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carolinus

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Zitat von Magdeburger:
... mit Bleistift notiert worden. Auch wenn solche Angaben mit Vorsicht zu geniesen sind, orientiere ich mich ein wenig danach ...

Lieber Ulf,

solche Bleistiftnotierungen zeigen in aller Regel das früheste Jahr der Verwendung. Danach sollte man sich definitiv nicht orientieren. Ich radiere diese sofort weg.

Beste Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
08.06.14, 18:21:48

hackhard

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Wenn es auch lange gedauert hat hier etwas neues dazu:
Zitat von Magdeburger:
Hallo Eckhard

meine Vermutung war, dass es sich um einen Wertbrief handelt. Davor könnte dann .... 70 Rt Kirchengeld stehen.

Die 41 dürfte dann eine Kartierungsnummer sein. Siegelseitig scheint Auslage 8 Groschen zu stehen. Mal sehen was sich noch ergibt!

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf


Die 41 sind nach vergleichen mit anderen Briefen aus dieser Zeit 4 Pf Bestellgeld, siehe Anhang
Dateianhang (verkleinert):

 WOLFENBUTTEL 1_Wahle.1808.24.09.jpg (374.7 KByte | 7 mal heruntergeladen | 2.56 MByte Traffic)

16.08.14, 22:58:42

carolinus

(Mitglied)

Hallo zusammen,

ich freue mich, heute mal wieder einen Postort vorstellen zu können. Die Intervalle zwischen den Berichten werden leider größer, da ich nur Orte zeigen möchte, deren Stempel ich weitgehend vollständig dokumentieren kann. Mit der Zeit wird dies schwieriger.

Delligsen wurde bereits Mitte des 9. Jhdt. Als „Disaldishusen“ in den Archiven im Kloster Corvey urkundlich erwähnt. Anfang des 15. Jhdts. ging die Herrschaft an die Welfen über. Die Industrialisierung des Orts begann 1691 mit dem Bau einer Papiermühle, die daraus entstandene Papierfabrik produzierte noch bis 1999. Die Eisenerzvorkommen im Hils wurden ab 1736 in der Friedrich-Carls-Hütte abgebaut. Bekannt sind die Orte dieser Gegend aber durch die Glashütte, der benachbarte Ort Grünenplan ist heute noch dafür berühmt.

Die frühe Industriealisierung ab Anfang des 17. Jhdts. prägte nachhaltig das Gesicht der Dörfer im Hils. Ab 1802 führt Delligsen den Titel "Flecken". 1846 hatte der Ort 1421 Einwohner. Seit dem 16. Jhdt. wurden Delligsen vom Amt Greene verwaltet. Im 20. Jhdt. gehörte die Gemeinde zum Kreis Gandersheim. Mit Auflösung dieses Landkreises 1974 wurden die Hilsorte als Einheitsgemeinde Flecken Delligsen dem Landkreis Holzminden zugeordnet.

Delligsen bekam am 1. Juli 1846 eine Postexpedition und erhielt damit einen Zweikreisstempel (23 mm) mit Datumstrich, der bis 1851 in schwarz und von 1851 bis 1853 in blau vorliegt. Das Datum wurde handschriftlich mit schwarzer Tinte eingefügt. Abschläge in schwarz sind schon nicht häufig, der Stempel in blau ist noch deutlich seltener, hier dokumentiert auf einem vollständigen Brief vom 11.02.1853 aus dem Ort Carlshütte, s.o.



Warum diese Stempel so selten sind, wird klar, wenn man bedenkt, dass bereits ab 1854 ein Rechteckstempel eingeführt wurde. Die Stempelfarbe war blau, erst im letzten Jahr der braunschweigischen Zeit kehrte man zur schwarzen Farbe zurück.

Die Abschläge in beiden Farben auf Postanweisungen, der Abschlag der späten Farbe schwarz ist vom August 1867.



Ab 1856 wurden die Marken mit dem Nummernstempel „11.“ entwertet.



Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
11.12.14, 15:26:44

carolinus

(Mitglied)

Hallo zusammen,

ich freue mich, diesen Thread weiterführen zu können.

Vorwohle wurde urkundlich als Vorwolde 1580 als ein zum Amt Wickensen gehörender Ort erwähnt. Das benachbarte Mainzholzen, ebenfalls an der Straße Gandersheim, Stadtoldendorf, Holzminden gelegen, erhielt 1854 eine Postwärterei und wurde am 1. August 1857 Postexpedition. Durch die Eröffnung der Bahnstrecke von Kreiensen nach Holzminden ging am 10. Oktober 1865 die Postexpedition an die mit der Eisenbahn verbundene Postanstalt in Vorwohle über. Damit verbunden erhielt der Ort einen Zweikreisstempel mit Datum, Jahreszahl und Stundenangabe, der bis zum Ende der braunschweigischen Post mit blauer Farbe benutzt wurde.

Abgebildet ist ein Abschlag dieses K2 auf einer Postanweisung vom 07. Feb. 1866 nach Eschershausen sowie eine späte Nachverwendung aus 1890. Unterschrieben wurden die Postanweisung vom Postmeister Carl Schmalz, der die Expedition bis in das Jahr 1866 leitete. Abgelöst wurde er in diesem Jahr von Wilhelm Sölter.



Entwertet wurden die Marke mit dem von Mainzholzen übernommenen sehr seltenen Nummernstempel „49“, der wohl in Mainzholzen nur in schwarz, in Vorwohle in blau abgeschlagen wurde.



Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
28.02.15, 10:53:27

carolinus

(Mitglied)

Mit Bodenburg kann ich den Thread nun weiterführen. Bodenburg gehört heute zu Bad Salzdetfurth. Urkundlich erwähnt wurde "die Bodenburg" um 1140. Dabei waren die Ritter der Bodenburg durchaus auch als Raubritter bekannt und berüchtigt. Im 14. Jhdt. begaben sich die Besitzer der Burg in die Dienste der Braunschweigischen Herzöge, was ständige Streitereien mit den Hildesheimer Bischöfen nach sich zog. 1675 erhielt Bodenburg das Marktrecht und wurde seitdem „Flecken Bodenburg“ genannt.

Bodenburg lag als braunschweigische Exklave auf dem Gebiet Hannovers. Bis 1850 bestand in Bodenburg eine hannoversche Postablage. Soweit Briefe für die braunschweigische Post bestimmt waren, wurden sie über die hannoversche Poststation Lamspringe ins braunschweigische Gandersheim geleitet.

Zwischen 1830 und 1850 wurden Briefe in Bodenburg mit einem handschriftlichen Ortsvermerk teilweise auch mit Datum versehen – immer in roter Tinte. Manche Briefe weisen auch den Vermerk „de Lamspringe“ auf. Obwohl diese Belege strenggenommen keine braunschweigischen sind, möchte ich sie doch an dieser Stelle zeigen.



Weitere Belege finden sich in dem Thread Handschriftliche Ortsangaben von Bodenburg und Amelungsborn

Am 1. Mai 1850 ist in Bodenburg eine braunschweigische Postexpedition eingerichtet worden. Zu gleicher Zeit erhielt der Ort einen Zweikreisstempel mit Datumsstrich. Die Stempelfarbe ist schwarz, der Eintrag des Datums erfolgte mit roter Tinte. Briefe aus der Zeit bis zur Einführung der Freimarken sind selten. Nach Einführung der Freimarken ist der Stempel bis 1854 in blauer Farbe verwendet worden.




Einen Rechteckstempel erhielt der Ort 1854 – mit Ortsnamen, Zahlendatum, Stern und Stundenangabe. Die Stempelfarbe war bis 1867 stets blau.





Die Briefmarken wurden ab 1856 mit dem Balkenzahlenstempel 5. Entwertet.



Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
13.08.16, 15:43:39

carolinus

(Mitglied)

Dann möchte ich heute Calvörde vorstellen. Der Ort wurde 1196 erstmals urkundlich erwähnt. Er lag an der Lüneburger Heerstraße, eine mittelalterlichen Frachtstraße von Leipzig über Halle, Magdeburg, Haldensleben, Uelzen bis Lüneburg. Eine weitere wichtige Handelsstraße führte von Braunschweig nach Calvörde. Im 13. Jhdt. wurde eine Burg Calvörde erwähnt, die heute aber längst nicht mehr existiert. 1571 wurden die Burg und der Ort unter Herzog Julius Teil des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel.

Calvörde war eine braunschweigische Exklave auf preußischem Gebiet und hatte um 1850 etwa 1800 Einwohner. Schon 1746 wurde eine Fahrpost von Braunschweig über Vorsfelde, Lehre, Bahrdorf und Velpke nach Calvörde eingerichtet, die anfangs einmal wöchentlich verkehrte. Wenige Briefe mit handschriftlicher Ortsangabe „v. Calvörde“, „Calvorde“ bzw. „Calv“ existieren zwischen 1785 und 1820.

In der westphälischen Zeit gehörte das Amt Calvörde zum Departement der Elbe. In dieser Zeit bekam der Ort den ersten Poststempel, einen Langstempel in der Schreibweise „Calvoerde“. Dieser Einzeiler hatte eine lange Verwendungszeit, Abschläge sind noch bis 1853 bekannt.

Als Beispiel hier ein Francobrief ins benachbarte Preußen. Die Ortsangabe zeigt eine interessante Adresse, „Iesenschnibe“ (Isenschnibbe), der Name der Burg Gardelegen. Zum Zeitpunkt des Briefs (1845) war diese allerdings schon längst verschwunden.





Mindestens seit 1827 existierte ein zweiter Einzeiler in der gleichen Schreibweise, der etwas kürzer war. Als Beispiel zeige ich einen Postschein mit einem sehr späten Abschlag in blau.




Dieses zweite Gerät dürfte allerdings deutlich früher als 1827 beschafft worden sein, da Abschläge eines dritten Langstempels – diesmal in der Schreibweise „Calvörde“ bereits seit 1826 bekannt sind. Neben der veränderten Schreibweise ist dieser Stempel deutlich größer. Er wurde bis zum Ende der braunschweigischen Zeit benutzt.




Ein vierter sehr kleiner Langstempel ebenfalls in der Schreibweise „Calvörde“ ist auf Brief noch nicht gefunden und möglicherweise nur im Innendienst nach 1867 verwendet worden.




Hier alle vier bekannten Einzeiler untereinandergelegt.




Einen Rechteckstempel erhielt Calvörde im Dezember 1850.





Ab 1861 verwendete die Expedition zusätzlich einen Zweikreisstempel mit Tag, Monat, Jahr und Stundenangabe, in der braunschweigischen Zeit meist in blau abgeschlagen.

Hier der Abschlag auf einer preußischen Retour-Recepisse nach Gardelegen.




Noch weit in die Zeit des Deutschen Reichs wurde dieser Stempel nachverwendet.




Ab 1856 wurden die Marken mit dem Nummernstempel 10 entwertet.



Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
14.08.16, 11:24:59

helmstedt333

(Mitglied)

Calvörde handschriftlich 1817
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22.08.16, 10:15:30

lehrling

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Hallo,
vielleicht können wir den von Carolinus begonnenen thread fortsetzen, es fehlt ja noch ein Teil der Orte.
Ich mache mal mit AMELUNXSBORN weiter, vom einst bedeutendem Zisterzienserkloster war nur noch ein kleines Klostergut mit 1874 gerade mal 160 Einwohnern übrig, die renommierte Klosterschule nach Holzminden verlegt.
Von 1825 bis 1843 und von 1846 bis 1849 existierte dort eine Postwärterei. Zwischen April 1840 bis Juli 1842 führte Amelunxborn, heute Amelungsborn, einen Einkreisstempel, zu den anderen Zeiten wurden die dort aufgegebenen Briefe handschriftlich gekennzeichnet.
Link zu Handschriftliche Kennzeichnung.
Laut Handbuch wurde das Datum nie ausgefüllt und der Stempel meist verschmiert und undeutlich abgeschlagen - zwei Angaben, die durch den gezeigten Brief bestätigt werden.

Gruß lehrling
Dateianhang (verkleinert):

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09.02.19, 14:31:05

vozimmer

(Mitglied)

Hallo lehrling,

eine schöne Idee, dieses Thema wieder zu beleben.

Danke, Volker

Volker Zimmermann, Postgeschichte Bergedorf
09.02.19, 14:44:57

lehrling

(Mitglied)

geändert von: lehrling - 08.05.19, 13:51:19

Zitat von carolinus:

Die Intervalle zwischen den Berichten werden leider größer, da ich nur Orte zeigen möchte, deren Stempel ich weitgehend vollständig dokumentieren kann. Mit der Zeit wird dies schwieriger.


Hallo,
um hier weiterzuführen, muss ich mich etwas von den hohen Vorgaben von Carolinus lösen, von den kleinen Orten fehlen mir zumeist die Balken-Nummern-Stempel.
Zudem habe ich die Hoffnung, dass auch andere mitmachen - es sind noch nicht die Hälfte der Stempel gezeigt und nicht alle davon sind selten....

Walkenried ist ein charmantes kleines Städtchen, bei dem es besonders den Klosterbezirk des ehemals größtem Zisterzienserklosters Norddeutschlands hervorzuheben gilt. Das dortige Klostermuseum ist eine Reise wert.

Eine Poststation gab es dort seit Mitte des 18. Jahrhunderts, ein Langstempel ist von 1820 - 1850 in Benutzung gewesen.
1848 ist ein Doppelkreis-Stempel mit Datum eingführt worden, der angeblich auch nachverwendet auf NDP vorkommen soll.
Der Balken-Nummern-Stempel trägt die Zahl 46.
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08.05.19, 13:49:14
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