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Hallo liebe Teilnehmer,

herzlich willkommen in diesem neuen Thema.

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Wir wünschen viel Freude am Hobby Philatelie!
18.12.13, 16:31:36

carolinus

(Mitglied)

Hallo zusammen,

adressiert wurde der folgende, am 3. Mai 1843 geschriebene Brief an den Pastor Praun in Lobmachtersen, einer damaligen Landgemeinde, heute ein Stadtteil von Salzgitter. Ich vermute, dass Lobmachtersen von Immendorf versorgt wurde, in Betracht käme allenfalls noch Salder.

Nach dem Tarif von 1833 kostete der Brief zunächst ½ ggr. für die Entfernung bis zwei Meilen, die der Aufgeber bar entrichtete, wie die Notierung frei ½ zeigt.

Der Empfänger selber musste noch das obl. Bestellgeld von 3 pf. und einen zusätzlichen Botenlohn bezahlen – Notierungen mit roter Tinte.

Bestellg.(eld) 3 pf
Boten 8 pf



Zum Inhalt



Hochehrwürdiger Pastor!

Als ich vor einiger Zeit die Ehre hatte, mich Euer Hochehrwürden gehorsamst vorzustellen und die Bitte um Berücksichtigung meiner bei Besetzung der von Ihnen zu vergebenden Schulstelle zu Lobmachtersen vorzutragen: versprachen Sie gütigst mir nähere Nachricht zukommen zu lassen. Bis jetzt habe ich jedoch noch nichts Bestimmtes über die Besetzung der Stelle erfahren, und ich erlaube mir daher, Sie in diesen Zeilen nochmals um die gütigst versprochene Nachricht gehorsamst zu bitten.

Diese Stelle, deren Besitz schon wegen der Nähe Wolfenbüttels mir sehr angenehm wäre, würde meinen Wünschen um so mehr entsprechen, wenn, wie ich von Ihnen erfahren habe, der Plan, daß in einigen Jahren daselbst eine Orgel gebaut werden soll, zur Ausführung käme, denn Orgelspielen ist eine meiner liebsten Beschäftigungen.

Zugleich möchte ich Euer Hochehrwürden auch wol um Zurückgabe des vom Herrn Director Ludwig ausgestellten Zeugnisses bitten, damit, wenn ich vielleicht ein solches wieder nöthig haben sollte, ich den Herrn Director nicht nochmals belästigen muß.In der angenehmen Hoffnung, doch wenigstens die Erlaubnis zu erhalten, eine etwaige Probe mitzumachen, empfiehlt sich Ihnen Wohlwollen mit vollkommenster Hochachtung

Euer Hochehrwürden
gehorsamster C. Gürbich

Wolfenbüttel, den 3ten Mai 1843


Offensichtlich konnte Herr Gürbich noch im selben Jahr eine Stelle als Lehrer besetzen, wie folgende Passage in „Allgemeine Zeitung des Judentums“ beweist, die gut zu dem Briefinhalt passt. Ob es die Stelle in Lobmachtersen war, habe ich aber nicht herausgefunden.



Viele Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
18.12.13, 16:32:36

hackhard

(Mitglied)

Hallo Carolinus,

Lobmachtersen gehörte seit Beginn der Landzustellung bis 31.12.1860 zum Landbestellbezirk von Immendorf, danach Wolfenbüttel bis 1872 und dann zu Barum.

Salder selber hat ab 1.4.1851 (Eröffnung) den Westteil des ehemaligen LAndzustellbereich von Immendorf übernommen.

Grüße

hackhard
20.12.13, 15:31:50

hackhard

(Mitglied)

P.S.: Besonders interessant ist der Neben dem Bestellgeld von 3 Pf genannte Botenlohn von 8 GPf und das korrekte Porto 1/2 GGr. Bestellgeld und Botenlohn in der für Immendorf typischen Schrift und Tintenfarbe.
20.12.13, 15:36:39

carolinus

(Mitglied)

Hallo hackhard,

besten Dank für deine Bestätigung und Erläuterung.

Viele Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
20.12.13, 18:59:39

carolinus

(Mitglied)

Hallo,
zu der Landpostbestellung gab es im letzten Rundbrief der ARGE einen interessanten Artikel von Ulrich Brunke - „Die Landpostbotenbestellung von Postsendungen im Distributionsbezirk des Postamtes Wolfenbüttel im Zeitraum 1833-1867“. Durch den Beitrag angeregt, komme ich noch einmal auf den oben gezeigten Brief zurück.

Erläutert werden insgesamt die Tarife in vier Zeiträumen. In der ersten Periode von 1833 bis zum 30.04.1853, in die auch dieser Brief eingeordnet ist, galt, dass für Brief und Paket bis zu 16 Loth ein Landporto von 6 Pfennigen erhoben wurde.



§ 212 regelte, dass der Botenlohn für den Landpostboten zu Orten, in denen keine Postanstalt eingerichtet war, von der Postdirektion je nach Umständen und Entfernung festzulegen sei.



Außer im Landzustellbereich des Hauptpostamtes Braunschweig, in der es ab Ende 1836 feste Bestelltouren und Landportobeträge (6 Pfennig für den einfachen Brief) gab, verwendeten die anderen Braunschweigischen Postanstalten bis 1853 uneinheitliche Landpostgebühren.

Wie @hackhard schon schrieb, wurde Lobmachtersen von Immendorf versorgt. Der dortige Posthalter Ferdinand Niehoff legte die Landgebühr nach der Entfernung fest. Die Beträge dafür reichten von 4 Pf. bis 1 Gr. Lobmachtersen liegt von Immendorf gut 2 Meilen entfernt, hierfür wurden als Botenlohn 8 Pfennige berechnet.

Aus den Originalverzeichnissen der Landbriefbestellungen bei den Herzoglich Braunschweigischen Postanstalten für das Kreisgebiet Wolfenbüttel zeigt Herr Brunke die folgende Tabelle, die die zwei Touren für den Landbriefträger in Immendorf dokumentieren. Lobmachtersen war der fünfte Ort der 1. Tour.


Quelle:ARGE Hannover und Braunschweig - Rundbrief Nr. 72

Gruß carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
13.04.14, 11:43:57

hackhard

(Mitglied)

Hallo Carolinus,

auf der letzten Arge Tagung gab es einen hervorragenden Vortrag zum Bestellgeld im allgemeinen bei Braunschweig.

Wenn ich das richtig verstanden habe, konnten Briefe im Landbestellbereich auch "per Eilboten", also außerhalb der Bestelltour gegen zusätzliches Geld nach ermessen des Postexpeditienten zugestellt werden.

Es könnte hier so sein:
Empfänger gleich "Abholer", deshalb nur 3 Pf Bestellgeld.
Für diesen Brief aber wegen taggleicher Sonderzustellung 8 Pf individuell extra. Gleiches Bestellgeld habe ich auch auf Briefen nach Salder gesehen, etwa gleiche Entfernung.

Insofern Korrektur zu meiner anfänglichen Aussage 3 Pf Botenlohn, diese waren im Landzustellbereich die "Zustellgebühr" als Aufbewahrungsgebühr für Selbstabholer.

Hoffe es hilft weiter und regt die Diskussion an.
Grüße
Hackhard
13.04.14, 22:35:19

lehrling

(Mitglied)

Hallo, hier ein Brief nach Salder mit Bestellgeld und Botenlohn, Gruß lehrling
Dateianhang (verkleinert):

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14.04.14, 19:17:43

carolinus

(Mitglied)

Hallo lehrling,

er handelt sich bei deinem Brief um einen Postvorschussbrief über 2 Thaler und 18 ggr. Dafür wurde eine Procura von 4½ ggr berechnet und notiert - Die Procuragebühr betrug 1/2 Sgr je angefangenen Thaler, mindestens jedoch 1 Sgr. Somit ergeben sich aus Summe von Gebühren und Procura die notierten 70 ½ ggr.

Hinzukam noch Porto und Bestellgeld. Der Empfänger in Salder musste schlussendlich die notierten 3 Thaler und 8 Pfennig, bezahlen.

Der Brief hat also keinesfalls etwas mit Landzustellung und Botenlohn zu tun, eingeordnet werden sollte der schöne Brief in diesen Thread:

Postvorschussbriefe Braunschweig, Hannover und Preußen

Viele Grüße,
carolinus

Grüße aus Braunschweig, der Stadt Heinrichs des Löwen
15.04.14, 06:45:53
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