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18.11.12, 12:41:44

carolinus

(Mitglied)

Hallo zusammen,

vielleicht ist dieser Brief aus 1854 ganz einfach zu erklären, mir bereitet er aber seit geraumer Zeit etwas Kopfzerbrechen.



Ein Francovermerk ist nicht zu sehen, ich gehe von einem Portobrief aus. Ein Frankobrief hätte für die Entfernung Frankfurt Braunschweig, die mehr als 30 Meilen beträgt, zur Zeit des Postvereins mit 3 sgr. frankiert werden müssen. Als Portobrief wurde 1 sgr. Aufschlag erhoben. Der Empfänger hätte also 4 sgr. bezahlen müssen.

4 sgr. wurden in blau notiert. Da in Braunschweig zu dieser Zeit in Gutegroschen bezahlt wurde, musste reduziert werden. 4 sgr. wurden lt. Tabelle reduziert in 3 ggr. und 3 pf., somit 3¼ ggr.

Diese wurden in Rötel notiert – mit etwas Fantasie kann man es lesen.

Der Brief ging nach Blekenstedt (Bleckenstedt) bei Immendorf bei Wolfenbüttel – also in den Landzustellbereich. Dafür waren 1854 6 ggr. Landzustellgebühr zu zahlen.

Somit hatte der Empfänger 3 3/4 ggr. zu zahlen.

Rätselhaft und seltsam ist aber die Notierung auf der Siegelseite: 3 gr. 6 pf. Landporto 3 pf.

Gerne weitere Vorschläge und Ideen. Dazu auch die Frage nach der Notierung "pro 3 1/2" in rot oben.

Viele Grüße,
carolinus




Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
18.11.12, 12:42:44

yellowstamp

(Mitglied)

geändert von: yellowstamp - 18.11.12, 14:04:41

Hallo,

welche Bedeutung hat denn der rote Farbstiftbetrag 3, doppelt unterstrichen? Sind das evtl. die drei sgr. für einen Frankobrief?

Viele Grüße, Gabi

PS.: nur ein Versuch, ohne Wissenshintergrund. mit Augen rollen

yellowstamp

18.11.12, 14:03:52

carolinus

(Mitglied)

Hallo Gabi,

ich finde es toll, wie du dich hier einbringst. Deine Frage zur Spezialisierung wirst du im Laufe der Zeit selbst beantworten können. Das dauert eine Zeit, geht dann aber automatisch.

Nun zu deiner Frage.

Ob rot (mit Rötelstift) oder blau notiert wurde, wechselte im Laufe der Jahre häufig. Und es war wohl auch in vielen Staaten unterschiedlich.

Unterscheiden muss aber zwischen Francobriefen und Portobriefen.

Bei Francobriefen wurde vom Absender das Franco bezahlt. Dabei ist es egal, ob mit Marken frankiert wurde oder bar.

Den heutigen Ausdruck Porto, muss man dabei für die damalige Zeit unbedingt vermeiden!

Portobriefe wurde vom Adressat bezahlt, der Brief wurde zugestellt, und es wurde die entsprechende Taxe bezahlt – oder manchmal auch nicht. Dann ging der Brief retour.

Bei Francobriefen stand im allgemeinen unten links ein Vermerk (franco, fr. frei o.a.). Hier fehlt dieser. Also gehe ich von einem Portobrief aus.

Der Brief lief zur Zeit des Deutsch-Österreichischen Postvereins. Dort wurde der Versuch unternommen, einheitliche Gebühren innerhalb der teilnehmenden Staaten einzuführen.

Unterschieden wurde dabei nur nach Entfernung. Bis 10 Meilen kostete ein einfach schwerer Francobrief 1 Silbergroschen, zwischen 10 und 20 Meilen 2 Silbergroschen und darüber hinaus 3 Silbergroschen.

In den süddeutschen Staaten wurde in Kreuzer gerechnet (1 Sgr. waren 3 Kreuzer...) , in Österreich in Nkr. (1 Sgr. waren 5 Nkr.)

Unzureichend frankierte oder auch unfrankierte Briefe (Portobriefe) kosteten einen Silbergroschen mehr. Da dieser Brief nicht frankiert wurde, steht deshalb hier zunächst die blaue 4.

Jetzt kommt hinzu, dass jeder teilnehmende Staat seine eigene Währung hatte. Die 4 Silbergroschen – das war die Währung im Postverein – wurden also in die braunschweigische Währung (Gutegroschen) umgerechnet. 1 Taler waren 30 Silbergroschen und 24 Gutegroschen. Der Gutegroschen war also 1,25 mal so viel wert.

Um die Umrechnung zu erleichtern, gab es Reduktionstabellen. Hier konnte der Beamte einfach nachlesen. 4 Silbergroschen entsprachen nach dieser Tabelle 3 Ggr. und 3 Pfg., also 3¼ Ggr.

Zwei Anmerkungen:
- 1 Groschen waren 12 Pfennige
- Das ist gerundet und mathematisch nicht ganz korrekt, da es nur (4:1,25) = 3,2 Ggr. waren

Das ist die Notierung in Rötel auf der Vorderseite. Die beiden Striche haben wohl keine Bedeutung.

Viele Grüße,
carolinus


Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
18.11.12, 14:43:26

Magdeburger

(Mitglied)

Lieber Carolinus

bis zu der Reduzierung von 4 Sgr in 3 1/4 Ggr ist, denke ich, alles klar.

Die Frage bleibt, wie die restlichen Notierungen zu klären wären. Soweit ich gelesen hatte, betrug das Ortsbestellgeld 1/4 Ggr bzw. 3 Pfennige. Du schreibst, das Landbestellgeld betrug 6 Pfennige.

Im letzterem Falle, ist also die Gesamtforderung 3 Ggr 9 Pfennige. Diese wurde auch in Summe siegelseitig notiert.
Theoretisch wäre denkbar, dass erst "falsch" Porto von 3 1/4 Ggr + 1/4 Ggr Ortsbestellgeld in Summe notiert wurden. Da es jedoch in den Landbestellbezirk ging, addierte man weitere 3 Pfennige hinzu.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
18.11.12, 16:01:49

carolinus

(Mitglied)

Lieber Ulf,

das wäre eine wirklich plausible Erklärung. freuen

Beste Grüße,
carolinus

Dann bliebe noch die rote Notierung pro 3 1/2

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
18.11.12, 16:17:26
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