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admin_j

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Hallo,

Was nicht viele Sammler wissen, im Mai 1865 ließ die Württembergische Postverwaltung von der zweiten Freimarkenausgabe (Wappen im Prägedruck vom 22. 9. 1857) einen amtlichen Neudruck herstellen.

Über den Grund dafür hat die Zeitschrift „Der Briefmarkensammler" bereits im Juni 1868 (Seite 195) folgendes berichtet:
„Im allgemeinen zeigte, was sich schon aus dem zuerst aufgeführten Falle ergibt (gemeint sind eben diese Neudrucke), die Württembergische Postverwaltung sich der Sammlerwelt gegenüber sehr entgegenkommend und diesem Entgegenkommen verdanken zwei andere Neudrucke (ganzer Markenausgaben) ihre Entstehung. Als die Nachfrage der Markensammler, nach 1 Kreuzer braun und 3 Kreuzer gelb mit Seidenfaden stieg, entschloß man sich, solche zu Nutz und Frommen der Philatelisten nochmals anzufertigen.
Leider aber fehlte das dazu benötigte Dickinsonsche Papier. Doch im Falle der Not ist ein Deutscher nie verlegen. Verwandte doch noch Bayern Papier mit Seidenfaden, also konnte von dort welches erlangt werden und in der Tat lieh Bayern freundnachbarlichst einige Bogen seines Papiers aus. Freilich trat aber bei der Ausführung ein Übelstand ein — abgesehen davon, daß die bayrischen roten Seidenfäden nicht den ehemaligen württembergischen orangefarbigen entsprechen konnten — nämlich daß das Papier selbst floß (damit bezeichnet man bei schlecht geleimten Papieren das löschpapierartige Durchschlagen der Gummierung) und sich dadurch bei der 1 Kreuzer-Marke das Braun in ein ganz gemütliches Grau verwandelte. Das Fließen des Papiers macht sich erst beim Gummieren nachteilig bemerkbar, indem der Gummi durchschlägt ..."

Aus dieser im Jahre 1868 erschienenen Veröffentlichung geht hervor, dass das für den zweiten Neudruck verwendete Seidenfadenpapier aus München bezogen wurde. Der Hersteller des Papiers war die von Beckschen Papierfabrik in Pasing bei München. Der Teihaber des belgischen Briefmarkenhändlers Moens, Herr Hancian verfasste die Monographie: ,,Les timbres de Wurtemberg"), in der er richtig schreibt, dass man Papier von der bayerischen Postverwaltung für diese Drucke erbeten habe.

Es wurden die 5 Werte von 1 - 18 Kr. neu gedruckt. Dabei wurde unterschiedliches Papier verwendet. Für die 18 Kr. eben das bayerische Papier mit rotem Seidenfaden.

Im Bild nun ein solcher Neudruck der 18 Kr. blau. Ein Fälscher mit Defiziten in Heimatkunde und dem Fach "Deutsche Wappen" hat die Marke mit einem Falschstempel (Imitation) in der Zeichnung des badischen Kreisstempels WEINGARTEN in Grotesktschrift geschändet. Die Hauptverwendungszeit dieses Stempels in echt, ist auch erst später.



Der Neudruck der 18 Kr. vom Mai 1865 wird im Michel immerhin mir 300,- für ungebraucht bewertet. In gestempelt wäre die Marke natürlich eine große Rarität, weil sie eben auch frankaturgültig war. Sie wurde zum Nennwert am Postschalter in Stuttgart verkauft. Die Stücke dürften praktisch alle von Sammlern erworben worden sein, die diese Marken natürlich nicht für den Postverkehr verwendeten. Ein ungebrauchtes Original war und ist sehr selten. Die Notierungen dafür sind zwischen 4.000,- und 5.000,- Euro.

Neudrucke und Originals sind nur am Seidenfaden zu erkennen. Marken mit entferntem Seidenfaden werten ungebraucht wie beschädigte Neudrucke und gestempelt wie beschädigte Originale.

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07.07.11, 23:23:15

admin_j

(Mitglied)

Hallo,

ich möchte einen weiteren Neudruck aus dem Mai 1865 vorstellen und noch einmal zusammenfassen, was in der Literatur dazu steht.

Aufgrund einer Verfügung der Generaldirektion der königlich württembergischen Post, wurden im Mai 1865 von der Druckmaterialienverwaltung der Verkehrsanstalten Stuttgart, amtliche Neudrucke hergestellt.

Neu gedruckt wurde unter anderem, die Ausgabe vom September 1857. Die Auflage aus 1857 hatte einen gelben Seidenfaden. Von diesem Papier war praktisch nichts mehr übrig. Es wurde daher Seidenfadenpapier aus Bayern beschafft. Dieses hatte allerdings einen roten Seidenfaden. So wurden die Werte zu 1 Kr., 3 Kr., 6 Kr., 9 kr. und die vorher schon gezeigte 18 Kr. gedruckt. Zusätzlich wurde die 6 Kr. grün, in verschwommenem und wässrigen Druck, auch noch auf Papier mit gelbem Seidenfaden gedruckt. Dieses war aus der Schweiz beschafft worden.

Die Bogen der Neudrucke enthalten 8 x 5 Marken = 40 Stück. Die ursprünglichen Bogen enthielten 60 Marken. Die Neudrucke unterscheiden sich in der Zeichnung nicht von den Originalen. Tatsächlich wurden sie auch im Postamt Stuttgart zum Nennwert verkauft und waren frankaturgültig. Die 1865 aktuellen Marken waren auch in den gleichen Wertstufen. Diese waren jedoch in anderen Farben und kamen durchstochen an die Schalter.

Es gibt noch ein paar erwähnenswerte Umstände. So war der Stuttgarter Gummi für das bayerische Papier nicht optimal. An bestimmten Stellen im Bogen schlägt der Gummi immer vorderseitig durch. Davon ist praktisch immer der Bereich um Feld 9 herum betroffen.

Ferner möchte ich noch eine Aussage aus dem Handbuch der Neudrucke von Orth hinterfragen. Da ist von einer Auflage von 1.000 Sätzen zu lesen. Das wären nur 25 Bogen und eine extrem kleine Auflage im Verhältnis zum Michelwert von 110,- für zum Beispiel eine postfrische 1 Kr. graubraun. Völlig rätselhaft wäre bei gleicher Auflagehöhe aller Werte, weshalb die 18 Kr. 500,- steht oder die 9 Kr. 400,- Euro für postfrisch. Die 1 Kr. und 3 Kr. wurden zusätzlich auch tatsächlich ab und zu für Frankaturen verwendet, was die ungebrauchten Stücke eigentlich noch seltener macht.

Hat keiner die hohen Werte gekauft und wurden diese später vernichtet? Wer weiß mehr über die Auflagenhöhe der Neudrucke vom Mai 1865?

Eine letzte Frage stellt sich mir noch. In einem Befund schreibt ein BPP-Prüfer, Plattenfehler bei dem 1 Kr. Bogen würden nicht auf allen Bogen vorkommen. Weshalb sollten die aber nicht auf allen Bogen vorkommen wenn es nur 25 Bogen gab? Nehmen wir an, Orth meint nicht 1.000 Sätze, sondern 1.000 Bogensätze. Selbst dann wäre noch rätselhaft, weshalb die Plattenfehler nicht überall sein sollten.

Man kann die 1 Kr. Neudrucke gut plattieren. Es werden auch immer wieder Paare oder Viererblocks angeboten. Die entsprechenden Felder zeigen immer die Plattenfehler. Eine zufällige Auswahl kann mich natürlich täuschen. Auf dem Befundausschnitt unten sind die Felder genannt. Kann jemand eines der Felder ohne den Plattenfehler zeigen?

Auf dem unten gezeigten Bogen ist auf Feld 29 die Unterbrechung der Außenlinie links, selbst auf dem 800 Pixelbild gut zu sehen. Die anderen Plattenfehler sind etwas weniger auffällig. Dabei ist noch interessant, dass in dem Befund Feld 16 erwähnt ist. Da gibt es einen kleinen Kratzer vor der 1 unten. Auf Feld 15 gibt es aber in der Ecke unten rechts, einen viel deutlicheren Kratzer. Dieses Merkmal kann ich auf zwei Bogen und einer kleineren Einheit zeigen.

... wird fortgesetzt ... (Fantasiedrucke in anderen Farben und die Neudrucke der Ausgabe von 1859, ohne Seidenfaden)
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