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admin_j

(Mitglied)

Hallo,

Claus Petry hat die Lösung gefunden freuen

Kurz und knapp: die gezeigte Marke wurde in drei Druckgängen, aber von nur zwei Platten, hergestellt.

Was den Eindruck einer doppelten Prägung hervorruft, lässt sich an den oben gezeigten Bildern vollständig nachvollziehen.

Während es von der Kopftype I und II jeweils Platten für Medaillon mit Prägung gab, sind bei Kopftype III Medaillon und Rahmen zusammen. Das kann man am Bild des Galvanos sehen und es seht auch richtig in der Literatur. Die Marken wurden in nur zwei Druckgängen mit einmal Grün und einmal Rot mit Prägung, hergestellt.

Im Gegensatz zu der Prägung bei Brustschildmarken, wurde hier nicht mit Matritze und Patritze gearbeitet. Das lässt sich aus jedem Helgoland-Original mit dem Oval, leicht feststellen. Es wurde immer das Oval gedruckt und gleichzeitig die Prägung verursacht.

Betrachten wir das Galvano. Die Medaillonplatten der anderen Typen sehen genauso aus, lediglich der Rahmen fehlt vollständig. Die Stellen an denen nichts druckt liegen tiefer. Die Ovale drucken Farbe, liegen also auf der Platte oben. Die Umrisse des Kopfs stehen ebenfalls oben. Die Stellen, die für die Prägung sorgen, liegen tiefer. Die Druckplatten werden mit Walzen eingefärbt, die natürlich nur die Oberfläche färben (außer es tropft etwas hinunter). Der tiefer liegende Teil mit dem Relief der Prägung, bekommt keine Farbe ab. Die Prägung entsteht dadurch, dass sich unter dem Papier Material befindet, welches etwas mehr als die Tiefe der Prägung nachgeben kann. Dabei können diese weicheren Stellen durchaus auf jeweils etwa das Oval beschränkt gewesen sein. Da es im Laufe der verschiedenen Ausgaben unterschiedlich tief geprägte Rahmenzeichnungen gibt, kann man auch davon ausgehen, dass unterschiedliches Material zum Einsatz kam.

Betrachten wir ein Extrem. Nehmen wir an, unter dem Papier befindet sich eine Metallplatte. Von oben kommt das Galvano und druckt die rote Farbe ins Papier. Über der Druckebene liegt zwar noch die Prägung, aber die Metallplatte verhindert jedes tiefere Eindringen der Platte ins Papier. Die Folge sind Marken, die den vollständigen Druck zeigen, aber überhaupt keine Prägung.

Bei den Hamburger Neudrucken, Auflage "B", hergestellt im Jahr 1893, könnten die Drucker anfangs einfach vergessen haben, entsprechende Unterlagen in die Maschine zu bauen. Vielleicht wollte Herr Goldner auch nur ein paar Abarten herstellen. Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, die fehlende Prägung wurde bei der zuerst gezeigten Marke in diesem Thema, nachträglich angebracht.

Wie schon geschrieben, gab es von der Kopftype III, die bei diesen Marken vorliegt, keine Medaillonplatte. Deshalb muss man ganz einfach mit der Platte für den Rotdruck nochmals "drucken". Das geht auch ganz einfach. Bei dem Durchgang für die Prägung wurde die Platte einfach nicht eingefärbt. Mit der dann eingebrachten, erforderlich weicheren Unterlage, prägte sich die Oberfläche der Platte in das Papier ein. Man sieht das nicht nur an der Kopfprägung, sondern auch an der Schrift. Rechts ist das besonders gut zu erkennen.

Nachfolgend ein Bild der Rückseite, diesmal von der vollständigen Marke. Man sieht, wo die Drucker weichere Teile eingebaut hatten. Ganz so sorgfältig, wie in der Reichsdruckerei war man nicht. Man arbeitete nicht das Oval heraus. Immerhin wurden aber waagrecht Streifen, vermutlich aus härterem Holz verarbeitet. Innerhalb der roten Pfeile war weicheres Material, vielleicht eine Filzmatte auf Holz. So drückten sich wenigstens die waagrechten Schriftteile nicht durch. Unten an den "LL" von SCHILLING gibt es aber doch eine kleine Prägung. Da könnte das Holz etwa weicher gewesen sein. Der gesamte Untergrund muss auch wieder auf einer weicheren Unterlage gewesen sein. Vermutlich einfach dickerer Filz, sonst wäre jeweils am harten Material Schluss gewesen.



Zum besseren Verständnis noch ein schnell gemaltes Bildchen des Materialaufbaus im Idealfall.



Kurz noch ein paar Antworten auf nicht gestellte Fragen freuen

Frage: Weshalb ist die Prägung farblos? Antwort: Die Prägung liegt tiefer in der Druckplatte, als die einfärbbare Oberfläche. Die starren Farbwalzen können nur die oberste Oberfläche einfärben

Frage: wie kann ohne Gegenstück geprägt werden? Antwort: nachgebendes Material bildet das Gegenstück

Frage: weshalb ist das gezeigte Phänomen nicht irgendein Zufall? Druckfarbe geht genau bis zum Beginn der Prägung. Ein flaches, farbloses Teil ist nicht möglich, siehe Gesicht

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06.12.14, 15:16:31

siegfried spiegel

(Mitglied)

geändert von: siegfried spiegel - 06.12.14, 15:38:22

Ich wage mal einen Erklärungsversuch:
Sämtliche Neudrucke, egal ob in Berlin, Leipzig oder Hamburg gedruckt, wurden auf Veranlassung des Hamburger Briefmarkenhändlers Julius Goldner mit den Originalplatten hergestellt. Auf Grund dubioser Machenschaften war Goldner der Eigentümer dieser Druckplatten.
Bei den Originalen, den Berliner Neudrucken und bei den Leipziger Neudrucken funktionierte der Druck mit dem von Jürgen abgebildeten Galvanos noch einwandfrei. Der Prägedruck des Kopfes wurde gleichzeitig mit dem Rotdruck ausgeführt, da die Gegenplatte, die den Kopf ausprägte in gutem Zustand war. Auf Grund der Abnutzung der Gegenplatte wurde jedoch im Laufe der Hamburger Neudruckauflagen diese Kopfprägung immer schlechter oder überhaupt nicht mehr geprägt, so dass die Drucker in einem separaten weiteren Druckgang den Kopf nochmal prägten. Wenn diese Prägeplatten dann nicht genau in den vorher schon vorhandenen ungeprägten Kopf passten, dann entstand diese verschobene Doppelprägung.
Dateianhang:

 HND Nr. 7 Auflage A durchstochen, Feld 21.jpg (102.95 KByte | 10 mal heruntergeladen | 1.01 MByte Traffic)

06.12.14, 15:31:37

admin_j

(Mitglied)

Hallo Siegfried,

es gab keine Gegenplatte, die auch die Kopfprägung als Relief gehabt hätte. In Beitrag oben habe ich es beschrieben. Die "Gegenplatte" ist ein Aufbau aus unterschiedlichem Material, der im Idealfall dafür sorgt, dass Papier in die ausgehöhlte Kopfprägung gepresst werden kann, aber verhindert, dass der Rahmen auch eingeprägt wird.

Fehlt ein solcher Aufbau, entsteht gar keine Prägung.

Eventuell wird alles verständlicher, wenn man mit der Nr. 2 anfängt. Eine Marke, die scheinbar wie die Nr. 7 aussieht, aber in drei Druckgängen hergestellt wurde. Da wurde der Rahmen gedruckt, dazu die grünen Zwickel und dann das Medaillon mit der Prägung, von einer separaten Medaillonplatte.

Bei der Nr. 2, durchstochen und mit Kopftype I, gibt es fast immer dezentrierte Ovale. Dezentriert zum Rahmen.

Bereits ab den Originalen der Nr. 7, ebenfalls einer 1 Schilling rot/grün, jetzt aber gezähnt, wird nur noch von zwei Platten gedruckt. Die eine Platte besorgt die grünen Zwickel, die andere den Rotdruck samt der Prägung.

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06.12.14, 15:42:51

siegfried spiegel

(Mitglied)

Dann hat halt die Hamburger Druckerei Schlotke & Co. das offensichtlich anders gedruckt, als die vorhergehenden Druckereien. Vielleicht hat man herumexperimentiert bis es geklappt hat, da es ja auch Neudrucke ohne Kopfprägung gibt.
Dateianhang (verkleinert):

 HND Nr. 1 II - 6 Auflage A unperforiert mit Unterrand.jpg (235.52 KByte | 11 mal heruntergeladen | 2.53 MByte Traffic)

Dateianhang (verkleinert):

 HND Nr. 1 II - 6 Auflage A Gründruck geschnitten.jpg (186 KByte | 5 mal heruntergeladen | 930 KByte Traffic)

06.12.14, 15:53:09

admin_j

(Mitglied)

Hallo Siegfried,

vielen Dank für das Zeigen der ungeprägten Drucke. Auch die nur im Gründruck, statt rot, ausgeführte Marke, wurde einfach nur auf einer harten Unterlage, von der bekannten Galvanoplatte gedruckt.

Ob eine Prägung erscheint, hängt bei diesen Ausgaben nur von dem Untergrund ab, auf dem das zu bedruckende Papier liegt. Ist der Untergrund hart, gibt es keine Möglichkeit, die Platte so lange tiefer zu pressen, bis auch die eingravierte Prägung das Papier beeinflussen kann.

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06.12.14, 16:07:09

admin_j

(Mitglied)

Hallo,

ich will hier noch das Gegenstück zu den Marken zeigen, bei denen noch ein Durchgang mit der Druckplatte für Rot und Prägung fehlt. Auf diesem Werbezettel für Druckereizubehör ist die Platte einmal blind eingeprägt. Das heißt, hier wurde ohne Druckfarbe aber mit weicher Unterlage unter dem Papier, einmal gedruckt.

Rückseitig schimmert noch ein Gründruck durch. Entweder war Goldner ein ziemlicher Witzbold oder die Drucker waren richtige Pfeifen. Vielleicht trifft auch beides zu freuen

Im Bild eine Marke aus dem Bogen, dann ein Viererblock daraus und zuletzt der ganze Bogen.







Fazit: hat man genügend Material, auch Druckphasen und ähnliches, kann man die Herstellung einfach rekonstruieren.

Das ein getrennter Rotdruck und Prägedruck völlig sinnlos war, sollte sich erschlossen haben.

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06.12.14, 16:40:33

siegfried spiegel

(Mitglied)

geändert von: siegfried spiegel - 06.12.14, 16:55:49

Zitat von admin_j:

Das ein getrennter Rotdruck und Prägedruck völlig sinnlos war, sollte sich erschlossen haben.


Nöö, ich hab doch nicht Drucker gelernt. Ich hab auch keine Ahnung, wozu man zum Drucken Firnis braucht.
06.12.14, 16:54:49

admin_j

(Mitglied)

Hallo,

einen lustigen Druck will ich noch zeigen. Dabei handelt es sich keineswegs um Königin Viktoria mit dicken Backen, sondern um die Prägung spiegelverkehrt. Das geschieht nicht mit einer geheimnisvollen Druckplatte, sondern indem man das Papier mit der Rückseite nach oben in die Druckmaschine legt.


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06.12.14, 16:54:53

admin_j

(Mitglied)

Zitat von admin_j:

Das ein getrennter Rotdruck und Prägedruck völlig sinnlos war, sollte sich erschlossen haben.


Nöö, ich hab doch nicht Drucker gelernt. Ich hab auch keine Ahnung, wozu man zum Drucken Firnis braucht.


Hallo Siegfried,

hier liegen die Beiträge ja nur Sekunden auseinander. freuen

Zeige doch bitte einmal das Randstück von hinten. Mir scheint das ein guter Beleg für eine gut gearbeitete Unterlage, die nur die Prägung im Oval erscheinen lässt, die Buchstaben aber nicht. Durch die Technik der Unterlage aus unterschiedlichem Material, wirken die Drucke fast so, wie von drei Platten gedruckt. Es gab nur gar keine Medaillonplatte in Type III. Die Rahmen waren immer drumherum.

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06.12.14, 16:59:24

siegfried spiegel

(Mitglied)

Hier die Rückseite, außer Gummierung seh ich nichts.
Dateianhang (verkleinert):

 HND Nr. 1 II - 6 Auflage A unperforiert mit Unterrand von hinten.jpg (857.05 KByte | 11 mal heruntergeladen | 9.21 MByte Traffic)

06.12.14, 17:06:42
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