometer voneinander entfernt, es gilt der „Tarif“ zu bis 10 Meilen.



Nun dachte ich, dass Regierungssachen Portofrei sind, wozu die 6-Kreuzer Frankatur?

Viele Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
19.02.11, 20:04:45

bayern klassisch

(Gast)

Lieber Volker,

ein schöner Brief, aber es war eine P.S. = Parthei - Sache und von daher entweder porto oder, wie hier, franko zu verschicken.

Es galt der Tarif bis 12 Meilen - in Bayern gab es nie einen Tarif bis 10 Meilen, wohl aber im Postverein.

Ich weiß nicht, was du unter einer "Sequenznummer" verstehst, weil ich diesen Ausdruck zum ersetn mal höre.

Die Expeditionsnummer war den Absenderbehörden in Bayern vorgeschrieben worden. Diese waren auf dem Brief vorn, im Postbuch des Absenders und im Registraturmanual der Kanzlei zu notieren, damit a) eine Überprüfung der ein- und ausgehenden Dienstbriefe, dadurch eine b) Zuordnung zur Sache selbst und schließlich c) eine Statistik über den Arbeitsanfall bei Dienstbriefen der Abgabepost ermöglicht werden konnte.

Ein schöner Brief übrigens und die sind, in der 2. Gewichtsstufe wie hier über 1 - 15 Loth wiegend, nicht oft in dieser Qualität zu finden, zumal die Nr. 10 (wie die Nr. 11 auch) auf makellosen Briefen keine Massenware darstellen, wie es die Katalognotierungen suggerieren könnten.

Liebe Grüsse von bayer klassisch

19.02.11, 20:20:46

vozimmer

(Mitglied)

Lieber bayern klassisch,

vielen Dank für die Klarstellung, mit den 10 Meilen hast Du natürlich recht, man muss halt nicht nur schauen, welche Entfernungen in einer Tabelle stehen und ob die Tabelle zu dieser Zeit gültig war. Man muss auch sehen, ob die Tabelle für den Postverein, oder den innerbayerischen Verkehr gilt ;-)

MIt dem R und dem P habe ich mich etwas schwerer getan. Die Schrifttafeln, die ich zur Verfügung habe zeigen für das P immer einen echten angesetzten Querstrich in der Zeichnung, während das Schriftbild des R von der Linienführung her genau so ohne Absetzten, wie der fragliche Buchstabe geschrieben wird.

Aber letztlich müsste der Abschlussbogen bei einem R genau so tief gehen, wie der Fuss des Buchstaben selbst, daher wohl doch ein P.

Beste Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
20.02.11, 11:29:12

bayern klassisch

(Gast)

geändert von: bayern klassisch - 20.02.11, 11:37:49

Lieber Volker,

Schrifttafeln sind sicher ein gutes und geeignetes Mittel, der deutschen Kurrentschrift in Schulform beizukommen; schwungvolle, tausendfach applizierte Franchisen oder Abkürzungen entziehen sich der Interpretierbarkeit aber sehr häufig.

Mit diesen Lese- und Interpretationsproblemen sind wir heute aber nicht allein - es gab sie schon damals und so wurden tatsächliche Parteisachen kostenlos zugestellt, weil man statt P.S. eben R.S. las, wie es auch umgekehrte Fälle gibt.

Da in Bayern, im Gegensatz zu Sachsen, wie ich hier lernen durfte, in der gesamten Kreuzerzeit immer der Frankovermerk anzubrigen war, wenn Bargeld oder eine Marke zum Einsatz kam, können portofreie Briefe mit R.S. keinen Freivermerk aufweisen. Dies ist ein ganz starkes Indiz, wenn es Probleme mit der Bestimmung P.S. oder R.S. geben sollte, weil keine Kanzlei eine Regierungs - Sache mit einem Frankovermerk versehen hätte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
20.02.11, 11:37:20

ehemaliges Mitglied

(Mitglied)

geändert von: ehemaliges Mitglied - 16.03.11, 00:32:01

Hallo,

in Fortführung dieses threads nun ein weiterer Beleg, der mir allerdings einige Fragen aufgibt.

Es handelt sich um einen mit 12 Kr frankierten Beleg von unbekanntem Absender in Nürnberg - m.E. - gelaufen "Zum königl. Landgericht Simbach". Unten steht glaube ich Fray ! und E(xpeditions)Nr. 2003.

Das läßt m.E. auf eine gebührenpflichtige Parteisache schließen, was man so aber nicht notiert hat - richtig ? Kann das sein, dass das wegen der ohnehin anfallenden Gebühr auch nicht sooo wichtig war ?

Der Aufgabeabschlag Nürberg ist leider überhaupt nicht gut lesbar, ich tippe aber mal auf 1858, der rückseitige Ankunfts-Halbkreiser Simbach ist auf den 26.12. datiert.

Die Entfernung von rd. 280 km von Nürnberg nach Simbach am Inn wird ca. 36 Meilen betragen haben, so dass als innerbayerisch gelaufenes Poststück ein Fernbrief über 12 Meilen der II. Gewichtsstufe vorgelegen haben muss.

Die mit Bleistift unterhalb der Marken notierte 12 kann da evtl. schon was mit zu tun haben, aber so richtig authentisch sieht die mir irgendwie nicht aus, oder ?

Die "nur" bis in den Unterrand voneinander getrennten 4II-Paarmarken haben allseitig Rand, dort stellenweise ein wenig Bayernbrüchigkeit, die rechte Marke eine applikationsbedingte Quetschfalte im unteren linken Eck. Mit dem heftig brüchigen Unterrand so richtig schön aus dem Leben gegriffen. freuen

https://www.stampsx.com/forum/attachment.php?id=14441&

https://www.stampsx.com/forum/attachment.php?id=14442&


+ Gruß

vom *****r
Dateianhang (verkleinert):

 Nürnberg-Simbach.jpg (178.32 KByte | 11 mal heruntergeladen | 1.92 MByte Traffic)

Dateianhang:

 Nürnberg-Aufgabe .jpg (75.98 KByte | 5 mal heruntergeladen | 379.88 KByte Traffic)

16.03.11, 00:26:29

bayern klassisch

(Gast)

Hallo *****r,

der Brief stammt von 1855, wozu auch die 4II Platte 1 und der gM 243 (bis 19.11.1856) passt.

Ein Dienstbrief war es nicht, weil außer einer Expeditionsnummer alles fehlt: Keine Franchise R.S., keine P.S., keine Absendernennung vorne oben usw..

Die 12 sind authentisch und wurden in Nürnberg vortaxiert; so etwas kenne ich von dort ein paar mal.

Ansonsten stimmt deine Beschreibung. freuen

Liebe Grüsse von bayern klassisch
16.03.11, 07:03:47

ehemaliges Mitglied

(Mitglied)

geändert von: ehemaliges Mitglied - 16.03.11, 09:53:30

Hallo bk,

allerbesten Dank erst mal für die Info insbesondere zur Datierung ! Wenn es nun weder eine Regierungs- noch eine Parteisache, also ein ganz normaler Doppelfernbrief an das Landgericht zu Simbach am Inn war, wozu hat man dann aber in Nürnberg die Expeditionsnummer notiert bzw. aus welchem sonstigen Grunde zu notieren gehabt ? Kann man dazu der Vollständkeit halber noch etwas sagen ? Und zu der mit Bleistift notierten 12 auch noch die Frage: Könnte es evtl. auch ein "über 12 Meilen-Vermerk" der Nürnberger Post gewesen sein ?

Schönen Gruß ! freuen

vom *****r
16.03.11, 09:40:40

bayern klassisch

(Gast)

Hallo *****r,

eine 12 Meilen Notierung machte keinen Sinn, weil die Frankatur 1855 nur für einen Brief über 12 Meilen stimmen konnte (über 1 bis 4 Loth). Bei der Vorlage der Briefe konnte man direkt mit Marken dieselben bekleben, oder, wenn man das erst später nachholen wollte (Stress, großer Andrang), einfach kurz ausrechnen, mit Bleistift notieren, und später, wenn es weniger stressig war, die Marken nachkleben. Dach machen einige so, nicht nur in Nürnberg.

Es gab Briefe bei denen man zum Zeitpunkt der Postaufgabe nicht wusste, ob sie später als R.S. oder P.S. oder als etwas anders einzuordnen waren. Diese Briefe sind m. E. ziemlich selten.

Dann notierte man vorsätzlich gar nichts und wartete ab, wie sich die Sache entwickelte (z. B. "Uns kam hier zu Ohren, dass der verwittwete Bäckermeister X. Y. aus Nürnberg unlängst in Ihrem Amtsbezirk gestorben sei und sich hier jemand findet, der vorgibt sein einziger Sohn zu sein" ... also z. B. eine Erbschaftsangelegenheit).

Ehe man also eine Falschbeurkundung (= R.S. - Vermerk) vornahm, wollte man erst einmal überprüfen, ob an einer Sache etwas dran war, oder nicht. Später, je nach Fall, konnte man das immer noch abschreiben, oder jemandem auflasten, das war kein Problem.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
16.03.11, 13:33:59
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