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Dr. R. Fischer Auktion 196. Nachverkauf

Norddeutscher Bund - besetzte Gebiete in Frankreich 1870/71

Freimarken für die besetzten französischen Landesteile 10.9.70 - 23.3.71, sowie den späteren Reichslanden Elsass und Deutsch-Lothringen bis 31.12.71

Originale, Nachdrucke und Fälschungen sicher und einfach selbst erkennen!

Zum Namen des Gebietes: Im Michelkatalog steht heute, Norddeutscher Bund, Okkupationsgebiete. Früher hieß es Norddeutscher Postbezirk, Elsass-Lothringen. Der Norddeutsche Bund ist der politische Überbau, der Postbezirk das räumliche Gebiet in dem die Marken gültig waren. Im deutsch-französischen Krieg 1870 bis 1873 wurden Teile Nordfrankreichs von deutschen Truppen besetzt. Das Elsass und Deutsch-Lothringen waren nur ein kleiner Teil davon. Die verbündeten Deutschen betrieben ab dem 10.9.70 mit Sitz in Nancy, später Reims, in Amtshilfe mit der Feldpost, einen zivilen Landespostdienst. Der 10. 9. 1870 ist das früheste mögliche Verwendungsdatum der ersten fünf Okkupationsmarken (vereinfachte Bezeichnung aus heutiger deutscher Sicht, entstanden aus dem Wunsch, die Ausgaben politisch korrekt zu benennen). Der französische Katalog von Yvert & Tellier nennt das Gebiet: Alsace-Lorraine (Guerre de 1870-71)

Ab dem 1. 1. 1872 waren in den Teilen, die weiterhin unter deutscher Verwaltung waren, die Marken der Deutschen Reichspost gültig, also zunächst die Brustschildausgaben.

Original mit Spitzen nach unten Wenden wir uns den Markenausgaben zu. Links im Bild ein Original. Originale sind im Buchdruck hergestellt. Der Druck zeigt Quetschränder (sogenannte "Drucknähte"). Viele Fälschungen sind jedoch auch im Buchdruck hergestellt.

Oft liest man im Zusammenhang mit diesen Briefmarken das Wort Neudruck. Nach gängiger Verwendung dieser Bezeichnung, ist damit ein Druck gemeint, der von originalem Material, den Druckstöcken, dem Urstein, eben je nach Druckverfahren, hergestellt wurde. Bei den hier später beschriebenen Nachdrucken wurden die Typen, also die Buchstaben selbst, aus neuen Lettern gesetzt. Damit handelt es sich nur um Nachahmungen, auch Nachdrucke oder schlicht Fälschungen genannt. Daran ändert sich auch nichts, wenn verschiedene Teile des Markenbildes mit originalem Material hergestellt wurden.

Einer dieser Nachdrucke wurde in der enormen Auflage von 1 Million Marken hergestellt. Diese Auflage stammt aus dem Jahr 1885. Die Marken stecken also in den ältesten, unberührten Sammlungen. Auftraggeber war der Hamburger Briefmarkenhändler Wiering. Er musste damals die Herstellungskosten der Nachdrucke bezahlen und eine Spende von 7.000,- Mark zugunsten einer sozialen Einrichtung für Postbedienstete. Dabei verwendete die Staatsdruckerei lediglich das originale Netzwerk für den Unterdruck. Schrift und Rahmen wurden neu hergestellt. Außerdem wurde ein anderes Zähnungswerkzeug für diese Nachdrucke verwendet.

Ein kompletter Satz dieser Nachdrucke ist durchaus handelsfähig. Die 7 Werte kosten mit Falz oder falsch gestempelt um 10,- Euro oder postfrisch etwa 20,- Euro, wenn sie einwandfrei gezähnt sind. Viele der Nachdrucke wurden falsch gestempelt, um sie besser verkäuflich zu machen.

Nachdruck von 1885 mit Diagonale, die auch bei Originalen vorkommen kann Die Unterschiede zwischen Originalen und Nachdrucken von 1885. In vielen Katalogen finden sich Hinweise, wie man diese Nachdrucke oder besser gesagt Fälschungen, sicher erkennen können soll. Oft sind diese Hinweise schwer verständlich und führen zu keinem sicheren Ergebnis. Im Michelkatalog ist ein Beispiel mit einer Diagonalen, die irgendwo das P schneiden soll, angeführt. Die Diagonale schneidet das P immer irgendwo. Durch den Typensatz der Originale ist das Wort POSTES unterschiedlich lang und beginnt auch an unterschiedlichen Stellen. Alleine aus diesem Grund wird das "P" immer an unterschiedlichen Stellen getroffen. Im Bild links ist eine 5 C. grün als Nachdruck von 1885 mit einer Diagonalen, wie sie auch noch bei Originalen vorkommen kann. Schneidet die Diagonale bereits den Bauch des "P" liegt ein Nachdruck vor, liegt die Diagonale noch tiefer auf dem Fuss, steigt die Wahrscheinlichkeit für ein Original.

Das Wort POSTES alleine ist sicher von einem Nachdruck aus 1885, wenn es mindestens 13 mm breit ist oder sicher ein Original, wenn es kleiner als 12,5 mm ist. Die Ursache dafür ist, dass die Buchstaben "gesperrt" stehen. Um den Abstand zu bekommen, wird zwischen die Typen (die einzelnen Buchstaben) Abstandsmaterial gesteckt. Das sind meist kleine Bleiplättchen unterschiedlicher Stärke. Man nennt diese Blättchen "Spatien". Die damals vorliegenden Teile waren nicht nur unterschiedlich stark, sondern teilweise auch verbogen, was eben das Wort noch breiter werden lässt. Ein Beispiel dazu ist noch weiter unten im Ratgeber zu finden.

Es gibt vier einfache Kennzeichen zur Unterscheidung. Jedes für sich, reicht oft schon aus, um zu einem sicheren Ergebnis zu kommen. Durch die Kombination der Merkmale, kommen wir zu einem sicheren Ergebnis. Es sind dies:

Betrachten wir aber zunächst den Unterdruck, das Netz. Mit diesen 50:50 Joker können wir schon eine gute Vorauswahl treffen. Es kommt mit Spitzen nach oben und nach unten vor.

Netzunterdruck, Spitzen nachoben Auf dem Bild links, sehen wir den normalen Unterdruck, mit Spitzen nach oben. Alle Marken mit Spitzen nach oben, sind Originale (oder eher schlechte Ganzfälschungen) und nicht die allgegenwärtigen Nachdrucke von 1885. Es kann sich allerdings noch um eine Ganzfälschung handeln. Die häufigen Nachdrucke, haben allesamt den Netzunterdruck mit Spitzen nach unten. Es soll einen Bogen mit Spitzen nach unten geben. Diese Marken stellen jedoch keine Gefahr da, sondern wären teurer als Originale. Bei Marken mit Spitzen nach unten, müssen wir die oben erwähnten Methoden zur Erkennung anwenden.

Auch die Form der Bogen und Spitzen hilft bei der Erkennung, ob es sich um ein Original oder eine Fälschung handelt. Hier hilft der Vergleich mit dem Bild links. Das Netzwerk wurde schon bei den gezähnten Marken des Norddeutschen Bunds aufgedruckt. Dort ist es allerdings, wie auch bei Preußenmarken, als unsichtbares "Geheimzeichen" angebracht. Bei Preußenmarken mit Bleisulfidschäden tritt der Unterdruck mehr oder weniger hervor. Die Richtung des Netzwerkes war nicht vorgeschrieben. Die Verteilung auf die vorhandenen Marken ist also rein zufällig.

Zusätzlich zu den oben genannten Unterschieden, können wir noch weitere "Echtheitsmerkmale" betrachten.

beim Original steht das M etwas außerhalb einer gedachten Linie
Etwas größeres "M" in CENTIMES bei den echten Marken

Um die oben genannten Maße zu überprüfen, brauchen wir Handwerkszeug. Einen Zähnungsschlüssel, der wenig bis nichts kostet und eine Messlupe, zur Not ein kleines Lineal, mit dem man einen halben Millimeter nachmessen kann. Perfekt ist ein Computer mit moderem Scanner und das Michel Perfoscop Programm, mit dessen Hilfe die folgenden Bilder erstellt wurden. Die grüne Marke ist ein Nachdruck. Die braune Marke ein Original. Beide sind in Type II, also Spitzen nach unten.

Abstand des Wortes POSTES zum linken Rand (Falsch unter 2,8 mm) Abstand des Wortes POSTES zum linken Rand (Echt: 3 mm bis 3 ½ mm)
der Abstand des Wortes POSTES zum linken Rand (Echt: 3 mm bis 3 ½ mm, Falsch unter 2,8 mm)

Länge des Wortes POSTES (Falsch 12 ½ mm bis 13 mm) Länge des Wortes POSTES (Echt: 11 mm bis 12,9 mm
die Länge des Wortes POSTES (Echt: 11 mm bis 12,9 mm, Falsch 12 ½ mm bis 13 mm)

Nachdruck von 1885 mit Zähnung 14 ½ Originale Zähne 14 ¼
Die Zähnung, hier mit der Michelsoftware vermessen. Scanner Epson Perfection 4490 Photo, kalibriert. Es geht aber im Prinzip jeder modere Scanner. Ein Zähnungsschlüssel aus Papier oder Folie hilft aber auch schon weiter.

Die Messung der Höhe verläuft zwischen den farbigen Balken oben und unten:
Messung der Höhe zwischen den Balken Die gemessene Höhe ist hier im Beispiel 21,15 mm. Die Höhe schwankt jedoch leicht, wie alle Maße. Originale haben eine typische Höhe von 21,30 mm, sind also deutlich höher, als die Nachdrucke von 1885.

1 C. oliv, Original und 5 C. grün Nachdruck 1885 Prüfstück mit angelegter Diagonalen, die zu einem falschen Ergebnis führt Hier ein Bild aus einem Prüfvorgang. Links im Bild sehen wir zwei Marken übereinander. Die grüne 5 C. (Nachdruck von 1885) liegt unten, eine 1 C. oliv liegt oben. Die 1 C. ist ein Prüfstück, dass es zu beurteilen gilt. Bei der Marke versagt der Test mit der Diagonalen aus dem Michelkatalog und auch die Messung des Wortes POSTES oder der Abstand zum linken Rand, bringen ein falsches Ergebnis. Die 1 Cent Marke ist ein Original und auch echt gestempelt. Die Verteilung der Quetschränder des Stempels lässt bereits eindeutig erkennen, dass dieser Abschlag von einem echten Gerät stammt. Die grüne 5 C. zeigt ein relativ schmales Wort "POSTES". Das Wort ist 12,87 mm breit. Die 1 Cent Marke zeigt das Wort "POSTES" in fast der gleichen breite. Dieses Original hat ein besonders breites Wort "POSTES". Da die Nachdrucke von 1885 jedoch weniger rechteckig sind als die Originale (die sind hochformatiger), kann ein geübtes Auge trotzdem sehen, dass die 1 C. ein Original ist. Wir müssen uns aber nicht auf das Auge verlassen, sondern können auch etwas messen. Wer nur einen Scan von einem Prüfstück hat, kann diesen kalibrieren. Der Unterdruck von Originalen und Nachdrucken von 1885 ist von den selben Platten gedruckt. Das habe ich bei diesem Bild gemacht. Ich habe die beiden Unterdrucke durch skalieren des einen Bildes zur Deckung gebracht. So kann ich die Marke und deren Details vermessen und vergleichen. Was man schon ohne Hilfsmittel sieht, die 1 Cent ist weniger eng gezähnt. Die Nachdrucke sind senkrecht 14,5 gezähnt, die Originale 14,25. Genau das sieht man auf dem Bild unten deutlich. Die 5 Cent grün ist enger gezähnt.


Fournierfälschung Detail der Fournierfälschung Fournierfälschung mit Falschstempel Neben diesen massenhaft vorkommenden Nachdrucken gibt es noch weitere Fälschungen. Erwähnenswert sind die Fournierfälschungen. Deren Markenbild gleicht den Originalen. Es gibt beide Typen des Unterdrucks, also mit Spitzen nach oben und Spitzen nach unten. Der Unterdruck ist jedoch meist unregelmäßig gedruckt. Die Farben sind meist etwas greller und das Papier weißer. Die Fournierfälschungen sind am einfachsten an der Linienzähnung 13 ½ zu erkennen. Zudem sind diese Marken meist falsch gestempelt. Im Bild links ist eine Fournierfälschung zu sehen, bei der die Linienzähnung an den Ecken gut erkennbar ist. Auf dem Detailbild kann man erkennen, dass der Unterdruck auch im Rahmen gut zu sehen ist und dass die Zeichnung des Unterdrucks abweichend vom Original ist.

Die Fournierfälschungen sind meist mit Falschstempeln versehen. Nachfolgend Beispiele für Falschstempel von Fournier:
Fournierstempelfälschung Bolchen Fournierstempelfälschung Colmar Fournierstempelfälschung Egisheim Fournierstempelfälschung Egisheim auf Fournierfälschung Fournierstempelfälschung Forbach Fournierstempelfälschung Geispoldsheim Fournierstempelfälschung Kayserberg Fournierstempelfälschung Kayserberg auf Fournierfälschung Fournierstempelfälschung Metz Fournierstempelfälschung Strassburg Fournierstempelfälschung Strassburg auf Fournierfälschung Fournierstempelfälschung Urbeis Fournierstempelfälschung Feldpostrelais No. 19 Fournierstempelfälschung Feldpostrelais No. 19 auf Fournierfälschung Fournierstempelfälschung Metz französische Type Fournierstempelfälschung Molsheim französische Type Fournierstempelfälschung Epinal

Weitere Falschstempel die häufig auf Nachdrucken anzutreffen sind:

Altkirch/Elsaß Lothrin (Stempel zu klein, ...gen passt nicht mehr
Avricourt (23 mm statt 24 mm, Jahreszahl viel zu hoch)
Bischweiler (Grotesk statt Antiqua)
Commercy (23 mm statt 24 mm)
Erstein (festes Datum 22. 4. 71 und zu große Schrift)
Gebweiler (festes Datum 11. 9. 71, Antiqua statt Grotesk)
Hufeisenstempel Gebweiler (gibt es nicht in echt auf diesen Marken)
Geispoldsheim (siehe Bild oben)
Gerstheim (K2 ohne Datum)
Hagenau i. Els als Hufeisenstempel (gibt es nicht in echt auf diesen Marken)
St. Kreuz im Lebertal (festes Datum 5. 8. 71 8-12N. Zu der Zeit hieß der Ort Heilig Kreuz)
Metz (siehe Bild oben)
Metzerwille (K1 müsste Text Metzerwisse haben)
Mülhausen - Elsaß - Lothringhen (Schreibfehler im Text!)
Mühlhausen K1 mit 27 mm statt 29 mm
Mutzig (Stunden in Grotesk statt Antiqua)
Nancy (23 mm statt 24 mm und Jahreszahl zu hoch)
Soissons (wie Stempel davor)
Straßburg-Avricourt (Bahnpoststempel mit zu großer Schrift)
Vallerystal (Stunden in Grotesk statt Antiqua)

Es gibt weitere Fälschungen. Zum Beispiel die "Pariser Fälschung". Die Drucke sind ebenfalls nur in Type II und mit Linienzähnung 13 1/4. Der Druck ist grob und die Marken sind meist stark dezentriert.

Fälschungen im Steindruck haben oft ein mangelhaftes Netzwerk. Es gibt auch eine Lichtdruckfälschung. Diese kann man daran erkennen, dass die Markenfarbe auch an sonst freien Stellen als Schimmer sichtbar ist. Marken die erkennbar nicht im Buchdruck hergestellt sind, müssen falsch sein.

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