Von den Briefmarken Bergedorfs gibt es sehr viel mehr Fälschungen, Neudrucke/Nachdrucke und falsche Stempel, als Originalmarken.
Deshalb sind auch von den Marken die ungeprüft angeboten werden, fast alle falsch. Von den Marken die eine sogenannte Altsignatur tragen, sind sicher auch noch über die Hälfte falsch. Mit Hilfe dieser Anleitung kann man jedoch meist die Spreu vom Weizen trennen.
Alle Marken stehen im gleichen Größenverhältnis. Das Format der Marken wächst mit der Wertstufe. Alle Formate variieren, sogar im selben Bogen, abhänig vom Bogenfeld. So kann Höhe oder Breite bis zu einem Millimeter abweichen. Die absolute Größe ist kein Echtheitsmerkmal. Die Behauptung in Katalogen, die 1/2 SCHILLING auf blau wäre klar kleiner, als die grünlichblaue Marke (im Michel als mittelpreußischblau bezeichnet), kann wahr sein, muss es aber nicht. Sucht man nach einer großen Michel-Nummer 1b und einer kleinen 1a, ist der Größenangabe anders herum!
Ich verwende absichtlich den Begriff (privater) Neudruck, da die Drucke des Händlers Moens vom Originaldruckstein abstammen. Ein Nachdruck ist nachgeahmt und kann jede beliebige Fälschung sein.
Die Nr. 1 wurde in den Jahren 1872 und 1887 von Umdrucken des echten Ursteins neu gedruckt. Beide Neudrucke sind leicht am "A" in POSTMARKE zu erkennen. Der Querstrich fehlt! Oben rechts, im "N" von "EIN", ist immer ein schwarzer Punkt.
Der Neudruck von 1872 kann auf schlechten Scans mit dem Original verwechselt werden. In der Vergrößerung sieht
man den fehlenden Querstrich gut.
Bei der Auflage von 1872 ist der Adlerkopf fast schwarz. Oben im Bild ist eine besonders dunkle Marke zu sehen.
Die häufigere Auflage von 1887 zeigt einen helleren Adlerkopf. Wie der ausfallen kann,
zeigt sehr schön der folgende Viererblock.
Die Nr. 2 wurde in den Jahren 1872, 1887 und 1888 von Umdrucken des echten Ursteins neu gedruckt.
Kennzeichen des Neudrucks von 1872: Die vier Einsen in den Ecken haben stark nach links verlängerte, waagrechte
Fußstriche, die nach oben gebogen sind. Alle Neudrucke der Nr. 2 haben rechts am Turm einen nach unten gebogenen Strich.
Kennzeichen des Neudrucks von 1887: Wertziffern als senkrechte Rechtecke
Kennzeichen des Neudrucks von 1888: Druckbild fast wie beim Original aber nur Reste von Wellenlinien im Kettenkreis und der
bei allen Neudrucken der Nr. 2 vorhandene Strich, rechts am rechten Turm.
Am einfachsten zu erkennen ist die Nr. 3. Bei dieser Marke kann man einfach an der Währungsangabe feststellen, ob es ein Neudruck sein muss. Bei Originalen heißt die Währung SCHILLING (ohne E am Ende). Bei den Neudrucken SCHILLINGE (mit E am Ende). Das kann man auch am schlechten Scan leicht erkennen!
Nachfolgend der Neudruck aus dem Jahr 1872, erkenntlich eben an dem "E"
Der Neudruck von 1887 zeigt einen Punkt über dem Adlerschnabel oder den Adler mit "Horn"
Es gibt Ganzfälschungen mit der richtigen Währungsangabe. Deshalb noch
einige zusätzliche Merkmale echter Bergedorfmarken. Das Wellenmuster im Mittelkreis
zeigt Wellen, keine Bögen. Die Kettenglieder sind alle gleich groß und tadellose, runde Kreise.
Bei Nr. 3 haben Originale und Neudrucke von Moens je 55 Kettenglieder.
Ganzfälschung mit unförmigen, aber ebenfalls 55 Kettengliedern.
Die drei Neudrucke der Drei Schillige (Nr. 4)
Neudrucke der DREI SCHILLINGE gibt es aus den Jahren 1872, 1887 und 1888. Beim Oiginal ist die rechte Senkrechte des "M" durch Strichelchen abgetrennt, bei den Neudrucken nie. Bei den Neudrucken fehlt auch das Wellenmuster des Hintergrundes unter Kopf und Hals des Adlers. Es gibt weitere Merkmale der Originale, siehe oben.
Nachfolgend die Merkmale der verschiedenen Neudruckauflagen der DREI SCHILLINGE.
Recht ähnlich dem Original ist der Neudruck von 1872. Dieser Druck hat auch einen sehr echt ausehenden Gummi. Die blaue Farbe sieht fleckig aus, fast wie aus einem Kugelschreiber ausgelaufene, blaue Farbe.
Diese Marke ist jedoch auf bläulichem Papier gedruckt an Stelle von rosa Papier beim Original. Am unbedruckten Papier oder von der Markenrückseite, sieht man das gut. Von der Vorderseite aus gesehen, täuscht die Papierfarbe durch das Blau der Druckfarbe. Hinzu kommt, dass die Papierfarbe oft mehr oder weniger ausgewaschen ist. Oft täuscht deshalb die Papierfarbe über die Neudrucktype. Es gibt aber ein ganz einfaches Merkmal. Im Wort SCHILLINGE ist oben in den Buchstaben von SCHIL eine waagrechte Linie in Druckfarbe. Siehe nachfolgendes Detailbild.
Diesen Strich gibt es nur beim Neudruck der DREI SCHILLINGE von 1872.
Der Neudruck von 1887 ist auf lebhaft rotviolettem, ungummierten Papier gedruckt. Weil ohnehin ungummiert, wurden diese Neudrucke oft gewaschen. Der wirklich grelle Farbton unberührter Stücke, geht dabei verloren.
Wichtigestes Kennzeichen des Neudrucks von 1887 ist neben der grellen Papierfarbe, die hellgraublau wirkende Druckfarbe. Der 1872er Neudruck ist ja gut an dem Strich in SCHILLING zu erkennen. Der Neudruck von 1888 hat wieder Gummi und eine schwarzblaugrau wirkende Druckfarbe. Die Information mancher Ratgeber, man würde diesen Neudruck an den nur schwach vorhandenen Wellenlinien erkennen, ist wenig hilfreich, weil alle Neudrucke der Nr. 4 dieses Kennzeichen haben. Die Papierfarbe kann verblassen, die Druckfarbe bleibt als wichtigstes Merkmal zur Unterscheidung zwischen 1887 und 1888 Neudruck der DREI SCHILLINGE. Es gibt auch noch einen Unterschied, an dem man die drei Neudruckauflagen sogar am schwarzweiß Bild identifizieren kann. Die Auflage von 1888 hat einen Strich im C von SCHILLING von unten nach oben ins "C" hineinragend. Genau genommen kann man alleine am "C" von SCHILLING die Auflage erkennen. Nachfolgend noch eine besonders markante Marke aus dem hunderter Bogen des Neudrucks von 1887. Es ist Feld 64 des 100er Bogens. Das "A" ist rechts beschädigt und das folgende "K" in POSTMARKE ebenfalls. Das so beschädigte "A" kommt in jeder Marke der sechsten Reihe dieses Bogens vor. Also Feld 61-70.Der Neudruck der DREI SCHILLINGE von 1888
Die drei Neudrucke der Vier Schillige (Nr. 5)
Neudrucke der VIER SCHILLINGE gibt es aus den Jahren 1872, 1874 und 1887.
Die Auflagen lassen sich sehr leicht unterscheiden. Das ginge sogar ohne Bild. Beim Neudruck von 1872 ist auf 9 Uhr (also links in der Mitte) am Kreis ein Strich nach oben im inneren Kettenkreis und das R und G in BERGEDORF sind durch Punkte verbunden, meist am Fuß völlig zusammengewachsen.
Beim Neudruck von 1874 ist der Strich wieder weg. Dafür ist am Adlerkopf ein dicker Strich senkrecht. Man sagt scherzhaft dazu: Adler mit Pickelhaube.
Die Pickelhaube
Der Neudruck von 1887 sieht aus, wie der von 1872, aber mit sauber getrenntem RG