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Briefmarkensammler_1963

(Mitglied)

Hallo Senziger,

vielleicht hat ja einer der Bergedorf Spezialisten hier im Forum die Postverträge und kann für uns wegen dem Franko nachsehen.

Liebe Grüße,
Gerald
03.05.12, 19:50:30

carolinus

(Mitglied)

Lieber Gerald,

der Brief wurde beim Beiderstädtischen Postamt aufgegeben, das am 1. April 1847 eröffnete. Einfache Briefe von und nach Hamburg kosteten 1 Schilling, wie vorher bei der Amtsbotenpost auch. Diese Gebühr teilten sich Hamburg und Bergedorf.

Dänemark stellte in Hamburg 1839 eine Anfrage, ob es eine Extrapost in Bergedorf eröffnen dürfe. Seitens Hamburg erfolgte eine Ablehnung, man befürchtete wohl Probleme mit Preußen. Das Herzogtum Holstein trat am 1.7.1850, Hamburg am 1.1.1852, Bergedorf aber erst am 1.1.1856 dem Deutsch-Österreichischen-Postverein bei. Zu dem Zeitpunkt des Briefs (März 1853) waren also Hamburg und das Herzogtum Holstein Mitglieder im DÖPV, Bergedorf noch nicht. Holstein trat erst am 1.2.1854 wieder aus.

Ein eigener Postvertrag zwischen Bergedorf und Dänemark wurde erst am 2.8.1857 vereinbart, spielt hier also keine Rolle. Die Abrechnung erfolgte von da an in dänischer Währung.

Aus dem Brief werde ich einfach nicht schlau, die Notierung oben links könnte noch einmal 2ß (2 Schillinge) bedeuten. 1ß aus Bergedorf und 2 Schillinge von Hamburg ins dänische Itzehoe hätten perfekt gepasst.

Viele Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
05.05.12, 11:56:49

vozimmer

(Mitglied)

Hallo,

ich gehe davon aus, das der Brief 2 Schillinge gekostet hat. Der oben links notierte Betrag lautet 2ß und wird wohl vorab vom Absender notiert worden sein.
Das gab es häufiger. Briefe die wir hier sehen sind ja meistens geschäftlicher Natur und man hatte häufig mehrere Briefe, die man zur Post brachte.
Man überließ die Portobestimmung wohl nicht allein den Postlern, sondern notierte sich das Porto, von dem man ausging, dass es für diesen Brief zu bezahlen galt selbst auf den Brief. Wenn man in Bergedorf zu dieser Zeit an einem Tag jeweils einen Brief nach Lauenburg, einen nach Hamburg und einen nach Itzehoe oder einen weiteren nach Berlin versenden wollte, machte dass auch Sinn. Ohne jetzt genau nachzuschauen tippe ich auf 4 unterschiedliche Beträge, die zu zahlen waren. Da die Absender häufig an die gleichen Adressaten schrieben kannten Sie das Porto oft.

Beste Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
05.05.12, 13:00:08

nordlicht

(Mitglied)

Hallo,

da der Brief aus dem März 1853 stammt, galten für Holstein noch die schleswig-holsteinischen Taxen in Schilling Courant. Ein Brief von Hamburg nach Itzehoe (über 5 Meilen) kostete 2 Schilling.
Von Bergedorf nach Hamburg betrug die Briefgebühr 1 Schilling, so dass das Franko 3 Schilling sein müsste.
Die notierten "2" sind dann vermutlich nur das Weiterfranko.

Viele Grüße
nordlicht
05.05.12, 13:46:52

senziger

(Mitglied)

geändert von: senziger - 05.05.12, 23:22:29

Hallo,

im oft geschmähten Michel (Spezial von 2006) habe ich bei Bergedorf unter der Überschrift Postgebühren folgendes gefunden:

nach Hamburg mit Vorstädten....................1 S
nach der Umgebung von Hamburg..............2 S
nach DK und S-H bis 31.3.1864 bei Verwendung dän. Marken...4 Sk (4 Sk = 1 1/4 S)


leider ist nicht definiert was unter "Umgebung von Hamburg" zu verstehen ist.

Gruss

senziger
05.05.12, 23:21:44

carolinus

(Mitglied)

Hallo zusammen,

nachdem ich noch einmal etwas geblättert habe, könnte ich mir nun doch vorstellen, dass die Bestimmungen des Postvereins Anwendung fanden. Knauer schreibt in seiner Bergedorfer Postgeschichte:



Damit wäre die einfachste Erklärung: Die Entfernung von Bergedorf nach Itzehoe betrug etwa 67 km, damit weniger als 10 Meilen. Dafür galt die Postvereinsgebühr der ersten Entfernungsstufe: 2 sh. (ham).


Zitat von senziger:

nach DK und S-H bis 31.3.1864 bei Verwendung dän. Marken...4 Sk (4 Sk = 1 1/4 S)


Holstein trat 1854 wieder aus dem Postverein aus. Die Gebühr, die im Michel steht, gilt ab dem Postvertrag zwischen Dänemark und Bergedorf 1857 für mit Marken frankierte Briefe.



Interessant dabei ist, warum Markenbriefe nicht den Vermerk "franco" usw. tragen durften. Der Grund ist, dass ein nicht mit Marken - also bar - frankierter Brief 6 dän. Sh. kostete. Der Beamte hätte also dafür 6 sh. bar kassiert, anschließend eine Marke für 4 sh. kleben und sich 2 sh. in die eigene Tasche stecken können.

Viele Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
06.05.12, 09:07:08

carolinus

(Mitglied)

Ein Beispiel, wie mit solchen Briefen verfahren wurde, kann ich hier zeigen:


Quelle: Köhler, Simon Wiesenthal Sammlung

Der Inlandsbrief war mit 4 sh. RM eigentlich richtig frankiert. Er ist dennoch mit 2 Skillinge nachtaxiert worden. Der "frei"-Vermerk wurde durchgestrichen, daneben "Kastenbrief" und "Nicht bezahlt" notiert.

Die Marken mussten außerdem ausdrücklich rechts oben geklebt werden.

Beste Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
06.05.12, 09:44:34

senziger

(Mitglied)

geändert von: senziger - 06.05.12, 22:34:52

Hallo carolinus,

vielen Dank für diese Infos. Dass der Brief mit 2 S richtig frankiert war, ist ja eigentlich unstrittig gewesen,unklar war nur welche Vertragsgrundlage es gab.

Wieder was dazu gelernt!

Gruss

senziger
06.05.12, 22:34:13

carolinus

(Mitglied)

Hallo senziger,

wir sind alle wieder einen kleinen Schritt weiter. Diese Information möchte ich gern noch hinterher schicken, wenn wir schon beim Postverein sind. Damit wir beim nächsten Brief nicht wieder von vorn beginnen müssen.

Die ursprüngliche Gebühr für die erste Entfernungsstufe von 2 ham. Sh. wurde nämlich im Zuge der Markeneinführung in Bergedorf 1861 auf 1½ Sh. reduziert. Die Gebühren für die 2. und 3. Entfernungsstufen änderten sich nicht. Sie betrugen nach wie vor 3 bzw. 4 Sh., wofür die Mi.Nrn. 4 und 5 vorgesehen waren.

Am 25.6.1859 schrieb Paalzow dem Amtsverwalter Dr. Kauffmann in Bergedorf – die Einführung der Freimarken betreffend:



Am 20.6.1861, fast zwei Jahre später findet man im Protokoll der Bergedorfer Visitation:



Eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse:



Viele Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
07.05.12, 13:08:36

Briefmarkensammler_1963

(Mitglied)

Leider komme ich erst jetzt dazu mich bei allen zu bedanken die hier zu meinem Brief geschrieben haben.

Danke

Gruß,
Gerald
09.05.12, 18:06:21
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