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Hallo liebe Teilnehmer,

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11.07.12, 22:28:31

vozimmer

(Mitglied)

geändert von: vozimmer - 11.07.12, 22:29:57

Hallo Zusammen,

grundsätzlich konnten Bergedorfstempel auf zwei verschiedene Weisen auf Hamburgische Marken oder Ganzsachen kommen.

Die erste bestand darin, dass ein Brief in Hamburg frankiert mit eine Marke, bzw. eine hamburgische Ganzsache, in Hamburg am Berliner Bahnhof in den bergedorfer Poskasten eingeworfen wurde. Der Briefkasten wurde erst in Bertgedorf geöffnet und die Wertzeichen wurden erst dort entwertet.

Die zweite Möglichkeit bestand darin, dass Briefe in Bergedorf nach Hamburg auch mit Hamburgischen Marken frei gemacht werden konnten, bzw. Hamburgische Ganzsachen in Bergedorf benutzt werden durften. Diese wurden dann ganz normal in Bergedorf entwertet.

Eine in Bergdorf benutzte Ganzsache zu ½ Schillinge kann ich hier zeigen.


Bild 1: Hamburgische Ganssache U10 n Bergedorf benutzt.

Die Ganzsache wurde am 29.1o.1867 in Bergdorf aufgegeben, das Porto für Briefe nach Hamburg wurde am 15.o6.1866 auf einen halben Schilling gesenkt, sie wurde also portorichtig verwendet.

An dem Stück lässt sich auch sicher zum Thema Qualität trefflich diskutieren, im Sachsenteil des Forums gibt es dazu ja einen eigenen Thread.
Sicher kann man es ablehnen ein solches Stück in die Sammlung aufzunehmen, da es schon deutliche Mängel hat. Wenn jemand so sammelt, ist das auch nicht verwerflich, er wird dann bei dem Sammelgebiet Bergedorf letztlich viele posthistorisch relevante Stücke (Verwendungen, Frankaturen und auch einige Stempel aus der vorphilatelistischen Zeit) nie in der Sammlung haben.
Ich gehe bei Bergdorf anders mit dem Thema um, versuche ich doch möglichst viel posthistorisch interessantes Material zusammen zu tragen. Da ist ein Brief mit einem noch nicht in der Sammlung vertretenem Absender interessant, auch wenn die Stempel nicht sehr sauber abgeschlagen sind, oder der Brief gefaltet war.
Eine Hamburgische Ganzsache, die in Bergdorf verwendet wurde ist so selten im Angebot, dass ich schon Einschränkungen in der Qualität hinnehme. Zumal wenn der Preis stimmt. Die zwei mir bisher untergekommenen Angebote waren alle nicht von einwandfreier Qualität und erheblich teurer. Letzten Endes muss man jedes Stück einzeln betrachten und abwägen, ob man einen Kompromiss eingeht oder nicht.

Beste Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
11.07.12, 22:29:31

bayern klassisch

(Gast)

Lieber vozimmer,

Zitat:
Der Briefkasten wurde erst in Bertgedorf geöffnet


war das denn ein mobiler Briefkasten? Ich wusste bisher nicht, dass es dort eine "Boite mobile" gab. Interessant!

Eine zweite Frage hätte ich noch dazu: Bergedorf war ja Condominium Hamburgs und Lübecks. Wenn also Hamburgs Marken und Ganzsachen frankaturgültig waren, waren es dann Lübecker Marken und Ganzsachen auch?

Wenn ja, kann jemand mal dergleichen zeigen?

Liebe Grüsse von bayern klassisch
12.07.12, 06:45:31

vozimmer

(Mitglied)

Lieber bayern klassisch,

Zum "Boite mobile" werde ich noch mal nachschauen, nicht dass ich mich mit den Schiffsbriefkästen auf den Kanalschiffen, die zwischen GB und Frankreich fuhren durcheinander werfe.

Zum 2. Punkt ist es denkbar, das es Verwendungen von Lübeckischen Marken gibt, sie waren aber nicht gewünscht und sind mir auch nicht bekannt.
Ein Schriftwechsel des Bürgermeisters von Bergedorf und dem Postmeister Paalzow dokumentiert das Thema.

Am 1. Dezember 186o fragt der Bürgermeister beim Amtsverwalter an, ob "Hamburg- und Lübeck-Freimarken auch hier (Bergedorf) zu kaufen sein möchten."

Das Schreiben geht weiter an den Postmeister Paalzow, der es am 8 Januar 1861 beantwortet. Kurz gesagt, Hamburgische Marken werden in Bergedorf am Schalter verkauft, Lübeckische nicht. Das Lübeckische Stadt-Post-Amt hatte anders als das Hamburgische ein entsprechendes Gesuch abgelehnt.

Liebe Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
12.07.12, 08:56:41

vozimmer

(Mitglied)

Hallo Bayern klassisch,

hier noch eine kurze Rückmeldung zum Postkasten.
Auf die Schnelle habe ich im Bergedorf-Katalog von Karl-Heinz Hornhues folgende Textstelle gefunden: "Die Post aus dem Briefkasten wurde im verschlossenen Kasten nach Bergedorf befördert und dort im Postamt mit einem Schlüssel geöffnet".

Viele Grüße, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
12.07.12, 09:38:53

bayern klassisch

(Gast)

Lieber vozimmer,

vielen Dank für die Aufklärung - so lernt man gerne. freuen

Liebe Grüsse von bayern klassisch
12.07.12, 11:07:46

Magdeburger

(Mitglied)

geändert von: Magdeburger - 12.07.12, 11:56:50

Hallo Volker

Zitat von vozimmer:
Auf die Schnelle habe ich im Bergedorf-Katalog von Karl-Heinz Hornhues folgende Textstelle gefunden: "Die Post aus dem Briefkasten wurde im verschlossenen Kasten nach Bergedorf befördert und dort im Postamt mit einem Schlüssel geöffnet".


...es scheint genauso in Preussen gewesen zu sein.
Deshalb mal etwas ausführlicher aus dem Geschäfts-Regulativ für das Post-Amt in Magdeburg des Jahres 1865:

Briefkastenleerung durch den Stadtboten
Das Wechseln der Briefkasten-Einsätze erfolgt zu denjenigen Zeiten, welche durch den Dienststundenplan festgelegt worden sind. Von welchem Briefkasten er die Einsätze zu wechseln hat, bestimmt der Vorsteher der Briefannahme.
Den Schlüssel zu den Briefkästen hat der Stadtpostbote an einer Schnur um den Hals zu tragen und, wenn er im Dienst abgelöst wird oder erkrankt, an seinen Nachfolger resp. der Brief-Annahme-Expedition zu übergeben. Verabsäumte Uebergabe der Schlüssel zieht Ordnungsstrafe nach sich.
Der Stadtpostbote hat mit den leeren Einsatzkästen, welche in der Briefannahme des Postamts resp. bei der Bahnhofs-Postexpedition aufbewahrt werden und die in den zum Tragen derselben bestimmten ledernen Riemen bereit stehen müssen, so zeitig das Dienstlocal zu verlassen, das er pünktlich zu der festgesetzten Zeit mit dem Wechseln der Einsätze beginnen kann. Früher, als zu der bestimmten Zeit, darf er unter keinen Umständen mit dem Wechseln beginnen.
Vor seinem Ausgange hat er in dem Expeditions-Locale die zum Einsetzen in die Briefkästen bestimmten messingenen Stundenplatten, welche die Angabe der Zeit des nächsten Wechsels der Einsätze enthalten, in Empfang zu nehmen. Zur Aufbewahrung dieser Platten während des Transports ist an dem ledernen Tragegurt eine Tasche von braunen Leder angebracht. Auf andere Weise dürfen die Platten nicht aufbewahrt werden. Vergißt der Stadtpostbote dieselben mitzunehmen wird er bestraft.
Bei dem Briefkasten angekommen, hat der Stadtpostbote die mitgebrachten Einsätze unmittelbar neben dem Hause an welchem sich der Briefkasten befindet, niederzusetzen, aus demselben den Einsatz und die Stundenplatte herauszuziehen, letztere in der an dem Tragegurt befindlichen Tasche in solcher Weise aufzubewahren, daß eine Vermischung dieser Platte mit den übrigen, zum Einsätzen bestimmten nicht stattfinden kann. ...
Hiernächst hat er aus dem Trageriemen den für den Briefkasten bestimmten, mit der correspondirenden Nummer in rother resp. schwarzer Farbe versehenen leeren Einsatz herauszunehmen und in den Briefkasten zu schieben, den aus dem Briefkasten entnommenen dagegen in den Tragriemen zu schnallen und endlich den Briefkasten zu schließen.
Um Irrthümer beim Austausch der gefüllten gegen die leeren Einsatzkästen zu vermeiden, kommen abwechselnd bei dem einen Umgange Kästen mit Nummern in schwarzer, bei dem nächsten Umgange dagegen solche mit Nummer in rother Farbei in Anwendung. Sollte dessen ungeachtet Verwechslungen vorkommen, so hat der Stadtpostbote strenge Bestrafungen zu gewärtigen und wird, wenn derartige Verwechslungen sich wiederholen, aus dem Dienst entlassen.
In gleicher Weise, wie hier vorgeschrieben ist, verfährt der Stadtpostbote bei allen Briefkästen, zu welchen er sich in der ihm vorgeschriebenen, genau einzuhaltenden Tour begiebt. Er darf von dieser niemals eigenmächtig abweichen und muß dieselbe, einschließlich der ordnungsgemäßen Besorgung des Geschäfts, pünktlich in der festgesetzten Frist zurücklegen. Jede unentschuldigte Versäumiß wird durch eine Strafe von ½ Sgr. für die versäumte Minute gerügt. Wiederholte unentschuldigte Versäumisse ziehen Kündigung seines Dienstverhältnisses nach sich. ...
Der Stadtpostbote hat die mitgebrachten Stundenplatten täglich einmal zu putzen und demnächst dem mit der Leerung der Einsatzkasten beauftragten Beamten zu übergeben. Auch die Briefkästen hat er täglich vermittels eines Schwammes zu reinigen. ...
Auf seinen Botengängen darf der Stadtpostbote bei Strafe der Dienstentlassung mit Annahme von Briefen, – gleichfalls ob francirt oder unfrancirt – auch selbst in der Ansicht sich nicht befassen, dieselben im Postbüreau abzuliefern, noch weniger aber, um solche selbst an die Adressaten zu bestellen. Ebensowenig ist ihm gestattet, bei diesen Gängen sich der Besorgung von Privat-Aufträgen und Bestellungen zu unterziehen. ...
Dem Stadtpostboten ist nicht gestattet, ohne Vorwissen und Genehmigung der vorgesetzten Ober-Post-Direction neben seinen Dienstverrichtungen ein bürgerliches Geschäft zu betreiben. Unter dem Vorwandte, daß die Ehefrau das Geschäft betreiben soll, darf die Einholung der Genehmigung nicht umgangen werden.
...



Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
12.07.12, 11:56:21

kulemann

(Mitglied)

Da herrschte noch Zucht und Ordnung bei den "ollen Preussen" freuen !

Freue mich über jeden Beleg für meine Heimatsammlung: (Hamburg-)Bergedorf und Kreis Herzogtum Lauenburg von Vorphila bis heute. (Alte PLZ alle 205x und 241x sowie einige 2000 (nicht Hamburg), 2061, 2071, 2401, DDR 273x und DDR 282x).
12.07.12, 22:17:57

****i********

(vom Nutzer beendet)

Hier mein bescheidener Beitrag zum Thema:

Hamburg Michel 2 und 3 mit Bergedorfer 5-Strich-Stempel.
Dateianhang:

 Hamburg 2 und 3.JPG (127.47 KByte | 14 mal heruntergeladen | 1.74 MByte Traffic)

12.07.12, 23:12:31

vozimmer

(Mitglied)

geändert von: vozimmer - 13.07.12, 08:39:44

Hallo kulemann,
ich würde eher sagen, dass man noch Verantwortung für das, was man auf der Arbeit tat, zu übernehmen hatte. freuen


Hallo ****i********,
Du untertreibst deutlich.
Zwei wunderbare Stücke!
Schöner kann der 5-Strich Stempel nicht abgeschlagen sein.

Liebe Grüße Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
13.07.12, 08:38:47
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