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(Administrator)

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21.01.12, 15:01:20

carolinus

(Mitglied)

Die in der Überschrift gestellte Frage taucht bei Angeboten häufig auf, ich denke, man sollte diese Thematik einmal von Grund auf systematisch angehen.

In diesem Thread möchte ich also zeigen, wie man bei einer Kammzähnung Nachzähnungen erkennt. Hier sei auch gleich erwähnt, dass es Beispiele gibt, wo der Umkehrschluss, d.h. - die Marke ist definitiv auf Grund der angewendeten Verfahren in der Zähnung einwandfrei, also nicht nachgezähnt - ohne ausreichend hochauflösenden Scan nicht anwendbar ist.

Anwendbar ist dies Verfahren auch keinesfalls bei Marken, die in Linienzähnung hergestellt wurden - bei neueren Marken fallen mir die Marienkirchen Bund 139/40 ein.

Es geht also in erster Linie darum, auf Grund eines Scans Nachzähnungen auszusortieren, ähnlich wie man bei Angeboten auch Fälschungen am Scan erkennt, aber keinesfalls Originale mit 100% Sicherheit verifizieren kann.

Vorweg kurz die Herstellung der Kammzähnung – hier als Beispiel des Kamms von oben nach unten. Ebenso gibt es die Kammzähnung in umgekehrter Richtung sowie die von links nach rechts und umgekehrt.

Bei der einfachen Kammzähnung werden drei Seiten der Marke gleichzeitig gezähnt.



Anschließend erfolgte ein Vorschub. Im perfekten Fall erfolgte der Anschluss des nachfolgenden Kamms in genau dem richtigen Abstand.



War der Vorschub zu lang, gab es breite Ausgleichszähne.



War der Vorschub zu gering, gab es entsprechend kurze Ausgleichszähne, was soweit führen konnte, dass die neue waagerechte Zahnreiche im Extremfall in die untersten Zähne der vorherigen letzten Zahnreihen führen konnte.



Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
21.01.12, 15:02:20

carolinus

(Mitglied)

Den perfekten oder zumindest weitgehend einwandfreien Kammvorschub kennen wir, denn er war in neueren Zeiten die Regel.



Ausnahmen bildeten die Exemplare, bei denen der Vorschub seine Dienste nicht wie vorgesehen verrichtete.

Marke mit unten breiten Ausgleichszähnen:





Marke mit unten schmalen Ausgleichszähnen:





Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
21.01.12, 16:31:33

Roman Scheibert

(BPP-Mitglied)

Danke für den anschaulichen Beitrag!
21.01.12, 19:12:02

carolinus

(Mitglied)

Hallo roschc,

danke für deine Rückmeldung,

ich überlege noch, wie man die verschiedenen Nachzähnungsmöglichkeiten am besten veranschaulicht - und vor allem, wie man am besten beschreibt, sie an Hand der Scans zu entlarven. Es geht hier bald weiter...

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
21.01.12, 20:00:07

mielemoped

(Mitglied)

hallo carolinus,
auch von mir ein herzliches dankeschön für deine sicherlich sehr zeitintensive mühe, die du dir gemacht hast. sehr anschaulich und super erklärt (mir hilt es sehr, als ,,noch" unter dreißig jähriger anfänger.)

beste grüße aus dem regnerischen ostwestfalen
adrian
21.01.12, 20:21:43

fricke

(Mitglied)

geändert von: fricke - 21.01.12, 23:18:37

Von Ausgleichszähnen spricht man bei Rollenmarken, wenn bei einer längeren Papierbahn durch Feuchtigkeits- und Temperatureinflüsse Verschiebungen entstehen. Diese Ausgleichszähne entstehen durch notwendige gezielte Maßnahmen.
Bei den oben gezeigten spitzen und stumpfen Zähnen handelt es sich um ungewollte Ungenauigkeiten bei der Kammzähnung von Bogen und nicht um (beabsichtigte) Ausgleichszähne im Rollenbereich. Es wird nichts ausgeglichen, es ist Zufall.
21.01.12, 23:11:36

carolinus

(Mitglied)

Bei der Nachzähnung kann man prinzipiell drei verschiedene Methoden unterscheiden.

1. Die parallel nach unten versetzte Zahnreihe

Bei dieser Methode entstehen auf beiden Seiten je nach Verschiebung mehr oder weniger spitze Eckzähne.

Hier der Zustand der oberen Zahnreihe, zwei Zähne sind kurz, die Eckzähne sind einwandfrei vorhanden.



Die Zahnreihe wird parallel nach unten versetzt, auf diese Weise werden die beiden fehlenden Zähne herausgearbeitet.




Zum Schluss wird mit der Schere die Zahnreihe begradigt. Man erkennt, dass die Eckzähne jetzt spitz geworden sind.



2. Die bogenförmig versetzte Zahnreihe

Diese Methode wird vorzugsweise angewandt, wenn die kurzen oder fehlenden Zähne sich im mittleren Bereich befinden. Der Vorteil besteht darin, dass der Zustand der Eckzähne erhalten bleibt.

Die obere Zahnreihe weist im mittleren Bereich drei kurze Zähne auf.



Die Zahnreihe wird bogenförmig herausgearbeitet.




Zum Schluss wird wieder mit der Schere begradigt.

Das Ergebnis zeigt eine Marke, die bogenförmig gekrümmt erscheint.


3. Die seitlich versetzte Zahnreihe

Die neuen Zahnlöcher werden dort geschnitten, wo sich bei der Originalmarke die Zahnspitzen befinden. Das Format der Marke verkleinert sich nicht wesentlich. Die Eckzähne erscheinen anschließend aber wie bei einer Linienzähnung.



Die neue Zahnreihe wird seitlich versetzt, was die Veränderung der Eckzähne zur Folge hat.



Hier das Ergebnis nachdem mit der Schere begradigt wurde.





Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
22.01.12, 11:51:27

fricke

(Mitglied)

Dann gibt es häufig noch die
- einzeln nachgestochenen Zahnlöcher und wie im ursprüglichen Beispiel gezeigt
- Nachzähnungen mit Zähnungsleisten mit abweichendem Zähnungsmaß oder auch nur
- mit anderer Lochgröße.
Wenn die kurzen Zähne nicht in der Mitte der Marke liegen wie in den jetzt gezeigten Beispielen sondern seitlich wird natürlich dort nachgearbeitet, auch bogenförmig wenn es erforderlich wird.
Bei dezentrierten Marken mit breitem Rand kann man auch manchmal einfach eine Lochreihe weiter innen nachzähnen - das fällt manchmal sehr wenig auf.
Es gibt fast nichts, was sich die Fälscher nicht einfallen lassen.

Das echte Problem sind aber nicht die Manipulationen an Kammzähnungen, die das erfahrene Auge meist leicht erkennt.
Das Problem sind die Linienzähnungen, bei welchen Nachzähnungen oft nur mit dem Mikroskop erkennbar sind und die Beurteilung meist nur durch die Prüfer möglich ist.
22.01.12, 12:45:17

carolinus

(Mitglied)

Hallo fricke,

vielen Dank für die Anmerkungen. Wenn man die Krücken sieht, die z.B. in eBay täglich angeboten und gekauft werden, bin ich davon überzeugt, dass ein Großteil der Sammler auch bei Kammzähnung in vielen Fällen keine Nachzähnungen erkennt. Auch der Thread in einem anderen Forum, in dem ein Sammler nach eigenen Worten „eine sehr 'plumpe' Nachzähnung der MiNr 238“ vorstellt - genau darum handelt es sich auch – und ein anderer Sammler, der nach Auskunft in vier Argen ist, sich nicht sicher ist, dass die Marke nachgezähnt ist, zeigt, dass Aufklärung immer noch erforderlich ist.

Die Käufe von Winterfälschungen dokumentieren auch, dass sogar Linien- und Kammzähnung nicht auseinandergehalten werden oder die Begriffe sogar unbekannt sind.

Zu der Linienzähnung komme ich übrigens noch. Dort hilft in der Tat nur starke Lupe bzw. Mikroskop.

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
22.01.12, 13:33:40
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