Autor Nachricht

Administrator

(Administrator)

Hallo liebe Teilnehmer,

herzlich willkommen in diesem neuen Thema.

Versucht beim Schreiben immer sachlich zu bleiben. Drückt euch klar aus, damit jeder Leser versteht, ob ihr Fachwissen teilt oder eure Meinung zu einem Thema sagt.

Verzichtet auf Kommentare über andere Teilnehmer. Kommentiert gerne die Aussagen anderer. Wir wollen über Philatelie diskutieren und nicht über Philatelisten freuen

Wir wünschen viel Freude am Hobby Philatelie!
23.03.11, 11:27:59

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 23.03.11, 13:56:34

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts bestanden div. Publikationen zufolge in Gera sowohl ein sächsisches als auch ein taxissches Postamt. Die Existenz des sächsischen ist durch Postscheine mehrfach belegt. Vom taxisschen habe ich noch keinen Postsschein gesehen, ebensowenig wie einige Heimatsammler, die ich angeschrieben hatte.

Aus den Jahren 1814 bis 1816 existieren Briefe mit einem rot abgeschlagenen Einzeiler GERA, oftmals zusätzlich mit dem "K SACHSEN" versehen, der wohl in Hof abgeschlagen worden ist.

Der Einzeiler gilt als sächsisch, weil diese Briefe auf einem sächsischen Cours nach Hof spediert worden sein sollen.

Kürzlich konnte ich einen Brief aus Gera erwerben, der mutmaßlich ebenfalls über Hof gelaufen ist, obwohl der blaue Stempel nicht wie "K SACHSEN" wirkt. Zudem fehlt der Aufgabestempel GERA.

Ist es möglich, daß ein zweiter Cours bestand, der von Taxis bedient wurde? Kann jemand genaueres über die Postanstalt(en) in Gera sagen?

Altsax
Dateianhang (verkleinert):

 Gera - Botzen 19.2.1814.jpg (283.3 KByte | 15 mal heruntergeladen | 4.15 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Gera - Botzen, 28.6.1814.jpg (193.05 KByte | 16 mal heruntergeladen | 3.02 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Gera - Botzen, 28.6.1814, Ausschn..jpg (110.2 KByte | 14 mal heruntergeladen | 1.51 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 Gera - Botzen, 28.6.1814, rs.jpg (178.84 KByte | 12 mal heruntergeladen | 2.1 MByte Traffic)

23.03.11, 11:28:59

Postgeschichte

(Mitglied)

Hallo Altsax,
bzgl. der Postanstalten in Gera kann ich nicht viel beitragen, außer das Gera zum Fürstentum Reuß gehörte und somit nach dem Wiener Kongreß unter taxischer Regie stand.

Einige Hinweise zu den Stempeln K:SACHSEN und L.T.
K:SACHSEN ist ein bayrischer Stempel der in Hof solange eingesetzt wurde bis in Sachsen Ortsstempel in Gebrauch waren. Er ist - genauso wie K:PREUSSEN - relativ selten.
Der L.T. Stempel (lettere di Transito) ist auch ein Bayer.
Dieser Stempel war abzuschlagen auf alle aus fremden Staaten kommenden nach dem Kgr. Italien gerichteten Briefen. Dieser L.T. Stempel wurde in Augsburg eingesetzt.

Laut dem PV Bayern-Sachsen von 1810 erhielt Bayern u. a. alle sächsischen Briefe ins Kgr. Italien. Botzen war ja seit Ende 1810 wieder izaliniesch.
Viele Grüße
Postgeschichte
23.03.11, 13:05:31

Altsax

(Mitglied)

Zitat von Postgeschichte:
Botzen war ja seit Ende 1810 wieder izaliniesch.


Hallo Postgeschichtler,

soviel ich weiß, wurde Bozen aber 1813 von österreichischen Truppen besetzt und Tirol wieder dem Habsburgerreich eingegliedert.

Wie sich das auf die Postverhältnisse auswirkte, ist mir nicht bekannt. Die Taxen der beiden Briefe kann ich leider auch nicht aufschlüsseln.

Was hältst Du denn von dem blauen Stempelabschlag? Ein "K SACHSEN" kann ich bei bestem Willen nicht erkennen. Welcher käme denn noch in Betracht?

Beste Grüße

Altsax



23.03.11, 13:35:27

Postgeschichte

(Mitglied)

geändert von: Postgeschichte - 23.03.11, 14:51:25

Hallo Altsax,
Durch den Pariser Vertrag vom 28. Februar 1810 zwischen Frankreich und Bayern mußte das südliche Tirol an das Königreich Italien abgegeben werden. Nachstehend eine Karte von Tirol zur bayrischen Zeit.



Mit Abschluss des Wiener Kongresses kam es wieder zu Österreich. Beim Stempel kann ich auch nicht(s) erkennen. Da der Brief aber keinen Ortsaufgabestempel als Herkunftsbezeichnung trägt könnte es K:SACHSEN sein.
Liebe Grüße
Postgeschichte
23.03.11, 14:50:53

Altsax

(Mitglied)

Zitat von Postgeschichte:
Mit Abschluss des Wiener Kongresses kam es wieder zu Österreich.


Hallo Postgeschichtler,

das exakte Datum habe ich noch nicht finden können. Nach allen mir bekannten Publikationen erfolgte die Eingliederung Tirols in das Kaiserreich Österreich aber bereits 1814:

http://www.tirol.gv.at/fileadmin/www.tirol.gv.at/themen/kultur/landesarchiv/downloads/Tirol_1792_-_1814.pdf

Beste Grüße

Altsax
23.03.11, 15:03:18

Dresdner

(Mitglied)

geändert von: Dresdner - 23.03.11, 21:06:14

Hallo Altsax,
wohl keine direkte Hilfe zu der Frage, aber vielleicht doch lesenswert.
Beste Grüsse Bernd
Dateianhang:

 Reuß.JPG (102.28 KByte | 17 mal heruntergeladen | 1.7 MByte Traffic)

Dateianhang:

 Reuß I.JPG (10.22 KByte | 8 mal heruntergeladen | 81.74 KByte Traffic)

23.03.11, 18:43:34

PW0001

(Mitglied)

geändert von: PW0001 - 24.03.11, 08:12:05

Zitat von Altsax:
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts bestanden div. Publikationen zufolge in Gera sowohl ein sächsisches als auch ein taxissches Postamt...

Ist es möglich, daß ein zweiter Cours bestand, der von Taxis bedient wurde? Kann jemand genaueres über die Postanstalt(en) in Gera sagen?

Altsax


Das Problem kann ich nicht lösen aber vielleicht gibt folgende Information ein paar Anhaltspunkte:

In der "Alten Post" am Roßplatz befand sich ab 1800 die Kurfürstlich-Sächsische und ab 1816 (auch?) die Fürstlich- Reußisch Thurn und Taxissche Postexpedition. Dieses Haus/Postamt existierte bis 1862 als Post. 1862 zog die Post in die Schloßstraße um und wurde Hauptpost. Das Gebäude der ehemaligen Alten Post wurde 1961 abgerissen. Den Roßplatz gibt es nicht mehr (falls ihn jemand suchen sollte ;)).

Vom m.E. glaubwürdigen Hörensagen her weiß ich, dass beide Posteexp. parallel im gleichen Gebäude tätig gewesen sein sollen. Über welchen Zeitraum kann ich nicht sagen. Das von @Dresdner gezeigte Dokument (sein 2. Anhang mit ReußI.JPG) dürfte die Annahme unterstützen, dass es einen Parallelbetrieb in einer Übergangsphase gegeben haben könnte. Es ist möglich, dass ich dazu noch etwas in Erfahrung bringen kann.

Gruß Peter
24.03.11, 02:07:02

Altsax

(Mitglied)

geändert von: Altsax - 24.03.11, 08:54:59

Hallo zusammen,

der Auszug aus dem Schäfer zeigt, wie verzwickt die Situation in den Staaten war, die über keine eigene Posteinrichtung verfügten. Oftmals wurden fremde Posten ohne vertragliche Grundlage geduldet. Selbst an bestehende Verträge hielt man sich nicht, wenn verstöße wirtschaftliche Vorteile versprachen.

Was Tirol angeht, habe ich in Helbigs Bayrischer Postgeschichte (I, S. 117) eine Anmerkung gefunden:

"Nachdem durch zwei bayrisch-österreichische Verträge von Paris (2. und 3. Juni 1814) zunächst Tirol und Vorarlberg...an Österreich abgetreten wurden,..."

Es ist also denkbar, daß sich diese Regelung auch in den postalischen Verhältnissen niederschlug, was sich zugunsten der ehemaligen taxisschen Reichspost ausgewirkt haben könnte.

Beste Grüße

Altsax
24.03.11, 08:53:50

philetalia

(Mitglied)

geändert von: philetalia - 16.04.11, 21:49:25

Hallo Altsax,

ich habe in meiner chaotischen Anhäufung von philatelistischer Literatur durch Zufall ein Büchlein gefunden, das eigentlich in keinem guten Bücherregal fehlen sollte: Heft 2 der "Beiträge zur postgeschichtlichen Forschung" mit dem Titel "Thurn und Taxissche Ortsaufgabestempel in Thüringen", Autoren: Dr. Kurt Reum und Hans-Jürgen Salier vom Bezirksarbeitskreis Postgeschichte des Philatelistenverbands im Kulturbund der DDR aus dem Jahr 1977.

Darin wird erwähnt, dass in Gera die Fürstlich-Sächsische Post seit 1687 bestand, und dass am 1.4.1816 die Übergabe an die Taxissche Post erfolgte. Weiter wird aufgeführt, dass Gera an den Postkursen Berlin - Hof, Weimar - Altenburg und Leipzig - Coburg lag. Gerade letzterer könnte natürlich in Deinem Fall ein Alternativ-PK gewesen sein.

Zudem findet sich eine Aufstellung der Ortsausgabestempel der Lehenspost ab 1816. Darin findet sich für Gera interessanterweise ein Rayonstempel, bezeichnet als "GERA Ron 4" (on hochgestellt), leider ohne Abbildung. Als Verwendungszeitraum für diesen Stempel wird 1808-19 angegeben.
Ich glaube jetzt nicht, dass der blaue Abschlag auf Deinem Brief dieser Stempel ist, da in dem Büchlein auch steht, dass in schwarz gestempel wurde. Vielleicht ist es aber ein Indiz dafür, dass ein Teil der Post in Gera bereits vor 1816 von der Taxisschen Post übernommen wurde und nicht erst über die sächsische Post lief.

Wahrscheinlich trage ich jetzt sowieso Eulen nach Athen, aber das Büchlein führt z. B. für den Bereich der Coburg-Saalfeldischen Post auf, dass in der napoleonischen Zeit Einzeiler in Schreibschrift Verwendung fanden, die die Autoren der Fürstlich-Sächsischen Post zuordnent, wobei in einigen der Orte auch Rayonstempeln existierten (Coburg, Gräfenthal, Rodach, Saalfeld). Auch dort scheint es also die Coexistenz von Sächsischer und Taxisscher Post gegeben zu haben.

Ich hoffe, dass ich damit diese "fachlich tiefgründige[n], von der Position marxistischen Geschichtsverständnisses geleitete[n] Untersuchungen" sinnvoll habe einsetzen können, um die "Positionen bürgerlicher Geschichtsschreibung" angemessen zu vertiefen (Zitate aus dem Geleit von Prof. Erck)

Viele Grüße
Bernhard
16.04.11, 18:44:36
Gehe zu:
Forum Regeln:

Es ist ihnen nicht erlaubt, neue Beiträge zu schreiben.
Es ist ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu erstellen.
Es ist ihnen nicht erlaubt, ihre Beiträge zu bearbeiten.
Es ist ihnen nicht erlaubt, ihre Beiträge zu löschen.


HTML Code ist AUS
Board Code ist AUS
Smilies sind AUS
Umfragen sind AUS

Benutzer in diesem Thema
Es lesen 0 Gäste und folgende Benutzer dieses Thema:
Archiv
Ausführzeit: 0.0602 sec. DB-Abfragen: 14
Powered by: phpMyForum 4.1.4 © Christoph Roeder
Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste und erhöhen deinen Komfort. Mit der Nutzung unserer Dienste erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden! Datenschutzerklärung