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admin_j

(Mitglied)

Hallo,

an einigen Stellen wurde ja schon intensiv über das Thema Stempelprüfungen diskutiert. Gerade hatten wir im BDPH Forum den Fall, dass ein echt gestempelter Satz Berlin Schwarzaufdruck als falsch bezeichnet wurde. Der Satz ist extrem Stempelfälschungsgefährdet und so liegt man mit der Vermutung "falsch" oft richtig.

Ich wurde heute um eine Stellungnahme zur den nachfolgend gezeigten Marken gebeten. An Hand der Marken können einige allgemeine Sachverhalte erklärt werden. Noch ein Vorwort: bitte bis ganz unten lesen.

Fangen wir an mit einem Satz Bundesrepublik 117-120 mit Stempeln von Mannheim. Ich habe den Stempel nicht als Vergleichsstück greifbar. An einer einzelnen Marke könnte ich mir kein Urteil bilden. Hier liegt der Stempel aber 4 x vor und da kann man einige Indizien finden. Ich habe an der 8 Pf. einige markante Stellen in den Abschlägen markiert. Das interessante ist, alle vier Abschläge zeigen die meisten Merkmale. Echte Stempelabschläge zeigen Quetschränder. Betrachten wir die Kerbe unten. Normalerweise würde man dort auch deutlich heller, den Abdruck des Metalls sehen können. Weiter unten kommen wir noch zu einem Stempel, der einen solchen Quetschrand deutlich zeigt. Nun könnte es natürlich auch sein, dass der Abschlag farbübersättigt ist. Dann sehen wir auch keine Quetschränder. Es kann aber nicht sein, dass vier Abschläge nie die Quetschränder selbst, auch Drucknähte genannt, zeigen, sondern immer an exakt den selben Stellen, die selben Ausbuchtungen. Markant ist auch der Punkt hinter Mannheim. Vielleicht kommt er im echten Stempel auch vor. Nehmen wir noch das besonders krumme "N". Die Lieferanten der Post haben nur Stempel mit sauberen Buchstaben geliefert. Die beiden "N" zeigen die Krümmung in verschiedener Ausprägung. Diese Unterschiede wäre typisch für echte Stempel. Betrachten wir noch die Unterbrechung. Bei allen vier Abschlägen ist sie genau gleich groß. Bei echten Brüchen im Außenring gibt es immer unterschiedlich hoch liegende Teile. Dadurch ist der Abstand einer solchen Unterbrechung immer etwas unterschiedlich. Hier sieht man auch eine Schräge, deutlich durch einen Quetschrand markiert. In dieser Art bricht Metall nicht. Zu guter noch die Stempelfarbe und das Datum. Die Marken waren bis 31. 3. 1951 gültig. Im Jahr sieht man von der zweiten Stelle nur einen Punkt. Der würde zu einer 1 besser passen, als zu einer 0. Die typische Stempelfarbe aus der Zeit sieht eher weniger blau aus.



Der Stempel ist jedenfalls aus Metall. Das ist gut zu erkennen am Wert zu 10 Pfennig. Dort sieht man deutlich die Quetschränder rund um die Unterbrechung. So klar kann man nicht mit einem Gummistempel stempeln.



Die 20 Pf.



Auf der 30 Pf. sieht man, dass die Stempelfarbe sehr ins Papier eindringt. Das geschieht insbesondere dann, wenn die Marken schon einmal gewaschen waren bevor sie gestempelt wurden oder wenn die Stempelfarbe auf Wasserbasis war. Letzteres gab es nicht im Postbetrieb und gewaschen wurden die Marken vor der Verwendung eher nicht.


Ohne Vergleichsmaterial sprechen die Indizien für einen Falschstempel. Am Original könnte man noch schauen, ob sich mitklischierte Quetschränder wiederholen. Leider sind die Scans etwas unscharf.

Ein Detail ist noch zu bemerken. Vor dem Wort MANNHEIM steht normalerweise die im Deutschen Reich eingeführte, zweistellige Postleitzahl. Hier sind bei allen vier Abschlägen nur Striche zu sehen. Ein echter Abschlag nach dem 31. 3. 1951 würde absolute Sicherheit geben. Gibt es keine Postleitzahl, einen Punkt hinter Mannheim, die Unterbrechung im Kreis? dann wäre der Stempel echt. Das der Stempel so aussah, darf allerdings bezweifelt werden. Einen Stempel mit vollständig ausgebrochener Postleitzahl hätte man nicht mehr verwendet.

Betrachten wir zum Schluss die Kreise des Stempels. Oben ist der Abstand deutlich enger. Es sind über 10% Unterschied im Abstand. Das habe ich bei echten Stempel noch nie gesehen. Stempel die herunterfallen bekommen Beulen. Die Kreise sind aus dem Metallblock gefräst. Die können sich nicht gegeneinander verschieben.

Was Fälscher aber gerne falsch machen, sie fotografieren die Stempel aus leicht schrägem Winkel. Dadurch entsteht genau diese Abweichung. Die Fälschung stammt aus der Zeit, als es noch keine brauchbaren Scanner gab.

Fazit: Stempel falsch.

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16.12.08, 00:48:15

admin_j

(Mitglied)

Als nächstes betrachten wir die Wohlfahrtsmarken 1951. Die 20 Pf. ist einfach echt gestempelt mit FRANKFURT (MAIN) HÖCHST 1. So sehen echte Stempel aus der Zeit aus. Unten im Außenkreis sieht man schön das hellere Stück, vom Metall des Stempels frei gedrückt. Das ist ein sauberes Stück Metall ohne Dellen. Ebenso oben zu sehen. Die Buchstaben sind sauber geschnitten. Die Sehnen verbreitert, dass ist durchaus typisch für die Stempeltype. Die Sehnen liegen gering tiefer als der Rest des Stempels, insbesondere tiefer als die Buchstaben. So werden die Sehnen immer etwas stärker beansprucht und schlagen auch immer etwas von der Seite mit ab. Durch die etwas abgerundeten Kanten fehlen dort auch typischerweise die Quetschränder.



Die 30 Pf. ist zu undeutlich gestempelt. Am Scan will ich mir keine Meinung bilden. Die Schmutzspur rechts kommt mir allerdings bekannt vor. So sieht bei mir Papier aus, das im Tintenstrahldrucker stecken bleibt. Selbst wenn der Stempel echt wäre, ist die Marke nicht für eine Sammlung geeignet. Ein Lückenfüller für 1,- bis 5,- Euro, OK.


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16.12.08, 01:00:44

admin_j

(Mitglied)

Zuletzt haben wir noch eine Marienkirche mit total fettem Stempel. Es ist der auf dieser Marke häufigere Stempel (24a) LÜBECK 1 aq, der auch in der Stempeldatenbank auf Marienkirche belegt ist. Dort ist er zwar nicht fett, aber der Abschlag ist auch früher. Auf der 10 Pf. um die es geht, sieht man oben einen so nur extrem schwer zu fälschenden Quetschrand vom Außenkreis und auch unten sind typische Merkmale des echten Stempels sichtbar. Soweit man das am Scan sagen kann, bei ECHT ist es immer etwas schwieriger, ist der Stempel auf der 10 Pf. auch echt.



Der Abschlag auf der 10 Pf traf oben zuerst aufs Papier, der Abschlag auf der 20 Pf. traf unten zuerst. Eventuell wurde der Stempel an einem anderen Schalter von einem anderen Beamten und mit anderem Stempelkissen verwendet. Es liegen einige Monate zwischen den Abschlägen.



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16.12.08, 01:18:29

Grüß Gott aus Franken! Mein erster Beitrag in diesem Forum ist eine Verständnisfrage zu dem Satz 117-120.
Die Marken wurden mir neulich angeboten, und ich bin froh, dass in diesem Forum Platz und Zeit für einen Kommentar war.
Habe ich recht verstanden, dass von einem echten Mannheimer Abschlag ein anschließend manipuliertes Foto erstellt wurde, nach dessen Vorbild dann ein neuer, falscher Stempel gefräst wurde?
Und, kann man die Fälschung, anhand der verwendeten Technik, zeitlich genauer einordnen?
Herzlichen Dank für evtl. Antworten, leomemmi
18.12.08, 16:38:46

admin_j

(Mitglied)

Hallo leomemmi,

willkommen im stampsX Forum. Um einen Falschstempel zu produzieren braucht man eine Strichzeichnung davon. Strichzeichnung bedeutet einfach, es gibt nur schwarz und weiß. Man kann nach einem Stempelabschlag auf weißem Papier suchen oder einen Abschlag auf einer Marke freistellen. Freistellen bedeutet, dass alle Bildteile der Marke auf dem Scan oder Foto, wegretuschiert werden müssen.

Heute macht man dass mit dem Computer und einer Bildbearbeitungssoftware. Danach kann man, als primitivste Form der Stempelfälschung, den Stempel auf eine Marke aufdrucken. Man klebt die Marke auf ein Blatt Papier und bedruckt dieses im Computerdrucker.

Wer keinen Scanner hat, fotografiert den freigestellten Stempel. Dann wird auch nicht gefräst, dass wäre zu teuer. Man ätzt Metall.. Die Metalloberfläche wird so behandelt, dass Säure an das Metall gelangen kann und an anderen Stellen abgestoßen wird. Das geschieht fotomechanisch, wie das Belichten von Fotopapier. Die Klischees kann man zum Beispiel bei Zeitungsverlagen herstellen lassen.

Während beim Scanner in der Regel das Bild nicht verzeichnet wird, ist bei jedem Foto aus der Hand eine perspektivische Verzeichnung da. Zusätzlich kann es noch zu kissen- oder tonnenförmiger Verzeichnung kommen.

Fälscher haben es nicht leicht. Hinzu kommt, dass der Fälscher nicht weiß, welcher Teil des Abdrucks von Dreck, welcher von Metall des Stempelgerätes und welcher von der Struktur des Stempelkissens erzeugt wurde. Fehlstellen im Stempel könnten wirklich fehlen oder nur zufällig frei geblieben sein.

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18.12.08, 17:23:09

Schönen Dank für die Erläuterungen. Die Frage nach dem Alter der Stempelfälschung hat sich eigentlich damit auch erledigt. Die Ätztechnik ist ja schon länger bekannt. leomemmi
18.12.08, 18:11:07

rklinger

(Mitglied)

geändert von: rklinger - 18.12.08, 18:56:32

Guten Abend,

mir fällt bei der Betrachtung der oberen vier Stempel noch etwas ein, was ich von den frühen Satzbriefen meines Gebietes Neue Hebriden her kenne: So unheimlich viele Wohlfahrtspflegesätze wird der Postbeamte am 22.4. um 10:00 nicht gestempelt haben. Annahme: wenn sie echt gestempelt wurden, waren sie wohl euf EINEM Brief. Welcher Postbeamte dreht wohl den Stempel in der Hand zwischen den vier Stempelungen? Bei den Satzbriefen aus der Südsee waren die dazu immer zu faul. Da haben alle Abstempelungen den gleichen Drehwinkel.
Viele Grüße, Roland


https://www.stampsx.com/forum/upload.php?post_id=2214&topic_id=&board_id=&



Dateianhang:

 g090315.jpg (68.01 KByte | 24 mal heruntergeladen | 1.59 MByte Traffic)


Roland Klinger Postgeschichte New Hebrides (Neue Hebriden, heute Vanuatu) und Solomon Islands (Salomonen).
18.12.08, 18:51:21

admin_j

(Mitglied)

Hallo,

die Fragen nach Stempelprüfungen tauchen immer wieder auf. Trotzdem war dieser Thread hier längere Zeit unbenutzt.

Ich will die Gelegenheit nutzen, eine Marke mit Stempel vorzustellen. Die Frage lautet zunächst einmal, was ist von dem Stempel zu halten?
Dateianhang:

 berlin-nw-40-maikundgebung-1-mai-1951-frieden-in-freiheit-stern-stern-400.jpg (49.84 KByte | 57 mal heruntergeladen | 2.77 MByte Traffic)


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18.01.11, 23:29:08

ehemaliges Mitglied

(Mitglied)

Hallo Jürgen,

finde ich echt gut, so ne` Art workshop, da kann man nur dazu lernen. Wenn`s erlaubt ist takte ich mal ganz gewagt auf, denn zu diesem Thema habe ich wirklich massive Wissenslücken.

Ich als absoluter Laie in Sachen Stempel "echt oder falsch" sehe einen Abschlag, der von einem offenbar professionell gefertigten Gerät stammt. Es ist ein unbeschädigter Sonderstempel, welcher die auf einem Schreibpapierstück angebrachte Marke (als Gefälligkeitsabschlag ?) natürlich so gut wie möglich treffen sollte.

Somit ist er nicht zu schwach auch nicht zu satt geworden, stellenweise fehlen die Übergänge auf`s Papier, was aber normal sein müsste, wie bspw. auch die kleinen Quetschrandstellchen unten. Ich tippe insofern mal keck auf echt.

+ Gruß

vom *****r
18.01.11, 23:47:49

Thorsten

(Mitglied)

Schwer - der erste Eindruck war echt. Mich stören aber Stellen die aussehen wie übermalt zum Beispiel unten im G am Ende von Maikundgebung. DAs N von NW 40 ist krumm.
Insofern - leider weis ich es nicht mit Bestimmtheit.
19.01.11, 00:32:02
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