Hallo Carolinus,
ein wunderbarer und früher Vorschußbrief.
Er wurde auf dem Stammsitz der von Wuhtenau auf dem Rittergut Glesien vom Wuhtenauischen Gericht am 6 August 1768 geschrieben. Der Brief gelangte per Boten nach Merseburg. Zur damaligen Zeit war ein Transport zu einem entfernten Postamt nichts besonderes, er wurde meist mit anderen Tätigkeiten verbunden.
Vorderseitig lesen wir: Ein Taler Judicales? sind von dem Churfürstl. Postamt allhier bezahlet Merseburg dem 9. August 1768
Der Taler wurde ausbezahlt und auf dem Brief wurde der Vorschuß von 24 Groschen plus der Procura von 2 Groschen mit 26 Groschen taxiert. Der Brief wurde nach Leipzig geschickt, was bei 4 Postlinien ( Braunschweiger Fahrende und Reitende; Casseler Fahrende und Reitende)absolut problemlos war. In Leipzig strich man die 26 und addierte dazu den Groschen für den Transport Merseburg-Leipzig und notierte 27 per Rötel. Am Mittwoch, dem 10.August 1768 verließ abends 6 Uhr die Schneeberger Kutsche Leipzig und erreichte Borna spätestens am. 11.8.1768 früh. Somit passte der Präsentiertvermerk im Brief vom 11.8. wunderbar.
1 Groschen für Leipzig-Borna ist klar aber warum 3. Auf dem Brief ist neben der procura 2 Groschen Ablösung notiert. Nach neuen Erkenntnissen der beiden Sachsenpostforscher Kolditz bedeutet die Ablösung nicht wie vorher gedacht ein Landbestellgeld sondern das Porto für die Rückmeldung der Einlösung des Briefes an das Postamt,wo der Vorschuß geleistet wurde. Dies ist in der damaligen Zeit logisch.
Borna strich die Leipziger 27 und addierte dazu 1 Groschen Porto Leipzig-Borna plus 2 Groschen für die Rücksendung der " Quittung" nach Merseburg. Somit hatte der Empfänger des Briefes die notierten 30 Groschen zu zahlen.
Beste Grüße Bernd