Angebotene Aufdruckmarken der Bizone, insbesondere auf der Ziffernserie, sind bei teuren Einzelmarken oder Sätzen, ohne neueren Befund oder Attest, überwiegend falsch. Diese Fälschungen sind meist „altsigniert", zum Beispiel mit „SB“, „Richter“, „Ing. Becker.“ oder „Dr. Dub“. Die Signaturen sind leider überwiegend auch nur Urkundenfälschungen der echten Signaturen. Häufig werden bei Angeboten im Internet nur unzureichend große Bilder gezeigt, angebliche Signaturen gar nicht oder zu klein und bei als echt angebotenen Stücken im „kleingedruckten“ Eigenschaften wie „ungeprüft“ oder unsinnige „AGB“ und natürlich „keine Rücknahme“ geschrieben. Besonders gewiefte „private“ Anbieter gewähren sogar ein Rückgaberecht. Erkennt der Käufer die Fälschung oder ergibt eine zeitnahe Prüfung als Ergebnis „Aufdruck falsch“ oder „Stempel falsch“, dann wird einfach der Kaufpreis erstattet und die Fälschung wieder angeboten. Diese Anbieter suchen keinen Ärger, sie suchen nur Opfer.
Im Sommer 1948 wurde zum 21.6.1948 in den drei Westzonen die Währungsreform durchgeführt. 15 Oberpostdirektionen beauftragten jeweils eine private Druckerei mit Aufdrucken im Buchdruck, auf die bisher gültigen Kontrollratsausgaben. Dabei gab es zwei unterschiedliche Aufdruckarten, den Bandaufdruck und den Netzaufdruck. In diesem Beitrag geht es um den Bandaufdruck. Dafür wurde eine Zeile mit 30 Posthörnchen gezeichnet, oben und unten mit einem endlosen Band aus Kettengliedern. Die Zeichnung wurde zunächst für fünf Klischees unter einander verwendet und davon eine Kopie gemacht, die dann für 10 Markenreihen den gesamten Bogen auf einmal überdruckten.
Bei einer der zwei Platten für fünf Markenreihen wurden ein paar Kettenglieder unten beschädigt. Beim Druck entstand ein waagrechter Strich unter etwa 4 Kettengliedern. Marken von diesem Feld tragen den sogenannten Primärfehler I AF P III und kommen entweder auf Feld 49 oder Feld 99 eines Bogens einmal vor. Durch die ursprüngliche Zeichnung gibt es noch zwei weitere Abweichung vom Rest der Zeichnung. Der Primärfehler I AF P I zeigt, meist auf Spalte 3 des Bogens, einen gebogenen Strich zwischen zwei unteren Gliedern. Der Primärfehler I AF P II zeigt, größtenteils auf Spalte 7 des Bogens, in der oberen Reihe der Kettenglieder, zwei Glieder in gleicher Richtung nach rechts ausgerichtet.
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Auf dem folgenden Bild ist ein Ausschnitt ohne Primärfehler oder sonstige Abweichungen zu sehen. Die einzelnen Posthörner stilisieren bei Punkt 1. Blitze, bei Punkt 2. Bommeln an den Kordelenden, Punkt 3. zeigt das Mundstück, Punkt 4. den Trichter des Horns und Punkt 5. steht in der Mitte von vier Kordelwindungen. Die erste Kordelwindung zeigt nach links unten, die zweite zeigt senkrecht nach unten oder minimal nach links. Die beiden Windungen rechts zeigen nach rechts unten. Wenn die zweite Windung von links gesehen etwas nach rechts unten zeigen sollte, ist der Aufdruck falsch, falls das Band waagrecht über die Marke geht. Es gibt auch leicht schräg laufende echte Aufdrucke.
Zur Fälschung der Aufdrucke werden praktisch immer echte Urmarken verwendet, die zu sehr niedrigen Preisen beliebig zur Verfügung stehen. Neben den falschen Aufdrucken sind auch falsche Signaturen auf diesen Fälschungen häufig. Da die Aufdruckmarken schon kurz nach dem Ausverkauf der echten Stücke gefälscht wurden, sind die Altsignaturen von Dr. Dub und Ing. Becker (in Schreibschrift) häufig anzutreffen. Im Bild die echte Signatur Dr. Dub und eine Fälschung. Diese falsche Signatur zeigt beim ersten „D“ statt der Serifen, den Strichen nach links oben und unten am „D“, Kurven, die Serifen vortäuschen. Ebenfalls markant ist das viel dünnere „u“, das links höher ist als rechts.
Auf dem nächsten Bild sind insgesamt drei weitere Urkundenfälschungen von Prüfzeichen angebracht. Dreimal eine Prüfzeichenfälschung „Dr. Dub“ fast völlig ohne Serifen und mit einem „u“, das fast nur aus zwei dickeren senkrechten Strichen besteht. Das erste „D“ erinnert eher an die Form eines Flitzebogens. Die Prüfzeichenfälschung „Ing. Becker.“ ist unten am besten zu sehen. Darunter befindet sich noch kaum lesbar „Schlegel“. Diese Signatur gibt es auch in echt, dann allerdings sehr viel besser lesbar, aus der Zeit vor dem BPP.
Im nächsten Bild sind zwei 80 Pf. Ziffern mit Bandaufdruck zu sehen. Links ein echter Aufdruck, rechts ein falscher Aufdruck. Der falsche Aufdruck zeigt sogar den Primärfehler AF P II, was bei den Fälschungen nur selten vorkommt. Meist sind die Primärfehler nicht vorhanden, obwohl sie auf etwas über 20 % der Marken vorkommen. Im direkten Vergleich sind einige Unterschiede gut zu erkennen. Die Linienstärke ist bei Originalen größtenteils gleich, bei Fälschungen schwankt die Linienstärke oft erheblich. Die Trichter sind bei Originalen mehrheitlich korrekt geformte Ellipsen, bei Fälschungen schwankt die Form häufig. Zackig geformte Blitze, die bei Originalen selten wie ein Strich mit Kugeln aussehen, sind bei Fälschungen häufig nur gerade Striche mit ein paar Ausbuchtungen. Die Fälschung unten ist ausgesucht gefährlich, da sie eine komplett echte Zeichnung zeigt, wenn man von den unterschiedlich dicken Linien absieht und den verformten Trichtern und den missglückten Blitzen. Die meisten Fälschungen zeigen Posthörner und Ketten in beliebigen Anordnungen. Originale zeigen im Prinzip maximal 11 Möglichkeiten von Stellungen der Posthörner und der Kettenglieder zueinander. Tatsächlich gibt es keine gleichmäßigen Abstände der Posthörner zueinander oder identisch angeordnete Kettenglieder zu einzelnen Posthörnern. Wer einen waagrechten Zehnerstreifen zum Vergleich hat, kann so schon virtuell feststellen, welche Aufdrucke gar nicht echt sein können.
Über einen längeren Zeitraum wurden über mindestens sieben verschiedene Ebay-Accounts eines Werner G. aus R. und über eine Preisliste, die den Sendungen des Anbieters beiliegen, die Offsetdruckfälschungen zu etwas weniger als dem halben Marktpreis für echte Marken, verkauft. Soweit diese „Käufe“ bewertet wurden, waren die Opfer mit dem Einkauf zufrieden. Offenbar sehen die Fälschungen echt genug aus und die Urkundenfälschung der Signatur wird für eine Prüfung gehalten. Die Marken sind mit der im nächsten Bild gezeigten Aufdruckfälschung im Offsetdruck versehen. Die Zähnung ist hervorragend und die Marken sind alle mit der im ersten Bild gezeigten Urkundenfälschung der Signatur von Dr. Dub versehen.
Diese Offsetdruckfälschungen sind daran zu erkennen, dass keine durch unterschiedlich vom Schriftmetall herausgequetschte Druckerschwärze, für unregelmäßige Außenkanten der Linien sorgt. Zudem sind auch hier die Linienstärken zwischen Kettengliedern und Posthörnern unterschiedlich. Die Linien der Kettenglieder sind im Verhältnis zu dünn. Außerdem sind alle Posthörner, samt Bommeln und Blitzen, exakt gleich geformt und stehen im exakt gleichen Winkel. Bei echten Aufdrucken sind die Abstände, die Höhe und der Winkel, in dem das Posthorn genau steht, immer etwas unterschiedlich.
Im Februar 2022 wurden wieder Aufdruckfälschungen aus dem Computerdrucker von unterschiedlichen Anbietern auf Ebay angeboten. Das bedrucken der echten Urmarken in einem Computerdrucker führt häufig dazu, dass Teile des Aufdrucks leicht verschommen scheinen oder ganz ausgefallen sind. Bei genügend großen Artikelbildern kann man auch die Pixel sehen. Diese falschen Aufdrucke haben in jedem Fall "weichere" Kanten. Beim Buchdruck gibt es harte Kanten durch die herstellungsbedingten Drucknähte, auch Quetschränder genannt. Meist nehmen unbedruckte Teile der Urmaken auch die Druckertinte besser an, als bereits bedruckte Teile der Briefmarken. Diese wirken dann bei den Fälschungen fetter gedruckt.
Jürgen Kraft, 26.2.2022